Bei Tiefbauarbeiten im Bereich des geplanten Neubaus der Karl-Treutel-Schule wurden in der vergangenen Woche versteinerte Knochenfragmente entdeckt, die nach ersten Untersuchungen von einem Cyclotosaurus, einem Alligator-ähnlichen Riesenlurch aus der späten Trias-Ära, stammen könnten. Sollte sich diese erste Vermutung bewahrheiten, wäre dies ein paläontologischer Sensationsfund, der für das Bauvorhaben allerdings weitreichende Folgen hätte.
Zuletzt waren 2021 Knochen eines Cyclotosaurus zufällig bei Arbeiten in einem Steinbruch im mittelfränkischen Steigerwald entdeckt worden. Die Ähnlichkeit dieser Funde mit den in Kelsterbach freigelegten Knochen sei so groß, dass es nahezu ausgeschlossen sei, dass es sich bei den Überresten nicht um die des Riesenlurchs handele, erklärt der hinzugezogene Paläontologe Dr. Toni Reuther.
Mit Hilfe von Ultraschallwellen und einem hochmodernen KI-Programm, das bei Ausgrabungsarbeiten im amerikanischen Montana bereits zu beeindruckenden Ergebnissen geführt hat, soll das Bauareal nun abschnittsweise nach weiteren Knochenteilen gescannt werden. Um die Kosten für eventuell daraufhin anfallende Ausgrabungen so gering wie möglich zu halten, möchte die Stadt mit den örtlichen Kitas kooperieren. Unter Aufsicht zweier Mitarbeiter der Grube Messel sollen die Kinder so viel Erde wie möglich abtragen. Sollten die Nachwuchs-Paläontologen dabei tatsächlich auf weitere Dino-Überreste stoßen, würden für das finale Freilegen der Knochen dann sofort die Profis übernehmen, um die wertvollen Zeitzeugen nicht zu beschädigen, konstatiert Reuther. Er habe in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit der Zusammenarbeit mit örtlichen Kitas bei Ausgrabungen gemacht: „Die Kinder graben schnell und gründlich und haben dabei auch noch jede Menge Spaß.“ Für alle Kinder, die von Dinos nicht genug bekommen können, hat die Stadt- und Schulbibliothek kurzerhand einen Dino-Büchertisch zusammengestellt, dessen Inhalt nach den Osterfeiertagen bewundert und ausgeliehen werden kann.
Solange nach den Knochen gegraben wird, müssen die Bagger freilich stillstehen. In der Stadtverwaltung sieht man diesen Baustopp allerdings noch gelassen. Zum einen liege man noch immer gut im Zeitplan, zum anderen könnten finanzielle Zusatzbelastungen, die durch die Verzögerungen entstünden, durch das Erheben von Eintrittsgeldern für Schauausgrabungen oder für die exklusive Präsentation der Knochenteile im Stadtmuseum aufgefangen werden.
Über das weitere Vorgehen in dieser Sache soll bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Stadtverwaltung und Grube Messel am Montag, 1. April, informiert werden. (sb)