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Ottweiler Zeitung
Ausgabe 47/2025
Die Stadt Ottweiler teilt mit
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Stolperstein-Verlegung am 13.11.2025

Bürgermeister Holger Schäfer konnte anlässlich der 6. Verlegung von Stolpersteinen, der dritten zur Erinnerung an politisch Verfolgte, zahlreiche Bürgerinnen und Bürger recht herzlich begrüßen. Mitarbeiter des Bauhofes hatten zuvor die Stolpersteine bereits verlegt, so dass die Anwesenden einen kurzen „Weg der Erinnerung“ an diesem Tag zurücklegten: von der Goethestraße durch die Tensch zum Rathausplatz.

Bei der Begrüßung hob Bürgermeister Schäfer hervor, dass Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Ottweiler unter Leitung von Barbara Schönthaler und Michelle Gaffga, die Anwesenden durch Verlesen biographischer Skizzen über das Schicksal des Ehepaares Ernst und Charlotte Pabst sowie der Familien Weirich – Fauß und Schloßer informieren. Die vorgetragenen Kurzbiographien fasste Raphael Wünsch (GO) in einem Faltblatt zusammen, das ausgeteilt wurde. Die Presbyterin der protestantischen Kirchengemeinde Ottweiler Monika Schultheis sowie Anne Budke und Elisabeth Wegmann in Begleitung von Pater Roberto, Leiter der katholischen Pfarrei Ottweiler Heiliger Geist, sprachen nach dem Verlesen der Kurzbiographien und vor der Niederlegung von Blumen Fürbitten für die Geehrten. Besonders willkommen hieß Bürgermeister Schäfer Nachfahren der Familien, deren Vorfahren sich nicht vom Nationalsozialismus vereinnahmen ließen, sondern als Angehörige der SPD oder KP sich unter Gefährdung des eigenen Lebens gegen den Anschluss des Saargebietes an Hitler-Deutschland engagierten und die den Weg nach Ottweiler gefunden haben, darunter zahlreiche Nachfahren der Familie Schloßer; Joachim und Sonja Jahn, geb. Pabst reisten mit ihrer Tochter Manuela eigens aus diesem Anlass aus Niemegk, Landkreis Potsdam-Mittelmark in Brandenburg an. Neben der Teilnahme von Schülerinnen und Schülern der weiterführenden Schulen Ottweilers zeigte auch die Reporter-AG der Galileo-Schule Bexbach, geleitet von Katrin Maier, Interesse für die Aktion Stolpersteine, insbesondere am Ablauf einer Verlegung von Stolpersteinen, so dass Tanja Dörrenbecher, die Enkelin Fritz Schloßers, heute mit ihnen den Weg nach Ottweiler fand. Wir hoffen, dass der heutige Tag das Interesse weckt, das politische Geschehen im eigenen, engeren Umfeld dauerhaft zu verfolgen. Begrüßen durfte Bürgermeister Schäfer zudem Karl Heinz Kesternich und Michael Quetting, Vorstandsmitglieder des VVN – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Landesvereinigung Saar e. V., die der Einladung zur heutigen Veranstaltung, die Sabrina Barthel (Stadt Ottweiler) und Hans-Joachim Hoffmann vorbereiteten, deshalb sehr gerne folgten, weil auch an ehemalige Mitglieder des VVN erinnert wird.

Bürgermeister Schäfer schloss seine Begrüßung mit den Worten: Möge Ihnen der Besuch der heutigen Veranstaltung die vergessenen Antifaschisten in Erinnerung rufen und bewusst machen, dass es in Ottweiler von 1933 – 1945 auch ein „anderes“ Deutschland gab, vertreten durch Persönlichkeiten, die heute zu Unrecht weitgehend vergessen sind. Mögen sie durch die Stolpersteine auf Dauer in das öffentliche Bewusstsein gelangen.

Der „Weg der Erinnerung“ begann in der Goethestraße 13 (Schulmuseum) an den Stolpersteinen für das Ehepaar Ernst und Charlotte Pabst die die bereits verlegten Steine für ihre verfolgten Kinder Berta (*1906), Otto (*1911), Kurt (*1913) und Walter (*1916) ergänzen und damit das Familienbild vervollständigen.

Die zweite Station rief das Los von Adolf, Rosa und Waldemar Weirich in Erinnerung (Tensch15), anschließend das Schicksal der Familie FAUß, und zwar von Emma Fauß geb. Keßler, Karl Alfred Fauß, Erwin Fauß und Gerd Fauß (Tenschstraße 4).

Das Haus Rathausplatz 8 bewohnte die Familie Schloßer, und zwar Heinrich Schloßer, Lydia und Fritz Schloßer, Erna Pabst geb. Schloßer sowie Dora Weyrich, geb. Schloßer. Im Zusammenhang mit dem Gedenken an die kommunistisch geprägte und deshalb verfolgte Familie Schloßer hob Bürgermeister Schäfer hervor, dass zwei Frauen eine besondere Stellung innerhalb ihrer Familie und dem damit einhergehenden Widerstand gegen den NS einnahmen: Lydia Schloßer und Emma Fauß. Sie stehen damit stellvertretend für das erwachende politische Engagement der Frauen in der Weimarer Republik.

Am Ende des „Weges der Erinnerung“ lud Bürgermeister Holger Schäfer zu einer kleinen Gedenkstunde in das Foyer des Schlosstheaters ein, die Schülerinnen und Schüler der Anton-Hanse-Gemeinschaftsschule unter Leitung von Jennifer Kurzkurt einerseits musikalisch umrahmten, andererseits durch Vortrag von Gedichten des deutsch-jüdischen Schriftstellers Hans Sahl das Schicksal der Emigranten und Remigranten damals ins Gedächtnis riefen. Damit stellen sie zugleich einen Bezug zur aktuellen Diskussion her.

Bürgermeister Holger Schäfer verdeutlichte nochmals die Intention, die die Stadt Ottweiler mit der Umsetzung der „Aktion Stolpersteine“ verbindet: „Möge Ihnen der Besuch der heutigen Veranstaltung die vergessenen Antifaschisten in Erinnerung rufen und bewusst machen, dass es in Ottweiler von 1933 – 1945 auch ein „anderes“ Deutschland gab, vertreten durch Persönlichkeiten, die heute zu Unrecht weitgehend vergessen sind. Mögen sie durch die Stolpersteine auf Dauer in das öffentliche Bewusstsein gelangen.“