Der Bienwald ist einzigartig mit vielfältigen Funktionen. Für die Menschen ist er Energielieferant und ein Erholungsort für Erholungssuchende.
Thema: Der Bienwald
Unendliches Grün und jede Menge Geschichte finden sich im Bienwald, dem größten Waldgebiet der pfälzischen Rheinebene. Wegen seiner außergewöhnlichen Natur ist er ein wichtiger Bestandteil im europäischen Schutzgebietsnetz „Natura 2000“. Der Bienwald, der bis auf wenige Flächen im Landkreis Germersheim liegt, ist die am besten erhaltende Schwemmfächerlandschaft Mitteleuropas. Doch wie kam der Wald zu seinem Namen? Die ersten Siedler, die Kelten, nannten den Wald in ihrer Sprache „behe“. Auf keltisch hieß das ganz einfach Wald. Die Römer setzten ihr lateinisches Wort für Wald „silva“ dazu. Daraus ergab sich „behe-silva“, was nichts anderes bedeutete als „Waldwald“ oder „Beh-Wald“. Und genauso heißt der Wald heute noch. Auf pfälzisch „Beewald“ und in der hochdeutschen Sprache „Bienwald“.
Der größte Teil des Bienwaldes befindet sich auf Wörther Gemarkung. Die Ortsgemeinden Berg, Hagenbach und Scheibenhardt liegen am Rand. Nichtdestotrotz hat der Bienwald für die Menschen in der Verbandsgemeinde eine wichtige Naherholungsfunktion. Überwiegend steht er als Staatswald im Eigentum des Landes Rheinland-Pfalz.
Politisch blickt der Bienwald auf eine bewegende und mitunter dramatische Vergangenheit zurück. Die deutsch-französische Grenzregion rückte das Waldstück häufig ins Zentrum kriegerischer Auseinandersetzungen. In den 1930er Jahren wurde auf der Linie Berg-Büchelberg-Steinfeld der Westwall mit Bunkern, vorgelagerten Minenfeldern, Panzersperren und Wassergräben durch den Bienwald gebaut. Das führte zum Verlust von vielen hundert Hektar Wald. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Bunker von den Alliierten Streitkräften gesprengt und die Minenfelder entschärft.
Für die bis 1945 aus dem früheren Forstamt Langenberg hervorgegangen Forstämter Schaidt, Hagenbach, Kandel-Süd und Kandel-Nord bestand in den Nachkriegsjahren die vordringlichste Aufgabe in der Wiederaufforstung der vielen Kahlflächen, aber auch in der umfangreichen Bereitstellung von Holz für den Wiederaufbau und die Behebung der Kriegsschäden. Vor allen in den Hungerjahren der Nachkriegszeit war der Bienwald für nicht wenige Menschen lebenswichtig. Gepflückt wurde alles, was essbar war und Holz diente als Energieträger.
Noch viele Jahre nach dem Krieg lag in den Gemeinden der Schwerpunkt der Erwerbstätigkeit in der Land- und Forstwirtschaft. Das änderte sich erst, als Ende der 1960er Jahren mit die Industriealisierung ein tiefgreifender gesellschaftlicher Wandel einsetzte. Mit der zunehmenden Zahl von Arbeitsplätzen und den besseren Verdienstmöglichkeiten in Industrie, Handel und Gewerbe nahm die Abhängigkeit der ländlichen Bevölkerung von der Land- und Forstwirtschaft starb ab. Bespielhaft war ab den 1960er Jahren die zunehmende Verdrängung von Brennholz durch Heizöl mit der Folge, dass große Mengen Totholz im Wald verblieben. Eine solche Entwicklung wäre über viele Jahrhunderte davor undenkbar gewesen.
1985 begann der Übergang zur naturnahen Waldwirtschaft. Mit dem weitgehenden Verzicht auf Kahlschläge kam es auch zwangläufig zum Rückgang der offenen Flächen. Es wurde deutlich dichter im Bienwald und in den Mittelpunkt rückte mehr und mehr dessen ökologische Bedeutung.
2004 entstand das Naturschutzgroßprojekt. Die Vielfalt der Biotope und die Tatsache, dass diese vielerorts noch weitgehend unberührt sind, machen den Bienwald zu einem besonders wertvollen und artenreichen Lebensraum. So wurden in ihm über 150 gefährdete und seltene Pflanzenarten nachgewiesen, darunter Orchideen. 86 Arten davon gelten in Rheinland-Pfalz, 72 sogar bundesweit als gefährdet. Auch die Tierwelt ist beeindruckend; der Bienwald ist das „Afrika“ der kleinen Hüpfer. Es gibt Vorkommen von 75 Prozent aller in Deutschland heimischen Amphibien. Sogar die europäische Wildkatze ist in den letzten Jahren wieder heimisch geworden. Grund genug, um als Ausflugsziel den Wanderern eine Tour auf dem Wildkatzenweg bei Scheibenhardt zu empfehlen.
In das Naturschutzprojekt sind rund 10 Millionen Euro geflossen, 70 Prozent davon übernahm der Bund, 20 Prozent das Land und die restlichen 10 Prozent die Landkreise Germersheim und Südliche Weinstraße als Projektträger. Projektabschluss ist 2022. Wie die beiden Landräte Fritz Brechtel und Dietmar Seefeldt versichern, wird das kein finaler Abschluss sein. Ein Nachfolgemanagement soll helfen, dass der Bienwald bleibt, was er heute ist. Einzigartig!