Scheibenhardt
Mit großem Interesse wurde 1993 die Meldung aufgenommen, die Verbandsgemeinde Hagenbach hat mit dem französischen Nachbarn einen Vertrag über den Anschluss an die Kläranlage in Niederlauterbach abgeschlossen. Mehrere Radiosender berichteten oder wollten in Interviews Fragen aus erster Hand beantwortet haben.
Die Verwunderung darüber war groß. Denn vor Ort wurde die Zusammenarbeit als gegebene Selbstverständlichkeit erlebt. So erhielt Neulauterburg schon seit Jahrzehnten Trinkwasser aus dem französischen Lauterbourg und könnte bis heute auch das Abwasser in die dortige Kläranlage einleiten. Mittlerweile wird der Berger Ortsteil über eine Verbundleitung nach Scheibenhardt entsorgt. Die Leitung über die Grenze ist jederzeit reaktivierbar.
Genauso selbstverständlich hatten schon die beiden Gemeinden Scheibenhard(t) 1972 zu einer gemeinsamen Kläranlage zusammengefunden. Zwanzig Jahre später hatte sie ihren Dienst getan. Der Anschluss an die Kläranlage Niederlauterbach wurde -vom Interesse der Medien einmal abgesehen- geräuschlos vollzogen und auf deutscher Seite, wenn überhaupt, als Randnotiz wahrgenommen.
Neuburg am Rhein
Schon beim Antrittsbesuch von Bürgermeister Dietmar Brand bei der Wasserwirtschaftsverwaltung in Neustadt 1988 wurde die künftige Abwasserreinigung für Neuburg angesprochen. Zum damaligen Zeitpunkt hielt die Fachbehörde einen Anschluss an die Kläranlage Hagenbach wegen der Leitungslänge für keine gute Idee. Einen Ausbau am bestehenden Standort mitten in der Wohnbebauung lehnte sie ab. Klar war auch, dass die Neuburger Kläranlage nicht dauerhaft weiterbetrieben werden konnte. Somit verblieb nur ein Neubau an anderer Stelle. Neuburgs Kläranlage wurde wie die in Hagenbach Mitte der 1960er Jahre in Betrieb genommen und entsprach nicht mehr den Regeln moderner Abwassertechnik.
Investitionsbedarf ergab sich aber auch in Hagenbach. Obwohl dort seit 1984 eine der modernsten Anlagen zu einer wesentlichen Verbesserung der Gewässergüte im Altrhein beitrug, war das den Wasserbehörden noch nicht genug. Im Zusammenhang mit dem Robbensterben in der Nordsee wurden die Vorschriften zur Einleitung von Abwasser in ein Gewässer noch einmal drastisch verschärft. Ein Ingenieurbüro untersuchte verschiedene Konzeptionen. Als die beste Lösung wurde eine gemeinsame Kläranlage an der neuen Lauter für die Ortsgemeinden Berg und Neuburg favorisiert.
Richtig anfreunden konnte sich niemand mit dem Konzept. Den Neuburgern passte der vorgeschlagene Standort nicht. Sie befürchteten Geruchsimmissionen von der neuen Kläranlage aus der Hauptwindrichtung im Südwesten. Auch die Verbandsgemeinde hatte Bedenken, nicht zuletzt wegen zu hoher Kosten. Die Wasserwirtschaftsverwaltung konnte sich nicht zu einer Empfehlung entschließen, weil die Konzeption vom abwassertechnischen Zielplan des Landes abwich. Aus diesem Grund wurden verschiedene Zwischenlösungen für Neuburg und Hagenbach überprüft. Es sollte noch einige Zeit dauern, bis eine Lösung gefunden wurde: Der Ausbau der Kläranlage Hagenbach zu einer Zentralkläranlage für drei Ortsgemeinden.
(Fortsetzung folgt)