Kulturelle Kleidung und ihre vielfältige Bedeutung.
Ein Blick über die Ausstellung. Vorne ist die Menschenkette zu sehen, mit der jeder Schüler seine eigenen Assoziationen verbindet. Im Hintergrund zeigen die Stellwände, welche Inhalte Kinder und Jugendliche an der IGS mit Werten wie Toleranz verbinden.
Vom 11. bis zum 24. März sind die Internationalen Wochen gegen Rassismus. In diesen zwei Wochen finden deutschlandweit Aktionen an Schulen statt, darunter auch die IGS Kelsterbach.
Die Integrierte Gesamtschule Kelsterbach hat sich auch in diesem Jahr wieder mit vielfältigen Projekten an der Antirassismus-Aktion beteiligt. Bereits in der Vergangenheit hat die IGS tolle Aktionen gegen Rassismus und im Sinne der Vielfalt durchgeführt. Die Ergebnisse aus diesen Projekten sind seit Mittwoch im Stufensaal der Schule in einer interaktiven Ausstellung zu besichtigen. Die Ausstellung beginnt am obigen Eingang des Stufensaals und ist in Form eines Rundgangs aufgebaut. Für den interaktiven Teil gibt es zwei Arbeitsaufträge, die von den Kindern und Jugendlichen für die Ausstellung bearbeitet werden mussten.
Die Lehrer und Lehrerinnen Laila Nuri, Jacqueline Barros, Gabi Stutz, Gerald Krause, Büsra Kilic, Selem Kilic, Nursel Dimitas und Rosi Pepr leiten die Wahlpflichtfächer Pädagogik, die Arbeitsgruppe kulturelle Vielfalt, kommen aus der Schulsozialarbeit oder sind vom Bund für nachhaltige Entwicklung und haben sich für diese Aktion zur Steuerungsgruppe zusammengeschlossen.
Thematisiert wurden Bereiche wie Alltagsrassismus und wann er beginnt, um die Kinder dahingehend zu sensibilisieren, dass sie sich dagegen wehren dürfen. Aber auch kulturelle Kleidung, wann sie getragen wird und was man mit ihr aussagen kann, war ein Projektinhalt. An einer langen Tafel haben geflüchtete Kinder ihre Geschichte, ihr Leben und ihre, zum Teil negativen, Erlebnisse in Kelsterbach künstlerisch dargestellt. Unter dem Motto „Wir sind Kelsterbach“, zeigt dieses Projekt aus dem Schuljahr 2022/23, dass auch sie dazugehören. Daran knüpft das Projekt „Lieblingsorte in Kelsterbach“ aus dem Folgeschuljahr an. Dieses hat deutlich herausgearbeitet, dass sich Schüler vor allem im Bereich der Schule und der Stadt- und Schulbibliothek am meisten angenommen fühlen. Hier ist ein geschützter Bereich, in dem sie sich einbringen können.
Aus den Ergebnissen der Arbeitsaufträge ist eine Menschenkette entstanden, die die Vielfalt der Schule widerspiegelt. Die Menschenkette aus gebastelten Papiermännchen zeigt, was die Kinder und Jugendlichen mit Deutschland verbinden und auf der Rückseite, was sie mit ihrem Herkunftsland beziehungsweise dem ihrer Vorfahren verbinden. Heraus kamen zum Teil erwartbare Stereotypen. Zeigen soll diese Aufgabe aber vor allem, dass das Herz für zwei Länder schlagen kann.
„Viele vergessen, dass auch sie automatisch deutsch sind, wenn sie hier geboren wurden“, sagt Barros. Im Unterricht thematisiert sie dann, was die Schülerinnen und Schüler als typisch deutsch empfinden, aber auch, was sie bei ihren Familien stört - mit verblüffendem Ergebnis. „Dabei kommt dann heraus, dass es sie total stört, wenn man sich für 12 Uhr verabredet, die Verwandten aber erst um 13 Uhr oder noch später kommen. Oder, dass sie sich ungerecht behandelt fühlen, wenn sich jemand nicht ordentlich in der Schlange anstellt. Und auf einmal sehen sie an sich die typisch deutschen Verhaltensweisen, die sie sonst immer nur den anderen zugewiesen haben.
Überhaupt will man an der Schule mit dem Denken „Wir und die anderen“ aufräumen und mittels Begegnungsräumen Denkbarrieren abbauen. „Wir versuchen das thematisch zu entemotionalisieren“, sagt Stutz. Dies soll auch die Kultur-Pause unterstützen, die vor eineinhalb Jahren von Lehrern eingeführt wurde, aber von Schülerinnen und Schülern organisiert wird. „In diesen Pausen geht es darum, Spaß zu haben, gemeinsam etwas landestypisches zu essen und etwas über andere Kulturen zu erfahren, ganz ohne politischen Hintergrund“, erklärt Nuri.
Diese Bemühungen zeigen sich auch darin, dass die IGS im Mai 2022 das Zertifikat „Schule ohne Rassismus“ verliehen bekam. Als Pate für dieses Projekt gewann sie Said Etris Hashemi, eines der Opfer des rassistisch motivierten Anschlags in Hanau im Jahr 2020. Hashemi kam in der Folge an die Schule und unterhielt sich mit den Schülerinnen und Schülern und beantwortete ihre Fragen.
Am Ende der Ausstellung konnten die Kinder und Jugendlichen an Stellwänden ihre Gedanken zu bestimmten Schlagwörtern wie Vielfalt oder Wertschätzung notieren. „Alle Jahrgänge der Schule haben mitgemacht“, erzählt Barros. „Es war schön zu sehen, dass sich auch die Jüngsten erst einmal die Zeit genommen haben, alle schon hängenden Post-its durchzulesen, bevor sie etwas Eigenes geschrieben haben.“ Im kommenden Jahr soll es aus den Ergebnissen dieser Projekte und der Ausstellung einen Kulturabend zusammen mit der Stadt- und Schulbibliothek geben. (Text und Bilder ana)