Nicht elektro, aber stylisch. Ein Tuk Tuk kann auch optisch etwas hermachen.
Seit Anfang Dezember 2023 belastet er Menschen in Deutschland, die sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Arbeitsweg oder die Reise begeben wollen – der Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL). Manche sprechen schon von französischen Verhältnissen angesichts des sich ausweitenden Streiks, der parallel von den Gewerkschaften von Bahn- und Flugpersonal durchgeführt wurde.
Dass dies für Berufspendler zum Ärgernis wird, ist nachvollziehbar. Viele steigen auf den privaten PKW um, wenn möglich – und belasten damit nicht nur die Umwelt, sondern auch ihr Nervenkostüm, da sie oft zusätzliche Reisezeit durch Staus wegen vermehrten Verkehrsaufkommens einplanen müssen. Lange war sogar ungewiss, ob auch Reisen in den Osterferien mit Bahn oder Flugzeug nicht machbar sind.
Außer Frage steht nun, dass es an der Zeit ist, dass sich etwas ändert und nicht mehr passiv auf eine Einigung der beiden Streitparteien zu hoffen. Das dachten auch Mitglieder einer Arbeitsgruppe der Verwaltung, die sich extra zu diesem Zweck gegründet hat. Mit der Initiative „Alternative zu öffentlichen Verkehrsmitteln“, AZÖV, will die Stadt Kelsterbach ihre Bürgerinnen und Bürger, aber auch Kurzstreckenpendler und Touristen unterstützen, vom privaten PKW weg und bei einer öffentlich nutzbaren Variante des Personenverkehrs zu bleiben.
„Wir waren mit verschiedenen Städten in Kontakt, die dieses Konzept ebenfalls in der Erprobung haben und haben auch schon erste Gespräche einem Hersteller geführt“, verrät Bürgermeister Manfred Ockel, der dieser für Kelsterbach neuen Fortbewegung sehr positiv gegenübersteht.
Die Rede ist von elektrischen Autorikschas, kurz e-Tuk-Tuks. Bekannt sind diese Gefährte aus dem asiatischen und afrikanischen Raum als Taxis zur Beförderung von zwei bis vier Personen. Ausgestattet sind sie klassischerweise mit einem Zweitakt-Dieselmotor, dessen Tuckern ihnen den Namen gab. Die dreirädrigen Gefährte waren lange Zeit beliebt, erfüllen aber im Original nicht die Sicherheitsvorgaben für den deutschen Straßenverkehr. Hier setzt das e-Tuk Tuk an. Statt des Zweitakters ist es mit einer 72-Volt-Batterie ausgestattet und weist mit einer soliden Bauweise nicht die herkömmlichen Sicherheitsmängel auf.
Gebaut werden die e-Tuk-Tuks unter anderem von der niederländischen Firma E-Tuk Factory. Diese gibt an, dass ihre Gefährte geräuschneutral mit einer Spitzengeschwindigkeit von 45 Stundenkilometern fahren und eine Reichweite von etwa 60 Kilometern haben. Damit eignen sich die e-Tuk-Tuks nicht nur für den innerstädtischen Verkehr, sondern auch für kurze Fahrten in benachbarte Städte. Auch von Audi gibt es eine e-Tuk-Tuk-Alternative, die eine Zweitverwertung für e-tron-Batterien und eine Solarladeoption vorsieht. Diese Gefährte sollen jedoch vorerst im indischen Verkehr getestet werden.
Die elektronischen Autorikschas sollen dabei nicht in Konkurrenz zum RMV-Angebot Siggi stehen, versichert Ockel. Sie stellen eine Ergänzung dar. Besonders attraktiv als Ergänzung zur bestehenden städtischen Wagenflotte macht die e-Tuk-Tuks auch, dass sie wartungsarm sind.
Als Plusprodukt denkt die Stadt ebenfalls über die Anschaffung einer kleinen Flotte e-Tuk-Tuks für den Lastenverkehr nach. Diese könnten auch von Schulen oder Vereinen gegen Gebühr gemietet werden. Die AZÖV wird ein Ergänzungskonzept zum ebenfalls in der Mache befindlichen Nahmobilitätskonzept erarbeiten und über die städtischen Kanäle weitere Entwicklungen des transstädtischen Verkehrsbetriebs informieren. (ana, Bild Bernhard Stärck auf Pixabay)