Sorgen für Strom, frische Luft und sind ein echter Hingucker: Windräder am Kelsterbacher Mainufer. Fotomontage: (rs)
Bewohner des Kelsterbacher Unterdorfs kennen es aus jahrelanger, leidvoller Erfahrung: Bisweilen zieht eine gar nicht so frische Brise von der Kläranlage Sindlingen her über den Main hinüber in die Untermainstadt und verbreitet dort ein kräftiges, stark an frisch gedüngte Felder erinnerndes Aroma. Dieses olfaktorische Ärgernis soll in Bälde der Vergangenheit angehören, denn die Stadt Kelsterbach beabsichtigt, mittels einer technischen Innovation das Problem nachhaltig zu lösen. Beim Weltmarktführer für die Herstellung von Spezial-Windrädern, der Firma Quijote Turbinas Eólicas Especiales S.L. im spanischen La Mancha, hat die Stadt Kelsterbach acht Windräder vom Typ „Ventiladores fuertes“ bestellt.
Diese Windräder haben die technische Besonderheit, dass sie zum einen wie ganz normale Windkraftanlagen Strom aus Windenergie erzeugen, zum andern aber auch mit einem 950 Kilowatt leistungsstarken Elektromotor ausgestattet sind, der bei Bedarf das Windrad in einen Ventilator verwandelt. Im aktiven Modus erzeugt das Windrad mittels seines Motors Luftströme bis hin zu Windstärke 6, das entspricht maximal 49 Stundenkilometern. Die Höhe des Windrades lässt sich zudem passgenau auf das für die unterschiedlichen Zwecke benötigte Maß einstellen. Für die Stromzeugung wird der Teleskopmast auf die volle Länge von 90 Metern ausgefahren, bei der Verwendung als Ventilator zur Erzeugung von Winden im bodennahen Bereich wird er auf 35 Meter Höhe zusammengeschoben.
Aufgestellt werden sollen die Windräder am Kelsterbacher Mainufer, zwischen der Kelsterbar und dem Parkplatz Mainufer. Unliebsame Gerüche, die bislang ungehindert von der Kläranlage in die Untermainstadt hinüberzogen, werden künftig mit der geballten Kraft der Windradventilatoren fortgeweht, ehe sie das hiesige Ufer erreichen. Außerdem leistet die umweltfreundliche Erzeugung von Strom aus Windenergie einen weiteren Beitrag zur angestrebten Klimaneutralität Kelsterbachs, und nicht zuletzt bieten die eleganten Windkraftanlagen auch einen höchst gefälligen Anblick, der das Kelsterbacher Mainufer nicht unbeträchtlich aufwertet.
Die Kosten für die Anschaffung der Windräder betragen pro Stück 750.000 Euro, zusammen also sechs Millionen Euro. Die Stadt erhält einen Zuschuss aus dem Förderprogramm „ILTIS“ des Bundesumweltamtes in Höhe von vier Millionen Euro, einen Teil der verbleibenden Investitionskosten von zwei Millionen Euro will die Stadt über den Verkauf von Eigentumsanteilen an den Windrädern, die die Kelsterbacher Bürgerinnen und Bürger erwerben und dafür Öko-Strom beziehen können, finanzieren.