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Kelsterbach aktuell
Ausgabe 40/2022
Seite 3
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Mambino Sprachkurs – erste Bilanz und Zertifikate

Die stolzen Kursteilnehmerinnen und ihre Gäste, Die Zertifikate des Mambino-Sprachkurses überreichte Bürgermeister Manfred Ockel (zweiter von rechts)

Die Kursleiterinnen Ayse Aydin und Pinar Aksu

Sprache ist ein wichtiges Instrument für die Integration und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Aus diesem Grund ist ein einfacher Zugang zu Sprachkursen ungeheuer wichtig. Von diesem Gedanken inspiriert hat Ayse Aydin ein Konzept namens Mambino entwickelt, mit dem sie Frauen Deutschkenntnisse vermitteln möchte, die besonders in alltäglichen Belangen hilfreich sind. Mit der Unterstützung von Bürgermeister Manfred Ockel und Heiko Krey, Ressortleiter Schule, Soziales, Familie & Integration der Stadtverwaltung, konnte Aydin ihr Herzensprojekt in die Tat umsetzen. Dank der Hilfe von Aysedudu Kara, die über verschiedene Kanäle Werbung machte, kamen am ersten Tag bereits fünfzig Frauen zum Bürgertreff Mainhöhe, um die Hilfe zur Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse anzunehmen. Aufgrund der großen Nachfrage kam später Pinar Aksu als zweite Kursleiterin dazu, um Ayse Aydin bei ihrer Arbeit zu unterstützen.

Die Mambino-Sprachkurse richten sich, wie der Name bereits verrät, an Mütter. Seit dem 1. Oktober 2021 finden sie regelmäßig dienstags und donnerstags am Morgen sowie mittwochabends im Bürgertreff auf der Mainhöhe statt. Bis es jedoch überhaupt soweit kam, vergingen einige Monate mit vielen Gesprächen und Planungen, verrät Aydin. Dabei ist sie Bürgermeister Ockel sehr dankbar, dass er dem Projekt seine Unterstützung zugesichert hat.

Mehr als nur ein Sprachkurs

Die Kurse richten sich an Mütter, die aufgrund ihrer Lebenssituation Anschluss ans gesellschaftliche Leben in Deutschland suchen und eine unkomplizierte, örtlich nahgelegene Lernmöglichkeit benötigen. Der Inhalt der Mambino-Kurse ist dabei nicht nur der Erwerb von Sprachkenntnissen auf A1 und B1 Niveau, sondern auch die deutsche Kultur, die gesellschaftlichen Regeln und ganz alltagstypische Dinge wie ein Arztbesuch, das Verfassen einer E-Mail oder Ausfüllen eines Formulars oder der verantwortungsvolle Umgang mit Medien.

Die zertifizierten, ehrenamtlichen Dolmetscherinnen Aydin und Aksu lehren und leiten die Kursteilnehmerinnen an und können nebenher aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz schöpfen. Als Kinder von Migranten haben sie selbst oft Eltern und anderen Verwandten beim Übersetzen von Briefen und ähnlichem geholfen oder tun das noch immer. „Meinen Eltern helfe ich bis heute, wenn Sie zum Arzt gehen oder einen offiziellen Brief bekommen“, lacht Aydin. Für sie und Aksu sind der Erwerb von Sprache und kulturellen Kenntnissen Schlüsselqualifikationen für einen beruflichen und sozialen Aufstieg. Dass man dabei Mutter eines oder mehrerer kleiner Kinder ist, sollte dem nicht im Weg stehen - und so war das Grundgerüst der Mambino-Sprachkurse schnell fertig. Die Kurse werden in einer möglichst lockeren Atmosphäre abgehalten und sind kein reiner Frontalunterricht. Vielmehr sollen die Teilnehmerinnen auch in Rollenspielen ihr Gelerntes weiter üben und vertiefen. Dies führt immer wieder zu Hemmungen, doch im Großen und Ganzen haben alle viel Spaß und machen toll mit, lobt Aydin. Besonders freut sie, dass die meisten auch nach dem ersten Jahr weitermachen wollen.

Zertifikatsübergabe

Nach diesem ersten Jahr haben nun die ersten 20 Teilnehmerinnen am 1. Oktober ihr Abschlusszertifikat für das erfolgreiche Bestehen des Grundkurses erhalten. Dies wurde feierlich im Rahmen eines Nachmittagsprogramms im Bürgertreff zelebriert. Die Zertifikate überreichte Bürgermeister Manfred Ockel.

Aydin zeigte sich besonders stolz und lobte den Fleiß der Frauen: „Ihr habt es alle so sehr verdient“, sagte die Projektleiterin. Doch nicht nur ihr und Pinar Aksu, sondern auch allen Teilnehmerinnen war es bei der Zertifikatsübergabe ein großes Anliegen, Bürgermeister Ockel und Heiko Krey ein aufrichtiges Dankeschön auszusprechen. Denn ohne deren Einsatz für das Projekt hätte dies nicht umgesetzt werden können.

Ockel wiederum äußerte seine Freude darüber, dass die Stadt Kelsterbach ein solches Angebot machen kann und dass so viele Teilnehmerinnen den zertifizierten Sprachkurs bestanden haben. Er hob auch noch einmal die Arbeit der beiden Kursleiterinnen hervor. Mit großer Motivation, Leidenschaft und menschlicher Wärme haben sie etwas Vorbildliches geschaffen, das nicht nur auf der Ebene der Sprachvermittlung einen wertvollen Beitrag für die teilnehmenden Frauen leistet. Diesem Lob konnten sich alle Anwesenden anschließen. Schon die sehr familiäre Atmosphäre bei dieser Feier zeigte deutlich, dass hier nicht nur ein Sprachkurs angeboten wird. Auch für das soziale Miteinander sind die Mambino-Kurse ein wichtiger Baustein. „Viele der Teilnehmerinnen stehen meist schon 15 Minuten vor Kursbeginn vor der Tür“, erzählt Ayse Aydin. Für die Frauen seien die Kurse auch eine schöne Gelegenheit, sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. „Mir ist es wichtig, dass alle glücklich sind und sich wohlfühlen“, so Aydin - und das ist ihr ganz offensichtlich auch gelungen.

In erster Linie aber sind die Kurse eine enorme Hilfe bei der Arbeit und im Alltag, wie Teilnehmerin Süreyya Yesilirmat erzählt: „Endlich kann ich meinen Kindern bei den Hausaufgaben helfen“, sagt sie stolz. Auch Arztbesuche könne sie Dank des Sprachkurses nun alleine erledigen. Auf die Frage, ob sie weitermachen wird, antwortet sie ohne zu zögern: „Aber natürlich!“ Und damit ist sie nicht alleine: Alle Frauen, die an diesem Tag ihr Zertifikat bekommen haben, wollen auch den nächsten Kurs besuchen. Wie wichtig das ist, unterstrich der Bürgermeister in seiner Ansprache: „Das hier war nur der Einstieg. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie hier weiter gemeinsam an Ihren Sprachkenntnissen arbeiten würden.“

Die feierliche Zertifikatsübergabe, bei der jede Menge Stolz über das bislang Geleistete zu spüren war, stellt dem Konzept der Mambino-Sprachkurse ein sehr positives Zeugnis aus. Das hat sich auch über die Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen: „Auch aus benachbarten Städten erreichen uns Anfragen, die wir aber momentan noch nicht annehmen können“, so Aydin. Derzeit nehmen 38 Frauen an den verschiedenen Kursen teil. Ob die sehr viel größere Nachfrage in Zukunft zu einem ausgeweiteten Angebot führen wird, das wird sich erst noch zeigen. Eines aber ist schon jetzt klar: Die Mambino-Sprachkurse sind ein gutes Beispiel dafür, wie aus der Idee einer einzelnen Person etwas entstehen kann, das vielen anderen Menschen hilft. Und darauf kann man zurecht stolz sein.

(Text ana/sb, Bilder sb)