Gemeinsam üben die Freiwillige Feuerwehr und der KKB den Ernstfall. (Symbolfoto: Royber99 auf pixabay)
Die Gefahr von Waldbränden hat es während der Sommermonate immer schon gegeben. Doch in den vergangenen Jahren ist das Risiko durch extreme Hitze und längere Dürreperioden deutlich gestiegen. Kelsterbachs Stadtbrandinspektor Christian Rolle erklärt dazu: „Nachdem Waldbrände zwischenzeitlich nur eine Randerscheinung waren, sind sie seit einigen Jahren auch in unserer Region wieder ein großes Thema. Für unsere ehrenamtlichen Feuerwehrleute bedeutet das, dass sie sich neuen Herausforderungen stellen müssen.“ Martin Klepper, Leiter des für den Stadtwald und Forstbetrieb zuständigen Kelsterbacher Kommunalbetriebs (KKB), weist darauf hin, dass die Bekämpfung von Waldbränden eine sehr komplexe Sache sei, bei der Vieles ineinandergreifen müsse. Um sich darauf vorzubereiten, seien neben präventiven Maßnahmen wie der Sicherung von Verkehrswegen auch gemeinsame Übungen von KKB und Feuerwehr unerlässlich.
Zuletzt wurde Ende April im Rahmen einer solchen Übung im Kelsterbacher Stadtwald das Szenario eines brennenden Schleppers und die Bergung des verletzten Fahrers simuliert. Laut Rolle sind diese Übungen für die Feuerwehrleute sehr wichtig, da bei ihnen speziell nicht alltägliche Aspekte wie die Orientierung im Wald oder das Befahren der Waldwege mit den Einsatzfahrzeugen trainiert werden. Klepper unterstreicht bei diesem Punkt, dass es essenziell sei, dass die Feuerwehr immer von einem Lotsen unterstützt werde. Dessen Ortskenntnis helfe dabei, schneller zum Einsatzort zu kommen. Wenn jemand kommunizieren kann, dass dieser oder jener Weg nicht genommen werden sollte, etwa weil dort ein Baum quer liegt, dann könnten wichtige Minuten im Kampf gegen die Flammen gewonnen werden, so Klepper.
Laut Rolle sei eine besondere Herausforderung von Waldbränden deren Unberechenbarkeit. Wie sich ein Feuer entwickelt und ausbreitet, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, etwa vom Baumbestand, von der Windrichtung und vom Ausmaß der Trockenheit. Dazu kommt ein Problem, das Klepper schon seit Jahren beschäftigt: Die Frage, woher das Wasser zur Brandbekämpfung kommt. Er plädiert hier für die Einrichtung einer Löschwasserentnahmestelle. „Im Ernstfall muss die Feuerwehr einen Shuttleservice zwischen Hydranten und Brandstelle einrichten“, konstatiert der KKB-Leiter. Würden sehr lange Schläuche zum Einsatz kommen, wäre zudem eine zusätzliche Pumpe nötig. Hier erklärt Rolle, dass mit Feuerpatschen, die leicht zu transportieren und schnell einsatzbereit sind, die Ausbreitung eines Feuers bis zum Eintreffen der Löschfahrzeuge zwar gemindert werden könne. Dennoch sei es wichtig, das Wasser so schnell als möglich zum Einsatzort zu bringen. Klepper ergänzt, dass eine erfolgreiche Bekämpfung auch von der Anzahl der einsatzbereiten Löschfahrzeuge abhänge. Stünden etwa nur zwei zur Verfügung, werde es schon kritisch. Eine Löschwasserentnahmestelle würde diesen enormen Aufwand und die damit verbundenen Probleme mindern. Klepper erklärt, dass dafür ein Tiefbrunnen gebohrt und eine feste Pumpe installiert werden müsse, alternativ sei auch eine mobile Pumpe möglich. Nicht nur für Einsätze im Wald, sondern auch an der nahegelegenen Landebahn oder auf der Autobahn wäre eine solche Wasserquelle eine sinnvolle Sache.
Auch der Stadtbrandinspektor unterstützt diese Idee. Gerade im Waldgebiet nahe der Landebahn am ehemaligen Ticona-Gelände sei es sehr schwer, an Löschwasser zu kommen, da wäre eine feste Entnahmestelle eine gute Sache. Bislang hat die Feuerwehr nur die Möglichkeit, als Puffer ein Löschwasserbecken aufzubauen. Auch hier steht der KKB unterstützend zur Seite, denn er kann dieses mit seinem rund 10.000 Liter fassenden Tankwagen, der im Sommer immer mit vollem Wassertank im Hof des KKB bereitsteht, befüllen. Auch das wurde in der Übung im April simuliert. Rolle erklärt, dass bei der Waldbrandbekämpfung allerdings nicht nur Wasser zum Einsatz kommt. Sand oder Erde könnten ebenfalls als Löschmittel genutzt werden.
Auch wenn es im Kelsterbacher Stadtwald in den letzten Jahren glücklicherweise nur zu kleineren Flächenbränden gekommen ist, so sind die Vorbereitungen auf einen größeren Ernstfall eine absolute Notwendigkeit, da die Freiwillige Feuerwehr Kelsterbach auch bei Waldbränden in der Region zur Unterstützung gerufen wird. 2022 etwa waren die Ehrenamtlichen mehrere Tage im Einsatz, um bei der Bekämpfung eines Feuers in einem Waldstück nahe eines ehemaligen Militärgeländes im südhessischen Münster (Darmstadt-Dieburg) zu helfen.
Da solche Waldbrände fast ausschließlich durch Unachtsamkeit, Unvernunft oder Unkenntnis von Menschen entstehen, wie im ersten Teil dieser Artikelreihe beschrieben, soll noch einmal darauf hingewiesen werden, wie wichtig es ist, sich an die im Wald geltenden Regeln zu halten: Kein offenes Feuer (Grill, Shishas, Lagerfeuer), kein Wildparken und im Wald nicht rauchen. „Hier müssen die Menschen wirklich umdenken“, resümiert Rolle, an die Vernunft der Menschen appelierend. Auch Klepper hofft, dass die Waldbesucher Einsicht zeigen. Denn auch ohne Brände hat der Wald aufgrund der Trockenheit schon mit genügend anderen Problemen zu kämpfen. Welche das sind, darauf geht der dritte und letzte Teil der Reihe ein. (sb)