Bürgermeister Manfred Ockel (l) gratulierte Jürgen Zeller und dessen Frau Brigitte.
Glückwünsche für Jürgen Zeller (2. v. r.) gab es auch von (vlnr.) Günter Widmann (Ehrenvorsitzender GBK), Lars Laun (Vorstandvorsitzender GBK) und Adil Oyan (Erster Kreisbeigeordneter Kreis GG).
Am Dienstag zeichnete das Land Hessen den Kelsterbacher Stadtverordneten Jürgen Zeller für sein mehr als fünfzig Jahre andauerndes kommunalpolitisches Engagement mit der Freiherr-vom-Stein-Plakette aus. Zwei Tage vor dem Wechsel der Landesregierung war es die letzte Ehrung, die Peter Beuth als hessischer Minister des Inneren und für Sport vornehmen durfte. Er freue sich sehr, dass es noch in seiner Amtszeit geklappt habe, sagte Beuth und er fügte augenzwinkernd hinzu, dass die Tatsache, dass er die Auszeichnung an einen SPDler verleihen dürfe, nichts an seiner Wertschätzung und Anerkennung dessen, was Zeller in über fünf Jahrzehnten geleistet habe, ändere.
Beuth dankte auch Bürgermeister Manfred Ockel dafür, dass er daran denke, die Stützen der Kommunalpolitik für eine solche Ehrung vorzuschlagen. Schließlich seien Kommunalpolitiker die direktesten Volksvertreter und trügen eine große Verantwortung für viel Geld und für viel Personal. Nirgendwo in der Politik sei das Zusammenfallen zwischen den Entscheidungen und den Menschen, die davon betroffen sind und vor denen man diese Entscheidungen rechtfertigen muss, direkter als in der Kommunalpolitik. „Menschen wie Jürgen Zeller sind die Stützpfeiler ihrer Kommune“, so der Staatsminister. Er hob auch hervor, dass Zeller „ein großes Herz für den Sport“ habe. „Es ist für unsere Gesellschaft sehr wichtig, dass es Menschen gibt, die in einem Verein Verantwortung übernehmen, denn Sport leistet viel für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“
Bevor er Zeller die Freiherr-vom-Stein-Plakette überreichte, richtete Beuth das Wort an dessen Frau Brigitte. Das Land habe sich dagegen entschieden, halbe Orden zu verleihen, aber er sei überzeugt davon, dass sie einen großen Teil der Plakette verdient habe. Denn ein solches ehrenamtliches Engagement, wie das von Jürgen Zeller, sei ohne Unterstützung der Familie nicht möglich. Dem schloss sich auch Ockel in seiner Laudatio an: „An die Seite einer solchen Persönlichkeit gehört eine starke Frau.“ Sie habe ihrem Mann nicht nur den Rücken freigehalten, sondern sei ihm auch immer eine wichtige Beraterin gewesen. Dafür gelte ihr ein besonderer Dank.
An Zeller gerichtet sagte der Bürgermeister, er könne mit Stolz auf sein langes Wirken zurückblicken. „Du hast kontinuierlich mit Deinem Engagement, Deinem Willen und Deiner Offenheit unsere Stadt mitgestaltet und mitgeprägt.“ Dabei habe sich Zeller in all den Jahren seine Neugierde und seine Offenheit auch für neue Ideen und neue Menschen bewahrt, was in der Kommunalpolitik nicht selbstverständlich sei.
Der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Hans-Peter Hamann hob in seiner Gratulation Zellers Gradlinigkeit und Entschlossenheit, dessen Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein sowie dessen hohe Kompetenz und Integrationsfähigkeit hervor. Durch diese Eigenschaften habe Zeller seit über 50 Jahren die Arbeit seiner Fraktion und damit wie kein anderer die Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung geprägt.
Lars Laun, Vorstandsvorsitzender der Gemeinnützigen Baugenossenschaft (GBK), deren Aufsichtsrat Zeller seit 2005 vorsitzt, lobte dessen Einsatz für Wohnraum zu fairen Preisen in Kelsterbach. „Für Dich stehen die Menschen im Vordergrund“, so Laun. Und Stadträtin Helga Oehne schlug vor, Zeller eine weitere Auszeichnung zu verleihen: „Du hättest noch eine Ehrung für Dein Durchhaltevermögen verdient.“
Zeller dankte allen Gratulanten für die netten Worte, den rund 40 Gästen, die sich im Gründersaal Atrium versammelt hatten, für ihr Kommen und dem Musikschul-Dozenten Frank Koch für die musikalische Eröffnung der Verleihung. Sein besonderer Dank gelte Bürgermeister Ockel, dem „Hauptinitiator der Ehrung“, sowie Staatsminister Beuth, dass er „auf den letzten Drücker noch einen Sozialdemokraten geehrt hat.“ Sein Antrieb in den letzten fünf Jahrzehnten sei stets gewesen, Politik für die Menschen mitzugestalten. Dies sei ihm und seinen Wegbegleitern in vielerlei Hinsicht gut gelungen, so Zeller. Dennoch blicke er etwas sorgenvoll in die Zukunft, da den Kommunen von Kreis, Land und Bund immer mehr Aufgaben auferlegt würden, ohne dass es eine entsprechende Unterstützung bei deren Finanzierung gebe. Wenn die Kommunen zukünftig nicht besser ausgestatten würden, würden sie zunehmend fremdbestimmt werden, was gegen alles stünde, wofür sich Freiherr vom Stein eingesetzt habe.
Auf seine politischen Nachfolger kämen große Aufgaben zu und er hoffe, dass sie mit Mut und Zuversicht an diese herangehen werden. Doch ganz gleich, ob in Politik oder Sport, Herausforderungen könnten nur gemeinsam gemeistert werden. Deshalb sei er nie ein Einzelkämpfer, sondern stets ein Teamplayer gewesen. So sehe er auch diese Auszeichnung: Gerichtet sei sie persönlich an ihn, doch er möchte sie teilen mit den vielen Menschen, die in den letzten Jahrzehnten den Weg mit ihm gemeinsam gegangen seien. Ganz besonders gelte das für seine Familie. Ohne deren Rückhalt wäre er längst nicht mehr in der Politik tätig, so Zeller. „Nur getragen von Eurer Unterstützung ist es mir heute möglich, diese Auszeichnung entgegenzunehmen.“ (sb)