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Kelsterbach aktuell
Ausgabe 15/2025
Seite 2
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Girlpower in Kelsterbach

Anna-Lena begleitete einen Tag lang Bürgermeister Manfred Ockel.

Anton ist als einziger Junge dabei gewesen und hat sich Abteilungen angesehen, in denen viele Frauen arbeiten.

Die Anlage war allein durch ihre Größe beeindruckend.

Beim Pflasterverlegen haben sich die Mädchen viel Mühe gegeben.

Krönender Abschluss war der Besuch bei der Freiwilligen Feuerwehr. Jennate meldete sich als erste für die Löschung einer brennenden Tonne.

Bei Mädchen das Interesse für frauenuntypische Berufe zu wecken und ihnen die Berührungsängste zu nehmen, das ist der Grundgedanke eines Girls’ Days. Bereits seit einigen Jahren engagiert sich die Stadt Kelsterbach bei diesem Aktionstag und zeigt jungen Mädchen drei Berufsfelder, die es bei der Stadt gibt, die aber entweder ganz oder zum überwiegenden Teil nur von Männern ausgeübt werden. Und so waren auch am vergangenen Donnerstag wieder acht Mädchen der Integrierten Gesamtschule mit der städtischen Ausbildungsleiterin Bianca Mantik unterwegs, um sich die Stadtwerke, den Kelsterbacher Kommunalbetrieb und die Freiwillige Feuerwehr anzusehen. Außerdem gab es eine Tagespraktikantin, die für einen Tag den Bürgermeister begleitet hat, sowie auch ausnahmsweise einen Jungen, der in die Arbeit des Ordnungsamts, des Standesamts und des Bürgerbüros hineingeschnuppert hat.

Begonnen hat der Tag für die Jugendlichen bereits um 8.30 Uhr, als sie im Magistratszimmer von Mantik und Bürgermeister Manfred Ockel herzlich begrüßt wurden. „Wir geben gerne Einblick darin, wer bei uns im Rathaus was macht.“, so Ockel und weiter: „Wir stellen jedes Jahr zwei Auszubildende ein, und wir haben bei uns sowohl Berufe, in denen die Frauen in der Mehrheit, aber auch solche, in denen die Frauen in der Minderheit sind. Dazu zählt übrigens auch das Amt des Bürgermeisters, das zu 90 Prozent von Männern ausgeübt wird. Deshalb freue ich mich besonders, dass heute ein Mädchen einen Bürgermeistertag macht.“

Das erwähnte Mädchen war die elfjährige Anna-Lena, die in Rüsselsheim zur Schule geht und sich extern auf den Bürgermeistertag beworben hatte. Gemeinsam absolvierten sie fünf Termine bis 14 Uhr. „Mich hat das einfach interessiert, denn es sind ja nur zehn Prozent Frauen, die als Bürgermeisterinnen arbeiten. Im Kreis Groß-Gerau ist in Bischofsheim eine Frau im Amt“, so Anna-Lena. „Und das Amt ist unglaublich interessant und vielfältig“, ergänzt Ockel. Man hat mit den unterschiedlichsten Personengruppen zu tun und ist Chef von über hundert Angestellten.“

Aber auch die restlichen acht Mädchen erwartete ein abwechslungsreicher Tag. Den Anfang machte Rohrnetzmeister Maik Schubert, der im städtischen Tiefbau arbeitet. Er erklärte den Mädchen zunächst in der Theorie, womit sich die Stadtwerke beschäftigen, und fuhr dann mit ihnen zur nahegelegenen Pumpstation sowie in ein Abwasserwerk, wo sie sich die Anlagen und Abläufe hautnah ansehen konnten. Besonders anfangs kamen viele Fragen zu den Berufsaufgaben, Arbeitszeiten, aber auch wieviel man verdienen kann.

Im Anschluss ging es zum Kelsterbacher Kommunalbetrieb. Hier arbeiten zwar auch Frauen, aber es ist aktuell noch ein Bereich, in dem mehrheitlich Männer tätig sind. Nach einer kurzen Begrüßung ging es direkt weiter zum Staudenweiher, wo der stellvertretende KKB-Leiter Siegfried Roscher den Mädchen das Pflasterlegen demonstrierte. Doch damit nicht genug, sollten die Mädchen auch selbst anpacken und überlegen, wie man die rund zehn Kilogramm schweren Pflastersteine gleichmäßig verlegen kann. Die frühlingshaften Temperaturen mit Sonnenschein machten das Ganze zu einer leicht schweißtreibenden Angelegenheit, doch die meisten hatten viel Spaß. Und am Ende konnten sie auf fünf eigenhändig verlegte Reihen blicken, die Teil eines neuen Weges vom Anglerheim zum Weiher sind.

Als letzte Station kam die Feuerwache der Stadt an die Reihe. Nach einer stärkenden Brotzeit im kühlen Vereinsheim erklärten Stephanie Jung, Irim Yüce und Karina Koch den Teilnehmerinnen die Arbeit und den Aufbau einer Freiwilligen Feuerwehr. Jung ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, Yüce ist gerade in ihrem letzten Ausbildungsjahr bei der Stadt und Koch ist neben ihrer Mitgliedschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr auch hauptberuflich Feuerwehrfrau beim Flughafen Frankfurt. Dadurch konnte sie den interessierten Mädchen auch die Unterschiede zwischen einer hauptamtlichen und einer Freiwilligen Feuerwehr gut erläutern. Den größten Andrang gab es jedoch bei den anschließenden Löscharbeiten. Jedes Mädchen durfte selbst Montur anlegen und in einer kontrollierten Situation eine brennende Feuertonne mit einem Feuerlöscher löschen. Die meisten Mädchen waren hellauf begeistert, wollten sogar noch eine zweite Runde Feuer löschen und wurden allesamt für ihr ruhiges und beherztes Vorgehen gelobt. Einen letzten Aufreger gab es zum Schluss, als Jung erklärte, dass man in der Feuertonne nun eine Deosprayflasche dem Feuer aussetzen werde. Zum Vergleich wurde zunächst ein Männerdeo und später noch einmal ein Frauendeo in der Feuertonne verankert. Die unter Druck stehende Dose brauchte ein paar Minuten – und explodierte dann mit einem Knall. Obwohl die meisten geahnt hatten, was passiert, war der Schreck riesig und laute Ausrufe begleiteten den Knall und den anschließenden Feuerball, der sich kurz entlud. Interessanterweise brauchte es um einiges länger, bis die Frauendeoflasche reagierte, die Folgen waren aber umso verheerender. Während das Männerdeo noch als Flasche erkennbar war, war das Frauendeo zerfetzt. Einige verbogene Blechreste waren alles, was vom Frauendeo übrig geblieben war. Somit lernten die Mädchen zum Abschluss noch eine wichtige Lektion: Weder Deo- noch Haarspray oder andere Flaschen, die unter Druck stehen, sollten großer Hitze, wie Sonneneinstrahlung, ausgesetzt werden.

Mit diesen unterschiedlichsten Eindrücken ging es für die acht Mädchen zurück zum Rathaus und dann in die verdiente Freizeit.

(ana)