Titel Logo
Kelsterbach aktuell
Ausgabe 40/2022
Seite 4
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Fluglärm-Kommission begrüßt innovativen Ansatz bei Flugrouten

Bis zum Jahr 2030 müssen nach einer EU-Vorgabe alle Flugverfahren in Deutschland in sogenannten PBN-Flugrouten (Performance Based Navigation) umgewandelt werden, und damit mindestens auf den Navigationsstandard RNAV-1. Der neue Navigationsstandard führt zwar zu einer größeren Spurtreue der Flugzeuge. Gleichzeitig ändern sich die Vorgaben für die Flugverfahrensplanung mit der Folge, dass die in den letzten Jahrzehnten am Standort Frankfurt mit großem Engagement entwickelten lärmarmen Flugverfahren nicht mehr beibehalten werden könnten. Um ein Überfliegen der gewachsenen Siedlungsstrukturen im Nahbereich des Flughafens durch die neuen Flugrouten zu vermeiden, hat die DFS einen neuen und kreativen Ansatz für die Flugverfahrensplanung entwickelt, das sogenannte Reverse Engineering, mit dessen Hilfe Ausnahmen von den strengen PBN-Vorgaben beantragt werden sollen. Genutzt werden hierfür auch heute bereits bestehende und in der Praxis genutzte Codings aus den Flight-Management-Systemen. Nach den Annahmen der DFS werden die Flugverläufe der neuen Flugrouten sowohl lateral als auch im Höhenverlauf deckungsgleich sein mit den Flugverläufen der bisherigen konventionellen Flugrouten.

Vertreter der DFS informierten die Kommission auf der Sitzung am vergangenen Mittwoch über den ersten Teil der auf Basis des Reverse-Engineering-Verfahrens entworfenen Flugrouten, die überwiegend mit der Verlegung des Funkfeuers RID (neu FKS) zusammenhängen. Die Fluglärmkommission begrüßte insbesondere den innovativen Ansatz der DFS, über das Reverse-Engineering-Verfahren die von der EU geforderte Einführung der PBN-Flugrouten umsetzen zu wollen. Gleichzeitig wurde ein engmaschiges Monitoring der Flugverläufe angekündigt. Sollte es entgegen der Erwartungen der DFS doch zu relevanten Abweichungen kommen, die zu einer höheren Fluglärmbelastung der Bevölkerung führen, wird die DFS um sofortige Nachbesserung gebeten und eine unmittelbare Neubefassung der Kommission angekündigt. Die stellvertretende Vorsitzende und Umweltdezernentin von Frankfurt, Rosemarie Heilig, zeigte sich erleichtert darüber, dass die in jahrelanger Sisyphusarbeit erreichten lärmarmen Flugrouten, die so gut wie möglich an den besiedelten Gebieten vorbeiführen und diese insbesondere im Nahbereich des Flughafens so wenig wie möglich überfliegen, jetzt nicht einfach über den Haufen geworfen werden. „Ich danke der DFS für ihren Einsatz und den Versuch, mit dieser neu entwickelten Methode die zuvor drohende deutliche Verschlechterung der Fluglärmbetroffenheit im Umfeld des Frankfurter Flughafens abzuwenden und bitte die VertreterInnen des BAF und der EASA um wohlwollende Prüfung der eingereichten Anträge“, erklärte Heilig.

Weitere Sitzungsthemen waren unter anderem die aktuellen Sachstände zum Probebetrieb des Segmented Approach und der Verspätungsflüge am Flughafen Frankfurt, die Entwicklung der Fluglärmbelastung im Jahr 2021, die Fortschreibung des Lärmaktionsplanes am Flughafen Frankfurt sowie rechtliche Vorgaben zu Vertikalprofilen bei Abflügen. (flk)