Ein Quantensprung im ÖPNV

Es sei ein Quantensprung, den das Pilotprojekt Shuttleservice in Groß-Gerau, kurz Siggi, im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ermöglichen würde, sagte Bürgermeister Manfred Ockel während der Vorstellung des Pilotprojekts am vergangenen Donnerstag. In Ergänzung zum bestehenden Busverkehr im Kelsterbacher Stadtgebiet, hoffe er auf eine gute Zusammenarbeit und den Erfolg dieses Projekts. Auch Christian Sommer, LNVG-Geschäftsführer in Groß-Gerau, zeigte sich überzeugt vom Start des On-Demand-Verkehrs in der Untermainstadt. Die Vorstellung von Siggi fand auf dem Kelsterbacher Rathausplatz bei strahlendem Sonnenschein und mit vier neuen, elektrisch betriebenen Kleinbussen am Start statt - gute Voraussetzungen.

Der neue On-Demand-Verkehr ergänzt den bestehenden Busverkehr, ist jedoch nicht mit einem Taxiservice zu vergleichen, betonte Sommer weiter. Sein großer Vorteil sei, dass mit Hilfe der Kleinbusse Fahrgäste auch außerhalb des regulären Fahrplans einen Transport bestellen können. Auch wenn dies keine Abholung an der Haustür sei, so ermögliche es dennoch zusätzliche Vorteile, so Sommer weiter. „Der ÖPNV rückt näher an die Menschen heran.“ Die in der App angemeldeten Fahrgäste können aus verschiedenen festgelegten virtuellen Haltestellen auswählen und „so den letzten Weg bis zur Haustür verkürzen“, erklärte Sommer. Der On-Demand-Service folgt dabei keinem festen Fahrplan. Wollen mehrere Fahrgäste in die gleiche Richtung, bündelt ein intelligenter Algorithmus die Fahrtwünsche wie bei einer Fahrgemeinschaft. So gelingt mehr Mobilität bei weniger Verkehr und die Lücke zwischen den herkömmlichen ÖPNV-Angeboten und dem Individualverkehr wird geschlossen.

Auch Landrat Thomas Will befand, dies sei ein besonderer Tag für den Kreis Groß-Gerau. Die Verkehrswende gelinge nicht nur mit einem 9-Euro-Ticket, sondern die Infrastruktur müsse vor allem auch stimmen. Auch ökologisch sei der On-Demand-Verkehr sinnvoll, da er verschiedene Fahrten bündele und die Einzelfahrten in privaten PKWs vermindere. Doch jedes Pilotprojekt sei nur so gut, wie seine Finanzierung. Er hofft, diese sei auch in Zukunft sichergestellt, und dankte abschließend Bürgermeister Manfred Ockel, der sich diesem Projekt vorbehaltlos verschrieben habe.

Jörg Puzicha, Geschäftsführer der rms GmbH, die den onlinebasierten Vertrieb für den RMV übernimmt, ergänzte, dass solche Pilotprojekte nur durch eine Förderung des Bundes möglich würden. Dieser steuere 27 Millionen Euro direkt dazu. Puzicha rechnet mit einer guten Resonanz und einem erfolgreichen Projektverlauf. Schließlich kämen neben den genannten Vorteilen auch noch eine durchschnittliche Pünktlichkeit von 97 Prozent hinzu und Studien zeigten, dass man mit On-Demand-Angeboten rund 15 Millionen Tonnen Kohlendioxid einsparen könne. „Wir wollen mit dem On-Demand-Verkehr ein drittes Standbein im ÖPNV und ein dauerhaftes Angebot schaffen“, so Puzicha.

Auch seitens des App-Entwicklers ioki zeigte man sich überzeugt. „Wir haben ein intrinsisches Interesse, dass alles vor unserer Haustür einwandfrei funktioniert“, scherzte Benjamin Pfeiffer, der Teil der Geschäftsführung des Frankfurter Unternehmens ioki ist.

Seit Dienstag, 4. Oktober, fährt Siggi nun im Kelsterbacher Stadtgebiet regelmäßig und kann sonntags bis donnerstags auf Bestellung von 9 bis 24 Uhr sowie freitags, samstags und vor Feiertagen von 9 bis 2 Uhr bestellt werden.

Wie benutzt man Siggi?

Den Shuttleservice Siggi kann man sehr einfach über die „RMV On-Demand“-App des Entwicklers ioki buchen. Diese kann kostenlos für Android oder IPhone heruntergeladen werden. Doch auch, wer kein Smartphone hat, kann Siggi nutzen. Über die RMV-Kundenhotline (069 / 24 24 80 24) können sich Interessierte informieren und registrieren lassen.

Bei einer Buchung über die RMV On-Demand-App erfolgt die Bezahlung über das in der App hinterlegte Zahlungsmittel - per Kreditkarte oder per PayPal. Bei einer telefonischen Buchung zahlen Fahrgäste bargeldlos im Fahrzeug, und zwar mit Kreditkarte oder EC-Bankkarte.

Wenn der Fahrgast im Besitz einer gültigen RMV-Fahrkarte für das Bediengebiet ist, kostet eine Fahrt 1 Euro, ohne RMV-Ticket 3,35 Euro. Es sind bis zu vier elektrische Fahrzeuge des Mercedes-Typs eVito Tourer PRO unterwegs. Und auch an den Transport von kleinen Kindern ist gedacht. So hat jedes Fahrzeug eine Sitzerhöhung, die einfach angebracht werden kann. Babyschalen und Kindersitze müssen jedoch von den Fahrgästen mitgebracht werden.

Für den Ein- und Ausstieg stehen den Fahrgästen neben den bestehenden Bushaltestellen sogenannte virtuelle Haltestellen zur Verfügung, also zusätzliche Haltestellen, die im Stadtgebiet verteilt sind. Die On-Demand-App führt den Fahrgast nach Buchung zur virtuellen Haltestelle. Alternativ gibt der Kundenservice Auskunft, wo genau der Fahrgast abgeholt werden kann. Fahrten innerhalb des Stadtgebietes zwischen allen Haltestellen sind ebenso möglich wie Fahrten zum Bahnhof als Umsteigepunkt zur S-Bahn sowie Fahrten zu den Bushaltestellen als Umsteigepunkte zu den Buslinien.

10-Minuten-Garantie und Tiere

Die RMV-10-Minuten-Garantie gilt nicht für die On-Demand-Shuttle-Verkehre, da diese nicht nach Fahrplan verkehren.

Die Mitnahme von Tieren ist laut Beförderungsbestimmungen des RMV grundsätzlich ausgeschlossen. Ausgenommen sind Tiere, die entweder erforderlich sind (z.B. Blindenhund) oder in geeigneten Behältern untergebracht sind, sofern diese keinen eigenen Sitzplatz beanspruchen und im Fahrzeug der erforderliche Platz im Fußraum zur Verfügung steht.

Weitere Informationen gibt es unter www.rmv.de. (Text ana, Bilder LNVG/Ina Martella)