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Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ausgabe 37/2022
Aktuelles
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Der aus Thermometern Thermostate macht

Dave Davis bei seinem Auftritt im Augustinum.

Comedian Dave Davis wehrte sich im Augustinum gegen negative Lebenseinstellungen

BAD NEUENAHR. TW. Dave Davis, rheinische Frohnatur mit Wurzeln in Afrika, war im Saal des Augustinums zu Gast. „Endlich“ wird er sich gedacht haben, war es doch schon der dritte Anlauf, nachdem Corona und die Flutkatastrophe bereits angesetzte Termine zunichtemachten. Mit seinem Programm „Ruhig Brauner“, wollte er vor allem eines erreichen: die rund 170 Besucher sollten den Saal mit überschwänglichem Lebensmut verlassen und sich nicht ständig in die unter Deutschen so beliebte Schmollecke verkriechen. Er wolle aus Thermometern im Saal Thermostate machen, so der ungewöhnliche Ansatz. „Dabei habt ihr hier ja erfahren, was Krise tatsächlich bedeutet“, spielte der Comedian bei seinem Versuch, die afrikanische Mentalität auf den Deutschen zu transportieren, auf die allgegenwärtige Flutkatastrophe an. Davis‘ Experiment begann schon bei der Herzinfarkt-Prophylaxe, betrat er doch mit reichlich Verspätung die Bühne im Augustinum. Na und? Der Deutsche stirbt überwiegend am Stress, den er sich mit seinen Terminen selbst macht. Also kam Davis, wann es ihm grad passte, denn „Ich komme ja noch früh genug zu spät.“ Sein erstes Rezept an diesem Abend: „Übertreibt es nicht mit der Gründlichkeit.“ Wie das gehen kann? „Pell doch erstmal ein Ei.“ Natürlich hatte der „kölsche Jung“ auch ein Beispiel für die Funktionalität seiner Empfehlungen parat: „Welche Maus in der Mausefalle bekommt den Käse? Die zweite!“

Davis sieht sein Programm, in dem der Titel „Ruhig Brauner“ als Aufforderung an ihn selbst gedacht zu sein scheint, als Soforthilfeprogramm für Deutsche. Ganz klar, dass diese nur ein „Terrorist der rheinischen Lebensfreude“ leisten kann, der immer wieder den Bogen zum Geburtsland seiner Eltern, Uganda, schlug. Auch diesen Bogen schlage die Welt immer wieder, nur in ganz anderen Zusammenhängen. „Wieso werden Epidemien immer wieder mit Afrika in Zusammenhang gebracht? Wieso heißt es ‚Affenpocken‘ oder ‚afrikanische Schweinepest‘, wieso nicht ‚Ossipest‘ oder ‚Bayernseuche‘? Berechtigte Fragen, findet Dave Davis, der mit solchen und ähnlichen Vergleichen die Lacher auf seiner Seite hatte. Auch die Weisheiten seines ugandischen Großvaters haben ihm im Leben viel geholfen. „Wieso gebt ihr euer Geld einem Affen, wenn ihr nicht klettern könnt?“ hatte der beispielsweise im Hinblick auf die Finanzkrise mal gefragt. Gerade hinsichtlich des Opas wurde Davis auch schon mal ernst. Denn die Aussage, dass man als Neugeborener alles im Herzen trägt, was für ein glückliches Leben genüge, sieht er als wichtigsten der vielen Aussagen seines Vorfahren an, der übrigens katholischer Kannibale war, also freitags nur Fischer verspeiste.

Aber genau der Einstellung der Afrikaner, die nicht reich aber glücklich seien und die den Sinn des Lebens verstanden haben, stelle sich hierzulande ein Feindbild gegenüber, dass nur dann Erfolg habe, wenn der Mensch nicht glücklich sei. Davis nannte den Kapitalismus mit seiner schrecklichen Schwägerin, der Werbung. Überall werden dem Volk eingetrichtert, dass es ihm nur dann besser gehe, wenn es doch dieses oder jenes Produkt kaufe. Im Saal wurde nun nicht mehr gelacht. Vor allem Frauen seien die Opfer. „Weil sie sich ja auch noch diese Zeitungen, wie die ‚Igitte‘ oder ‚Frau im Keller‘ kaufen.