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Grafschafter Zeitung
Ausgabe 33/2022
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Wald- und Vegetationsbrände im Visier

Die Wehr übte und ging mit Patschen, Löschrucksäcken oder Laubbläsern gegen Feuer auf einem Stoppelfeld vor. Das neue TLF 3000 (im Hintergrund) war immer dabei.

Neues Löschfahrzeug und Spezialausbildung bei der Grafschafter Wehr

GRAFSCHAFT. TW. Und wieder ein Jahr extremer Trockenheit: während das ganze Land auf Regen wartet, wappnen sich die Feuerwehren mehr denn je gegen Wald- und Vegetationsbrände, die überall und jederzeit ausbrechen und sich dann schnell ausbreiten können. Im Kreis Ahrweiler war es jüngst wohl eine achtlos weggeworfene Zigarette, die einen Böschungsbrand nahe Eichenbach auslöste, der schnell auf den nahen Wald übergriff. Nur wenige Tage zuvor mussten die Wehren nahe des Steinerberghauses brennende Vegetation bekämpfen. Das Thema wird im Reigen der ohnehin vielfältigen Arbeit der Wehren immer wichtiger.

Das gilt auch für eine Gemeinde, wie die Grafschaft, deren knapp 58 Kilometer Fläche von viel Wald und noch mehr Feld- und Wiesenflächen belegt sind. Ein Feuer breitet sich dort in diesem Tagen aus wie Zunder. Zum Glück blieb man davon in diesem Jahr und auch in der jüngeren Vergangenheit weitestgehend verschont, so der stellvertretende Wehrleiter Dieter Hilberath. Er stand am Samstag an einem Stoppelfeld nahe Bölingen, auf dem immer wieder Flammen aufloderten. Für die sorgte die Wehr aber selbst, und zwar in Person von Christian Schmitt vom Unternehmen Euro-Waldbrand. Schmitt leitete einen Schulungstag zum Thema der Wald- und Vegetationsbrände bei der Grafschafter Wehr. Viel Neues, aber auch Altbewährtes kam bei den Theorieeinheiten am Morgen und bei den Praxisübungen am Nachmittag zur Sprache. Vieles konnten man sich bei den Wehren in den südeuropäischen Ländern abschauen, wie das Sparen von Wasser bei der Bekämpfung von Bränden in schwer zugänglichem Gelände. Hier kamen nicht nur die neuartigen Löschrucksäcke zum Einsatz, brennende Vegetation kann sogar mit handelsüblichen Laubbläsern bekämpft werden. Die hat der Grafschafter Bauhof, der selbst einen Teil der Feuerwehr Ringen bildet, präsent. Und auch die altbewährte Feuerpatsche leistet immer noch gute Dienste.

Neu im Fuhrpark der Grafschafter Wehr ist zudem seit Kurzem ein Tanklöschfahrzeug, das in Bengen stationiert ist. Es wurde in der Planungsphase auch auf die Einsatzlage Wald- und Vegetationsbrände konzipiert. Das rund 500.000 Euro teure „TLF 3000“ mit seinen 231 Pferdestärken hat 3.000 Liter Löschwasser und 120 Liter Schaummittel an Bord, die Pumpe leistet 2.000 Liter in der Minute. Die Beladung des Unimog wurde im Rahmen der Normen insbesondere auf die in den letzten Jahren zunehmenden Unwetterlagen und Wald- und Vegetationsbrände zugeschnitten. Es gibt Löschrucksäcke, umfangreiches Material und Werkzeuge zum Freilegen von Glutnestern in Waldboden, außerdem eine Schmutzwasserpumpe, Beleuchtungssatz und Motorsäge. Zur sogenannten „Zusatzbeladung Waldbrand“ zählen zudem spezielle Schläuche und Strahlrohre zur Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung. Die Pumpe kann in langsamer Fahrt genutzt werden, um durch eine Dachluke aus dem Fahrerhaus gezielt Brände abzulöschen. Dazu kann ein Wasserwerfer mit 200 bis 2.000 Litern pro Minute kann auf dem Fahrzeugdach oder mobil betrieben werden. Das Fahrzeug ist hochgeländegängig und mit einem feuerhemmenden Unterboden sowie einer Wasserselbstschutzanlage ausgestattet. Ähnlich wie ein Straßenreinigungsfahrzeug kann aus Düsen im vorderen Bereich ein Flächenbrand bekämpft werden.

Zur Brandbekämpfung braucht es natürlich weiterhin in erster Linie Wasser. Durch die Umstellung im Einsatz- und Organisationskonzept vor ein paar Jahren, als die Wehren auf Fahrzeuge mit Löschwassertanks umgestellt wurden, können jetzt deutlich mehr Einheiten bei einer größeren Einsatzlage eigenständig und an verschiedenen Stellen einer Brandfläche zeitgleich tätig werden. Auch hier wurden Einheiten mit speziellen Schläuchen und Strahlrohren ausgestattet. Hier kommen aber auch ganz andere Helfer ins Spiel. Die Grafschafter Wehr hat bei den Landwirten des Wasserzweckverbandes Nord/Grafschaft die Bereitstellung von Wasseranhängern angefragt und in einer Liste aufgeführt. Im Einsatzfall werden die Landwirte telefonisch alarmiert. Diese bringen dann die benötigten Wasseranhänger zum vereinbarten Ort. Wenn alle alarmiert werden, stehen zusätzlich zu dem mitgeführten Wasser aus den Löschfahrzeugen weitere 108.000 Liter Wasser zur Verfügung. Und zur Zwischenlagerung kann Wasser in Faltbehältern gespeichert werden, damit die Anhänger wieder gefüllt werden können. Hierfür stehen der Wehr zwei Behälter mit 5.000 und 3.800 Liter Fassungsvermögen zur Verfügung.

Hilft das alles nichts, dann helfen die Nachbarwehren mit. Auf Kreisebene wurde der Alarmplan Wald- und Vegetationsbrände fortgeschrieben, der im Einsatzfall die Alarmierung von überörtlichen Einheiten aus dem Landkreis, aber auch darüber hinaus aus dem Leitstellenbereich Koblenz, vorsieht. Hier sind in erster Linie größere Tanklöschfahrzeuge gelistet, aber auch zusätzliche Waldbrandausstattung, Transportkomponenten zur Wasserförderung und für Personal. Ebenso werden Faltbehälter zur Zwischenspeicherung von Wasser mitgeführt. Man ist also zum einen gut aufgestellt und nun auch noch aktuell geschult.