Kelsterbach treibt seine Entwicklung hin zu einer smarten und vernetzten Stadt weiter voran. Im Rahmen des Projekts „Gutes und Gesundes Leben in Kelsterbach“ und des Nachfolgeprojekts „Datacity Kelsterbach“ sollen künftig in Echtzeit Daten zu Verkehrsbelastung, Luftqualität und Wetter erfasst und online bereitgestellt werden. Das Projekt wird durch das Landesförderprogramm „Starke Heimat Hessen“ des Digitalministeriums gefördert.
Ein Netzwerk aus Sensoren und Messstationen wird in der Stadt installiert, um insbesondere an stark befahrenen Verkehrsknotenpunkten und in dicht bebauten Gebieten Daten zu sammeln. Dazu gehören Sensoren zur Überwachung der Luftqualität, die Schadstoffe in der Luft messen, sowie Wetterstationen, die Temperatur, Wind und Niederschläge erfassen. Zusätzlich sollen Pegelstände an wichtigen Punkten am Mainvorland ermittelt werden, um den Hochwasserschutz zu verbessern. Diese Informationen bieten wertvolle Einblicke in das städtische Mikroklima und ermöglichen es, gezielt städtebauliche Potenziale und Problemlagen zu identifizieren.
Die gesammelten Daten werden automatisiert im Internet veröffentlicht, um den Bürgerinnen und Bürgern alltagsrelevante Informationen in Echtzeit zugänglich zu machen. Hierfür hat der kommunale Dienstleister ekom21 im Auftrag der Stadt eine urbane Datenplattform bereitgestellt, die das „KelsterBoard“ mit Daten aus den unterschiedlichsten Quellen versorgt.
„Unser Ziel ist es nicht nur, Daten zu sammeln und auszuwerten, sondern diese auch so aufzubereiten, dass sie den Bürgerinnen und Bürgern einen echten Mehrwert bieten,“ erklärt Ramona Krieger, die als Teamleiterin für eGovernment & Digitalisierung bei der Stadt Kelsterbach für das Projekt verantwortlich ist. Dabei legt Krieger besonderen Wert auf alltagsrelevante Informationen, beispielsweise im Bereich Verkehr. „Der Durchgangsverkehr sorgt phasenweise für erhebliche Belastungen, besonders an den Ortseingängen. Wenn man online sehen kann, dass es auf den Hauptstraßen wieder staut, hilft das bei der Entscheidung, für kürzere Strecken lieber das Fahrrad zu nehmen.“ Krieger ergänzt, dass die Analyse des Verkehrsflusses allgemein dazu beitragen kann, Staus zu vermeiden und die Verkehrssicherheit zu erhöhen – besonders wichtig in einer Stadt wie Kelsterbach, die verkehrsgünstig an Bundesstraßen und Autobahnen liegt und durch Umfahrungen bei Verkehrsunfällen oft stark belastet wird. Auch bei der Planung von Infrastrukturmaßnahmen, wie dem Ausbau von Straßen oder dem Bau von Parkplätzen, können die Daten wichtige Hinweise liefern.
Der nächste Schritt ist die Implementierung der Sensorik vor Ort. Dabei wird die Stadt von The Urban Institute (ui!), einem Kooperationspartner von der ekom21, unterstützt. Einige Umweltsensoren, die bei der Firma TOSS in Auftrag gegeben wurden, stehen bereit. Das notwendige Funknetzwerk, das auf der Long Range Wide Area Network-Technologie (LoRaWAN) basiert, ist bereits installiert. Insgesamt wurden vier LoRaWAN-Gateways durch die Firma melita.io eingerichtet. „LoRaWAN ist ideal für diese Herausforderungen. Kleine, kostengünstige Geräte mit einer Reichweite von mehreren Kilometern können tausende von Sensoren erfassen,“ erklärt Tobias Stiepak, CEO von melita.io, die Effizienz des neu installierten Netzwerks.
Ab Anfang Dezember sollen die Installationsarbeiten für die Verkehrs Sensorik im Stadtgebiet starten. Hierbei werden Wärmebildkameras, welche den Verkehr fahrtrichtungsabhängig und spurfein erfassen können, installiert. Neben der Gesamtzahl an Fahrzeugen werden Fahrzeugkategorien sowie die Geschwindigkeit der Fahrzeuge in höchster Granularität außerhalb der Datenschutzgrundverordnungs-Relevanz erfasst. Die Bilder, auf denen weder Nummernschilder noch persönlichkeitsbezogene Merkmale erkannt werden können, werden lokal auf der Kamera verarbeitet und lediglich die erfassten Messwerte (Zählwerte, Fahrzeugkategorie, Geschwindigkeiten etc.) an die dahinterliegenden Systeme verschickt. Je nach Installationsort und Installationshöhe, können bis zu acht Fahrspuren gleichzeitig erfasst werden. Sobald die Installationen abgeschlossen sind, werden Schilder auf die angebrachte Messtechnik hinweisen.
Für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts setzt die Stadt Kelsterbach auf die Expertise der ProjektStadt, die auf die Abwicklung kommunaler Förderprogramme spezialisiert ist. Mario Gans, verantwortlicher Projektleiter bei der ProjektStadt, resümiert: „Der Ausbau der Sensorik ist ein wichtiger Schritt zu einer effizienten und sozialgerechten Stadtentwicklung. Mithilfe der neuen Technologie sind wir in der Lage, gezielt Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität in Kelsterbach zu ergreifen und die Stadt noch lebenswerter und nachhaltiger zu gestalten.“ (mg/ rk)