Beinahe windstill und kein Regen, optimale Bedingungen, um das Biozid BTK auf die Bäume aufzusprühen.
2000 Liter Wasser und BTK im Verhältnis 1000:5 werden für den Südpark benötigt.
Schön anzusehen sind die Raupen und Falter des Eichenprozessionsspinners. Doch gerade die Raupen sind gefährlich, wenn Mensch oder Tier in Kontakt mit ihren langen Brennhaaren kommt. Um diese Gefahr einzudämmen, werden die Raupen in Kelsterbach seit einigen Jahren mit dem Biozid Bacillus thuringiensis kurstaki (BTK) besprüht, und zwar überall dort, wo sich Menschen regelmäßig aufhalten, wie im Südpark. Dies geschah auch wieder am vergangenen Donnerstag.
Eine flächendeckende Bekämpfung der vom Klimawandel profitierenden Art ist nicht gewollt. Aber in Ausnahmefällen ist sie gerechtfertigt, zum Beispiel wenn die Tiere in der Nähe von Siedlungen, Parks, Schulwegen oder Spielplätzen auftreten. Dann sollten Passanten vorsichtig sein, denn die Brennhaare der Raupen reizen die Haut und lösen eine Nesselsucht durch das Nesselgift Thaumetoporin aus. Unter Umständen können auch die Brennhaare, die die Raupen in den Gespinstnestern zurücklassen, Reaktionen hervorrufen. In den Augen kann das Gift zu einer Bindehautentzündung führen und wer es gar einatmet, muss mit Atembeschwerden und Rachenreizungen rechnen.
Auch für die Bäume kann der Befall der Eichenprozessionsspinnerraupen ein Problem sein. Die Nahrung der Raupen besteht aus den Blättern der Eiche, manchmal auch der Hainbuche. Die Blätter der Wirtsbäume werden bis auf die Mittelrippe und die stärkeren Seitenrippen abgefressen. Der Schädling kann dabei einen Kahlfraß verursachen und, sollte der Baum mehrere Jahre hintereinander befallen sein, zu Folgeschäden führen. Es gibt natürliche Fressfeinde der Raupen, wie Fledermäuse, Kuckuck oder Schlupfwespen. Die sich stark ausbreitende Art ist jedoch auf schnellem Vormarsch.
Die Firma Ambitec übernimmt seit rund zehn Jahren die Eindämmung der Raupen für die Stadt Kelsterbach. Das Biozid BTK sei dabei nicht mit dem ebenfalls bekannten Insektizid Neem zu vergleichen, erklärt Firmeninhaber Andreas Müller. BTK wirkt selektiv. Das Biozid wird mittels Sprühkanone auf die Blätter aufgebracht und trocknet dort ein. Hierfür müssen alle Rahmenbedingungen stimmen. Es darf nicht zu windig sein, in den nächsten Stunden nicht regnen und nicht zu kühl sein, denn die Raupen sind erst bei konstanten Temperaturen ab etwa 13 Grad Celsius aktiv. Ist das Gift auf den Blättern eingetrocknet, nehmen die Raupen es beim Fressen auf und sterben in der Folge ab.
Für das Besprühen der Bäume kommen zwei Schlepper der Firma zum Einsatz, die jeweils mit einem 1000-Liter-Tank ausgestattet sind. Allein für das Besprühen der Bäume im Südpark werden 2000 Liter benötigt, so Müller. Dabei kommen auf 1000 Liter Wasser nur fünf Liter BTK. Außerdem wurden noch die Bereiche am Hundeplatz, in der Reichenbergerstraße, an betroffenen Schulen sowie um den Sportpark und das Sport- und Wellnessbad besprüht. (Text und Bilder ana)