Rettung einer Person aus dem Unterholz – da war Muskelkraft gefragt.
GRAFSCHAFT. TW. Sicherlich haben die Jugendlichen des Grafschafter Feuerwehrnachwuchses vor zwei Jahren nach der Flutkatastrophe im Ahrtal das Wort vom „Dauereinsatz“ mitbekommen. Was ein solcher Einsatz bedeutet, konnten sie nun am eigenen Leib erfahren. Denn für die Jugendfeuerwehren aus den Ausrückebereichen der Mittleren und der Oberen Grafschaft stand eine Übung an, bei der sich der kleine Zeiger der Uhr zwei Mal drehte: 24 Stunden am Stück am in Bereitschaft und unter Adrenalin, das war für die jungen Menschen ebenso spannend wie kräftezehrend. Am Ende war es weitaus mehr, als eine schöne Abwechslung in den Sommerferien.
Es ging um die Dauerbereitschaft, als an einem Freitagabend im Gelsdorfer Feuerwehrhaus Dienstpläne verteilt und Einsatztrupps auf die Fahrzeuge verteilt wurden. Da hieß es dann erst einmal, sich mit den Aufgaben und dem Material vertraut machen. Vor allem die Technik muss ständig kontrolliert werden. Und während sich die Mädchen und Jungs mit den für die bereitgestellten Fahrzeugen vertraut machten, ging schon der erste Alarm los: zwei Personen wurden vermisst. Heißt: eine Suchaktion musste gestartet und koordiniert werden. Die Jugendwehren wurden in mehrere Gruppen aufgeteilt, die in Gelsdorf und Umgebung nach den Vermissten suchten und diese auch wohlbehalten auffinden konnten. Der erste Adrenalinschub lag hinter den Teenagern.
Zur Ruhe legen, das war dann der weitere Plan, erst einmal aber musste die Kontrolle der Fahrzeuge zu Ende gebracht werden. Kaum waren die Schlafplätze eingerichtet und bezogen, gab es schon wieder Alarm, alle waren sofort wieder hellwach. Dieses Mal wurde schien es besonders brenzlig zu werden, B3-Dachstuhlbrand, dass bedeutet Großalarm, zumal fünf Personen vermisst oder verletzt gemeldet wurden. Jetzt waren höchste Konzentration und Einsatzbereitschaft gefordert. Es sollte möglichst realistisch zugehen, da musste der Nachwuchs auch unter Atemschutz arbeiten, meisterte am Ende aber auch diese Aufgabe. Es verging einige Zeit, ehe sich alle wieder in der Gelsdorfer Feuerwehrhalle einfanden und die Nachtruhe nun endlich einbrechen sollte.
Wie schon fast zu erwarten, wurde es wieder nichts mit dem Schlaf, setzte doch eine ausgelöste Brandmeldeanlage in einem Industriebetrieb im Gelsdorfer Gewerbegebiet die Jugendwehr schon wieder in Marsch. Dieses Mal war es aber ein Fehlalarm, kurz nach Eintreffen an der vermeintlichen Einsatzstelle konnte die Wehr ins Spritzenhaus zurückkehren. Natürlich waren die Wehrleute noch aufgedreht und fanden nur allmählich Ruhe. Die Erfahrungen aus den abendlichen Einsätzen mussten innerlich noch verarbeitet werden.
Immerhin blieb es auf der Jugendwache für ein paar Stunden ruhig. Aber am frühen Morgen gab es statt Kakao oder Tee und einem leckeren Brötchen schon wieder einen Einsatz. Es brannte auf einem Feld bei Esch, und da musste Wasser hin. Mittels Schwimmpumpe saugten die Jugendlichen aus dem nahegelegenen Bach Wasser an und konnten dies zum Löschen mit einem C-Strahlrohr abgegeben. Zum Glück war der Flächenbrand noch nicht allzu weit ausgedehnt und schnell bekämpft, das Frühstück hatten sich die Jugendlichen nun aber so richtig verdient.
Im Anschluss standen Arbeiten an, die außerhalb von Bergen, Löschen oder Retten liegen. Denn zum Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr gehört nicht nur die Einsatzpraxis, sondern auch die Förderung der Gemeinschaft, die Theorie sowie die Pflege von Halle, Fahrzeugen und Geräten. Es wurde Fußball gespielt, es wurden aber auch Fahrzeuge und Schläuche für den nächsten Einsatz auf gereinigt. Vielleicht kam da der nächste Alarm schon ganz gelegen, aber zu einem Einsatz kam es nicht. Denn der gemeldete Ölfilm auf einer Straße erwies sich als neuerlicher Fehlalarm, so dass die vermeintliche Bekämpfung schon während der Anfahret abgebrochen werden konnte. Schnell wurde es aber wieder ernst: die Einheit wurde zu einer hilflosen Person in einem Waldgebiet gerufen. Dort mussten sie mittels Trageliege die Person aus einer recht misslichen Lage befreien und in Sicherheit bringen. Ein schweißtreibender Job, für den Teamwork und Muskelkraft erforderlich waren. Da kam die anschließende Pizza im Gerätehaus gerade richtig.
Nach dem Mittagessen ging es auf zum Besuch der Bundeswehrfeuerwehr in Gelsdorf. In der Kaserne am Gewerbegebiet verfügt die Bundeswehr über eine eigene Löscheinheit, die die Grafschafter Wehren schon oft unterstützte. Bei den Berufs-Wehrleuten angekommen, durften sich die Jugendlichen Fahrzeuge, Halle und Atemschutzstrecke anschauen und aktiv erleben. Müde und erschöpft, aber mit vielen neuen Eindrücken ging es zurück zur Feuerwehrhalle, um den Tag ausklingen zu lassen. Um 18.30 Uhr war die 24-Stunden-Übung dann für die insgesamt 13 Jugendlichen beendet.
Jugendwartin Saskia Sonntag zeigte sich mit dem Verlauf und der Bereitschaft der Nachwuchs-Wehrleute sehr zufrieden. Natürlich schaute auch die Wehrleitung bei der Übung vorbei. Alle Einsätze starteten mit dem Erklingen eines Meldertons mit Durchsage des Einsatzes. Dies sorgte jedes Mal für Adrenalin und Aufregung. „Abschließend können wir sagen, dass die Übung der Jugendfeuerwehr ein voller Erfolg war und positiv angenommen wurde. Auch für das Jahr 2024 ist wieder eine derartige Übung geplant“, so Saskia Sonntag. Sie würde sich freuen, wenn sich noch mehr interessierte Jugendliche bei den Löschgruppen der Feuerwehr Grafschaft melden würden, Ansprechpartner in den Ortsbezirken sind die Löschgruppenführer.