Vier große Hilfszelte hinterließen am Sportplatz Leimersdorf Schäden in Höhe von 1,6 Millionen Euro.
GRAFSCHAFT. TW. Der Zustand der Sportplätze auf der Grafschaft beschäftigte die politischen Gremien der Gemeinde einmal mehr. Dort waren gleich nach der Flutkatastrophe an der Ahr die Plätze in Leimersdorf und Lantershofen für Hilfsmaßnahmen verwendet worden, wobei Schäden entstanden sind. In Leimersdorf, wo der Rat eh Gelder für eine neue Kunstrasendecke im Haushalt hatte, waren große Unterkunftszelte aufgeschlagen und mit Erdnägeln tief im Grund befestigt worden, die festgestellten Schäden belaufen sich auf 1,6 Millionen Euro. In Lantershofen hatte ein Ingenieurbüro Schäden von rund 30.000 Euro festgestellt, im Gutachten ist jedoch keine Rede von möglichen Schäden an Drainage oder Bewässerungssystem. Hier gibt es aber klare Anzeichen für weitere Beschädigungen. Für beide Plätze gab es im Vorfeld der Beratungen zur abschließenden Ratssitzung gute Nachrichten: nach einer Besichtigung mit Vertretern der ADD erhielt die Gemeinde Grafschaft die Zusage, dass die Schäden und auch die weitere Sanierung in Leimersdorf aus dem Wiederaufbaufonds der Flutkatastrophe bezahlt werden. Hier sparen Gemeinde und Fördergeber somit mehrere hunderttausend Euro Kosten ein. Zudem würde der Fonds die rund 100.000 Euro teure Umwandlung des Tennenplatzes in Lantershofen in einen Rasenplatz bezahlen. Auch das nahm der Gemeinderat wohlwollend zur Kenntnis.
Allerdings gibt es Vorbehalte gegen Rasenplätze, sind die doch vor allem in der dunklen Jahreszeit häufig nicht bespielbar und außerdem pflegeintensiv. Ein dritter Kunstrasen in der Gemeinde wäre da besser, findet zumindest Wolfgang Reuß (FDP): „Ein Rasen in Lantershofen wäre zu kurz gesprungen, die Plätze sind zwingend mit Kunstrasen zu belegen.“ Allerdings sieht der Wiederaufbau nach der Flut keine Umwandlung von Tennen- zu Kunstrasenplätzen vor, betonte Bürgermeister Achim Juchem (CDU). Diese Aussage aus dem Innenministerium dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass zahlreiche Kunstrasenbeläge an der Ahr von der Flut mitgerissen wurden. Ob man mit Ministerium oder ADD explizit auch über Lantershofen in seiner Höhenlage hinsichtlich eines Kunstrasens gesprochen habe, wurde nicht bekannt. Dass es seitens der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler eine Anfrage an die Gemeinde Grafschaft zur möglichen Mitnutzung des Lantershofener Platzes durch kreisstädtische Vereine gab, zu der man in Ringen gesprächsbereit sei, fand sich in der Verwaltungsvorlage auch nicht. Weitere Beratungen über Umbauten der Tennenplätze in Lantershofen und Bengen wurden erst einmal verschoben. Das gilt auch für den Rasenplatz in Vettelhoven, der sanierungsbedürftig ist. Die Beratungen sollen nach der Sanierung des Sportplatzes Leimersdorf fortgesetzt werden.
So sehr man sich über die ADD-Zusagen freute, so deutlich wies man eine Spende ab. Das WM-Austragungsland Katar hatte dem Fußballverband Rheinland im Frühjahr eine Million Euro für zehn Kleinspielfelder im zerstörten Ahrtal gespendet. Allerdings findet der Verband so viele Bewerbe oder Liegenschaften gar nicht. Was umgesetzt werden kann, ist in Koblenz nicht einmal bekannt: „Es entstehen in den Regionen, die von der Flut betroffen sind, an verschiedenen Standorten Mini-Spielfelder. Eine genaue Anzahl an Spielfeldern ist uns nicht bekannt, da verschiedene Organisationen hier aktiv sind“, sagt Lars Maylandt vom Fußballverband Rheinland und konkretisiert weiter: „In Bad Neuenahr und Ahrbrück konnten mit Unterstützung der FVR-Stiftung „Fußball hilft!“ und Mitteln vom DFB und der DFL sowie der Volksbank RheinAhrEifel bislang zwei Spielfelder realisiert werden. Ein weiteres Spielfeld steht in Hönningen kurz vor der Fertigstellung. Weitere Vereine werden in den nächsten Monaten beim Bau von Mini-Spielfeldern unterstützt, dann auch mit den Spendenmitteln aus Katar.“ Soll heißen: neue Kleinspielfelder an der Ahr wurden erst einmal gar nicht mit den Katar-Geldern finanziert. Nun geht man in die Peripherie, hat auch der Gemeinde Grafschaft ein solches Feld angeboten, dass nach Ansicht der dortigen Verwaltung den unebenen Bolzplatz in Karweiler ersetzen könnte. Der Karweiler Ortsbeirat sieht eine solche Spende zwar ebenfalls positiv, hätte aber lieber ein Rasen-, als ein Kunstrasenfeld. Dem schob der Gemeinderat nun aber generell einen Riegel vor, gegen die Stimmen der SPD lehnte man kategorisch eine Spende aus Katar ab. „Wir lassen uns moralische Grundsätze nicht mit Geld abkaufen“, machte Lothar Barth, der Fraktionsvorsitzende der FWG, die Meinung der Fraktion deutlich. Da nutzte es auch nichts, dass SPD-Fraktionschef Hubert Münch meinte, man brauche solche Spielfelder und habe nun die Chance sie umzusetzen. „Auch die Grafschafter Sportvereine wollen das“, so Münch. Sein Fraktionskollege Dieter Bornschlegl ergänzte, man kenne die Zustände in Katar, Deutschland verzichte aber nicht auf Gaslieferungen aus diesem Land, für die der Außenminister einen Bückling mache. Bornschlegl sprach von Doppelmoral, während Roland Schaaf (CDU) der SPD vorwarf, ein willfähriger Handlanger des Regimes von Katar zu sein.