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Kelsterbach aktuell
Ausgabe 13/2023
Seite 2
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Verwaltung sucht Bürgernähe im Bürger-Homeoffice

Die Digitalisierung städtischer Verwaltungsleistungen ist eine aktuelle Entwicklung, die viele Behördengänge überflüssig macht und die Erledigungen von der Amtsstube ins Internet verlagert. So praktisch und bequem dies ist, hat es doch auch den Nachteil, dass städtisches Verwaltungshandeln sich für die Bürgerinnen und Bürger kaum noch unmittelbar erlebbar, vielmehr in hohem Maße abstrakt darstellt. Um die Stadtverwaltung dennoch transparent und nahbar zu erhalten, startet das Kelsterbacher Rathaus ab 1. April die Aktion „Bürgernahe Verwaltung“. Dabei wird interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit eingeräumt, eine Verwaltungskraft für einen Arbeitstag bei sich zu Hause aufzunehmen und deren Tätigkeit aus nächster Nähe zu verfolgen.

Die Voraussetzungen für das Bürger-Homeoffice sind denkbar unkompliziert: Es wird ein Arbeitstisch nach DIN-Norm EN 527-1:2000, ein Bürostuhl nach DIN-Norm EN 1335-1:2002, eine elektrische Lichtquelle nach DIN-Norm EN 12464-1:2021-11, eine elektrische Stromquelle (230 Volt, vorzugsweise Ökostrom) sowie idealerweise ein LAN oder WLAN-Zugang, mindestens aber ein 56 Kilobit/Sekunde leistungsstarkes Internetmodem, benötigt. Alle notwendigen Arbeitsmaterialien - wie zum Beispiel Computer, Drucker, Mobiltelefon, Kugelschreiber, Aktenordner, Schreibpapier, Stempelkissen, Heftklammergerät, Büroklammern, Bürokaffeetasse - werden vom bürgernahen Verwaltungsmitarbeiter mitgebracht. Unverzichtbar ist das Vorhandensein einer Kaffeemaschine und magenfreundlichen, fair gehandelten Kaffeepulvers, die der Verwaltungskraft uneingeschränkt und kostenlos zur Verfügung stehen.

Die bürgernahen Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter gehen in der guten Stube der Bürgerinnen und Bürger ihren Amtsgeschäften genauso emsig und akribisch nach wie in der Amtsstube im Rathaus. Das metallische Klappern der Tastatur, das satte Klatschen des Stempels auf dem Formular und das Surren des Druckers erfüllen das Bürger-Homeoffice, genau wie der Duft frisch gebrühten Bohnenkaffees und frisch vergossenen Beamtenschweißes. Zur Mittagszeit komplettieren behördentypische Mahlzeit!-Rufe die quasi-amtliche Atmosphäre.

Die städtischen Bediensteten im bürgernahen Außeneinsatz geben im Rahmen des datenschutzrechtlich Zulässigen gerne Auskünfte und Erklärungen zu den Tätigkeiten, die sie gerade verrichten, und schaffen so für ihr Verwaltungshandeln Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung. Und selbstverständlich stehen die versierten Rathausmitarbeiterinnen und -mitarbeiter gerne für fachliche Fragen der Bürgerinnen und Bürger zu deren verwaltungsrelevanten Anliegen zur Verfügung. So lassen sich etwa Detailfragen zum privaten Bauantrag, zum Gebührenbescheid oder zur Sperrmüllanmeldung unkompliziert vor Ort auf dem kürzestmöglichen Dienstweg klären. Auch für die Verwaltung hat der Austausch mit der Bürgerschaft Vorteile: Die Rathausbeschäftigten lernen, wie der Bürger tickt und welchen Kaffee er brüht.

„Verwaltung zum Anfassen“ lautet das Motto der Bürgernähe-Aktion der Kelsterbacher Stadtverwaltung. Bürgermeister Manfred Ockel hofft auf rege Beteiligung der Kelsterbacher Bürgerinnen und Bürger, damit sich Verwaltung und Verwaltete nicht im digitalen Niemandsland verlieren, sondern sich füreinander öffnen, in den Austausch miteinander eintreten und die jeweiligen Bedürfnisse und Kaffeemaschinen kennenlernen. (wö)