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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 13/2023
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Anspruchsvolle Blasmusik von getragen bis fetzig

Jahreskonzert des MV „Lyra“ Reinsfeld mit „besonderen Gästen“

Einen weiten musikalischen Bogen spannte der Musikverein in seinem Jahreskonzert am vergangenen Samstag. Die Auftaktveranstaltung im Januar 2020 war das letzte große Konzert. Alle weiteren Veranstaltungen zum 100-jährigen Bestehen fielen der Coronapandemie zum Opfer. Die volle Kulturhalle zeigte, dass ZuhörerInnen wie MusikerInnen nach kulturellen Veranstaltungen hungrig waren. Insgesamt 12 MusikerInnen debütierten an diesem Abend.

Es liegt in der Natur der Sache, dass in so einem langen Zeitraum viel Bewegung bei den Aktiven eines Orchesters zu verzeichnen ist. Trotzdem war der Besucher sowohl vom Umfang des Ensembles als auch von der Dominanz der Jugend überrascht. Unter den 48 Aktiven waren schließlich 12 DebütantInnen, die der Dirigent Fabian Gilles am Ende des Konzertes vorstellen konnte.

Auch im ersten Konzert nach der Zwangspause bot der MV Reinsfeld den Liebhabern konzertanter Blasmusik wieder ein abwechslungsreiches Programm. Die Stationen der musikalischen Reise, die mit „The Olympic Spirit“ von John Williams in der Olympiastadt Seoul von 1988 begann, wurden von Catharina Fey, Peter Düren und Lucas Borresch fachkundig und mit teils spitzbübischem Humor erläutert. So tauchte Peter Düren bei der Vorstellung des zweiten Stückes „Mountain Wind“ (der Bergwind) - einem kleinen feinen Konzertwerk von Martin Scharnagl mit berührender Atmosphäre - die Anhöhen des Hunsrück in ein völlig neues Licht. Die anschließende Komposition „The Flood“ (das Hochwasser) von Filip Ceunen reflektierte musikalisch die Geschichte der niederländischen Stadt Biddinghuizen, die zweimal in den Fluten der Zuidersee unterging und wieder errichtet wurde. Ein vielseitiges Werk, in dem jede Instrumentengruppe gut zur Geltung kommt. Mit einfallsreich in die Musik verschiedener Blech- und Holzblasinstrumente sowie Flöten und Klarinetten eingewobenen Bläsereffekten spiegelt es eindrucksvoll die Stimmung wieder. Die Effekte wurden von den Solistinnen Steffi Arnold (Euphonium), Ute Knerr (Alt-Saxophon, Carmen Kessler (Oboe) und Christina Zwernemann (Klarinette) gut umgesetzt. Der Musikverein widmete das Werk den Opfern und Helfern der Flutkatastrophe im Ahrtal.

Bei „The Sound of Silence“ von Simon & Garfunkel im Arrangement von James L. Hosay zeigte Solist Peter Düren, dass er nicht nur gut Posaune spielen kann. Wegen „Verhinderung“ des Originalinterpreten sprang er in die Bresche und sorgte mit einer eindrucksvollen Gesangseinlage für Szenenapplaus und Begeisterungsstürme. Weitere Gesangseinlagen durch die Aktiven von der Bühne unterstützt vom Publikum aus dem Saal folgten bei „Hey Jude“ von den Beatles, dem letzten Stück im ersten Teil des Konzertes.

Den zweiten Teil gestaltete der Musikverein mit schwungvollen Melodien wie „Full of Beans“ von Thimo Kraas oder „Bohemian Tequila“, einer gewagt/gekonnten Mischung aus böhmischer Polka und „Latin Rock Groove“ von Stefan Schwalgin. Sie wurde von den Solisten Gerhard Wollscheid (Trompete) und Martin Pütz (Posaune) gekonnt umgesetzt. Letzterer überzeugte als Solist auch bei der Melodie „Sweet Memory“ von Lars Ericsen, die er auf seiner Posaune mit einem bewundernswert weichen Ansatz ausgezeichnet umsetzte. Den Abschluss bildete ein Potpourri mit Melodien von Tom Jones, bei dem Peter Düren seinen zweiten Gesangsauftritt hatte. Mit offenem Hemd und wehenden Haaren machte er mit „Sex Bomb“ dem „Tiger“ alle Ehre.

Minutenlange stehende Ovationen lockten dann noch drei Zugaben heraus. Für die Fans der traditionellen Blasmusik wurde mit „Böhmischer Traum“ von Norbert Gälle ein Polkaklassiker aufgelegt, wobei der weiche Sound der Horn- und Posaunenregister nah an die Original Egerländer herankam. Der „Maxglaner Zigeunermarsch reloaded“ und die Wiederholung von „Hey Jude“ beendeten schließlich ein zweieinhalbstündiges Konzert, das Aktive wie Zuhörer in vollen Zügen genossen haben. (BäR)

Bild a

Die gut besetzten Trompeten und Saxophonregister

Bild b

Peter Düren als „Tiger“ Tom Jones