Allgemein bekannt ist die Aussage „Kinder sind unsere Zukunft“. Trotzdem gibt es immer wieder Bemühungen, Kinder und Jugendliche besser und frühzeitiger in sie betreffende Entscheidungen einzubeziehen. Dass daran immer wieder gearbeitet wird zeigt jedoch auch, dass es ein Prozess und keineswegs einfach umzusetzen ist. Die Jugendförderung der Stadt Kelsterbach hat Ende Oktober ihren Sachstandsbericht im Ausschuss für Bildung, Soziales, Kultur, Sport und Integration vorgestellt, in dem sie hierzu Vorschläge macht.
Unter der Kinder- und Jugendbeteiligung versteht man eine aktive Mitwirkung junger Menschen. Sie soll ein zentrales Element in den kommunalen Entscheidungsprozessen sein, damit Meinungen und Bedürfnisse von jungen Menschen ernst genommen und in Planungen einbezogen werden. In der Vergangenheit gab es hierfür einen Kinder- und Jugendbeirat, der im Jahr 2000 ins Leben gerufen wurde. Hierin fanden sich Abgesandte bis 18 Jahre aus der Kelsterbacher Schülerschaft, aus Kirchen- und Moscheegemeinden, solche die außerhalb Kelsterbachs beschult wurden sowie zusätzlich zwei direkt gewählte Mitglieder bis 23 Jahre wieder. Sitzungen fanden regelmäßig im Jugendzentrum statt sowie zusätzlich vier Mal bei kommunalpolitischen Gremiensitzungen. Schwierig an dieser Konstellation war, dass die Abgesandten sich nicht freiwillig gemeldet haben, so Sabrina Stamm von der Jugendförderung. Stattdessen wurde sie bestimmt und so blieb oftmals die Motivation aus, sich aktiv zu beteiligen.
Begonnen wurde mit der Erarbeitung eines Neukonzepts Anfang dieses Jahr. In einem Workshop fand mit Akteuren aus unterschiedlichen Bereichen statt: Jugendförderung, Bürgermeister, Ressortleitung Schule, Soziales, Familie und Integration, die Fachbereiche E-Government & Digitalisierung und Verwaltungsmanagement sowie die Schulsozialarbeit der weiterführenden Schule. Begleitet wurde der Workshop von der Fachstelle Bildung und Schule (Partizipation) der Kreisjugendförderung Groß-Gerau. Während des Workshops wurden zentrale Ziele, Bedarfe und mögliche Beteiligungsformate ermittelt.
Es folgte die erste Kinder- und Teeniekonferenz, bei der Ideen und Wünsche direkt eingebracht wurden und danach ein zweiter Workshop mit den gleichen Beteiligten sowie der Schulleitung und den Schulsprechern der weiterführenden Schule zur Vertiefung und Konkretisierung. Aus diesen Treffen entstand die Arbeitsgruppe Kinder- und Jugendbeteiligung, die Prozesse operativ begleitet und weitere Umsetzungsschritte koordiniert. In dieser finden sich Vertreter der weiterführenden Schulen, der Stadt- und Schulbibliothek, der Musikschule, der Freiwilligen Feuerwehr sowie Kinder und Jugendliche.
Mit dem neuen Konzept der Kinder- und Jugendbeteiligung sollen sich junge Menschen nicht mehr in einem festen Gremium, sondern in einer projektbezogenen Form beteiligen können – einem sogenannten Kinder- und Jugendforum. Mit dieser Forumsarbeit sollen die Anliegen gebündelt und priorisiert werden. Kinder und Jugendliche können sich zeitlich begrenzt und je nach Interesse an einem oder mehreren Projekten beteiligen. Ergänzt werden diese projektbezogenen Beteiligungen durch eine institutionelle Form, den Jugendrat, in den sich die Kinder und Jugendlichen freiwillig und demokratisch wählen lassen können.
Bis zum Sommer nächstes Jahr soll der neue Jugendrat möglichst gewählt sein, damit junge Menschen dann aktiver als bislang an aktuellen Entwicklungen im Stadtgeschehen mitarbeiten können. Als Beispiel nennt Stamm die Planungen zur Umgestaltung des JUZ-Außengeländes, aber auch die aktuell laufende Umfrage zur Neugestaltung des Südparks, die sich speziell an Kinder und Jugendliche richtet, gehört dazu. Der neue Jugendrat soll angelehnt an die alte Geschäftsordnung aus Kindern ab elf Jahren bestehen. Bis spätestens März kommenden Jahres soll zudem eine digitale Beteiligungsplattform implementiert werden. Bis Dezember sollen Jugendsprecher/-innen der kommunalen Parteien benannt sein. (ana)