Freuen sich auf eine gute Zusammenarbeit: Ursula Will (Leiterin der Ausgabestelle Kelsterbach), Andrea Trumpp (Regionale Diakonie Groß-Gerau/Rüsselsheim), Katja Ehrlich (stellv. Leiterin der Ausgabestelle Kelsterbach) und Tony Müller (Diakonie)
Kinder der Kita St. Martin spendeten selbstgemachtes Müsli.
Eine weihnachtliche Lebkuchenspende gab es von der Firma Würth Truck Lease.
Die Tafeln in Deutschland blicken auf ein herausforderndes Jahr zurück. Die Zahl der Menschen, die auf das Angebot der Tafeln angewiesen sind, steigt, während von Supermärkten immer weniger Lebensmittel zur Verfügung gestellt werden. Die bürokratischen Aufgaben nehmen stetig zu, gleichzeitig ist es zunehmend schwieriger, Menschen zu finden, die sich ehrenamtlich bei der Tafel engagieren. Auch bei der Kelsterbacher Ausgabestelle der Tafel Rüsselsheim kennt man diese Herausforderungen. Doch gibt es neben all den Hürden, die überwunden werden müssen, immer wieder Lichtblicke, für die sich die Verantwortlichen sehr dankbar zeigen.
So berichtet Ehrenstadträtin Ursula Will, die im Unterdorf die Ausgabestelle Kelsterbach leitet, dass die Firma Schenker bereits im fünften Jahr Weihnachtstüten gespendet hat, die beim letzten Ausgabetermin vor Heiligabend an die Kinder der berechtigten Familien verteilt wurden. „Christiane Menges sammelt in dem Betrieb Geld von den Mitarbeitern und davon werden dann kleine Geschenke für Kinder im Alter von bis zu zwölf Jahren gekauft“, so Will. In diesem Jahr wurden vor allem Socken, Mützen und Handschuhe in die Tüten gepackt. Das Ganze wurde dann mit Spielzeug, Büchern und anderen kleinen Überraschungen aus dem Bestand der Tafel aufgefüllt.
Freuen durften sich die Kinder auch über Lebkuchen-LKWs, die von der Firma Würth Truck Lease aus Dreieich bereitgestellt wurden. Und Kinder der Kita St. Martin brachten als Weihnachtsgruß für die Kunden selbstgemachtes Müsli vorbei. „Eine sehr schöne Geste, über die wir uns sehr gefreut haben“, so Will. Freude bereitete auch eine Spende der Uri-Gemeinde: Seit fünf Jahren gibt die koreanische Gemeinde die bei ihren Weihnachtskonzerten generierten Spendengelder an die Tafel. In diesem Jahr wurde das Geld an Bauer Jung übergeben, der dafür immer freitags frisches Obst und Gemüse an die Kelsterbacher Ausgabestelle liefert.
Wichtig sei weiterhin der Tafelsonntag der katholischen Kirche. „Ohne diese Spenden sehe es ziemlich mau aus für uns“, so Will. Etwa 75 Haushalte seien aktuell Kunden bei der Ausgabestelle. Rund die Hälfte von ihnen stamme aus der Ukraine. Manchmal müssten bestimmte Lebensmittel eingeteilt werden, doch noch könnten alle Kunden versorgt werden. „Aber man merkt ganz gravierend, dass der Tafel immer weniger Lebensmittel zur Verfügung stehen“, so Will. Die Geschäfte kalkulierten heute ganz anders, wobei Angebot und Nachfrage genauer aufeinander abgestimmt werden. So bleibe am Ende weniger für die Tafeln übrig. Daher sei das, was abseits dessen, was von den Supermärkten kommt, gespendet wird, immer wichtiger.
Das neue Jahr bringt eine große Veränderung für die Kelsterbacher Ausgabestelle der Tafel Rüsselsheim mit sich: Fortan ist nicht mehr die Pfarrei Heilige Familie Rüsselsheim Träger, diese Aufgabe wurde an die regionale Diakonie Groß-Gerau / Rüsselsheim übertragen. Neue Ansprechpartnerin ist Andrea Trumpp, die bereits seit Mitte Oktober in die Abläufe hineingeschnuppert hat und von Will und ihrer Stellvertreterin Katja Ehrlich eingearbeitet wurde. Sie werde insbesondere bei den bürokratischen Abläufen unterstützen, so Trumpp, werde aber natürlich auch bei den Ausgaben vor Ort sein. „Wir haben in Kelsterbach großartige Ehrenamtliche vorgefunden. Da freuen wir uns auf die Zusammenarbeit.“ Dem stimmt auch Tony Müller von der Diakonie zu: „Da wir mit der Tafel in Groß-Gerau und der Ausgabestelle in Riedstadt bereits seit 20 Jahren Erfahrungen mit dem Tafelbetrieb haben und gute Strukturen mit einem eingespielten Verwaltungsapparat aufbauen konnten, haben wir die Trägerschaft sehr gerne übernommen.“ Für ihn sei eine gute Zusammenarbeit zwischen Diakonie und Ehrenamtlichen sehr wichtig.
Für die Kunden ändere sich wenig, so Müller. Allerdings werde die Neuaufnahme von Kunden fortan nicht mehr über die Caritas laufen, sondern vor Ort im Unterdorf über die Diakonie abgewickelt. Anträge auf Neuaufnahme seien zukünftig jeweils am ersten Freitag eines Monats vormittags in der Ausgabestelle möglich.
Aktuell gibt es 42 Helferinnen und Helfer in der Ausgabestelle – davon 16, die schon seit dem Start im Jahr 2015 mit dabei sind. Weitere Hilfe sei jederzeit willkommen, so Will. Besonders Fahrer werden benötigt, die Freitagvormittags von Rüsselsheim aus die Runde fahren, um bei den Geschäften die Lebensmittel abzuholen. Da brauche es einerseits Fahrer, die auch Ansprechpartner für die Geschäfte sind, andererseits aber auch Beifahrer, die beim Tragen und Einladen der Kisten helfen. „Der Betrieb einer Tafel bedeutet heute immer mehr Arbeit, da braucht es viele Köpfe und Hände, um das zu organisieren und gemeinsam zu stemmen“, so Trumpp. (sb)