Sie wird auch weiterhin die Geschicke des Fleischerverbandes Rheinland-Rheinhessen leiten: Dagmar Groß-Mauer ist in ihrem Amt als Landesinnungsmeisterin bestätigt worden. Zur Tagung mit Neuwahlen des Vorstandes trafen sich Obermeister und Delegierte im Hotel Moselblick in Winningen.
Deutliche Worte fand die neue und alte Landesinnungsmeisterin, als es darum ging, das Fleischerhandwerk zu positionieren. Die Zeichen der Zeit sollten der Branche eigentlich in die Karten spielen. Auf der einen Seite stehe die Fleischindustrie, die klar vom Handwerk abzugrenzen sei, auf der anderen der gesellschaftliche Trend zur mehr pflanzlich basierten Ernährung. Das Ziel könne nicht sein, die Verbraucher aufzufordern, möglichst häufig tierische Produkte zu konsumieren: „Das wir in Deutschland zu viel Fleisch essen, ist uns allen bekannt.“
Verantwortungsvoller Genuss in Maßen, so müsse das Credo lauten, ist Dagmar Groß-Mauer überzeugt. Klasse statt Masse: „Gutes aus der Region, aus nachvollziehbarer Herkunft, handwerklich verarbeitet.“ Ebendies könne das Handwerk liefern - wenn es denn Unterstützung seitens der Politik erhielte.
Anders als erhofft sehe sich der Handwerksunternehmer jedoch einem Dschungel aus Vorschriften, Regelungen und Gesetzen gegenüber. Die Abarbeitung solch überbordender Bürokratie sei allenfalls von großen Unternehmen zu stemmen, nicht aber vom Handwerksbetrieb. Für Kummerfalten sorgen weiterhin die steigenden Energiekosten. Die Strompreisbremse sei für die Fleischerbetriebe zu hoch angesetzt. Durch die Inflation sitze das Geld nicht mehr so locker, Preiserhöhungen mache mancher Kunde nicht mehr mit. Kurz: Das Fleischerhandwerk kämpft.
Alleingelassen fühle sich die Branche. Wenn man „für mehr Regionalität und Tierwohl wirbt, müsste doch jedem vernünftig denkenden Menschen klar sein, dass dann das Fleischerhandwerk und die kleinen bäuerlichen Betriebe gefördert und die Fleischindustrie gestoppt werden müsste“, so Dagmar Groß-Mauer.
Ein Kampfgeist, der bei den Mitstreitern gut ankommt. Einstimmig wurde die Fleischermeisterin aus Kempenich als Landesinnungsmeisterin wiedergewählt. Daneben ist sie Vizepräsidentin des Deutschen Fleischerverbandes und Obermeisterin der Fleischer-Innung Mittelrhein. Ihr Stellvertreter ist Thomas Christian aus Stockum-Püschen. Landeslehrlingswart bleibt Manfred Schmitt aus Trier. Weitere Vorstandsmitglieder sind Peter Klassen, Ulrich Bayer, Peter Hebauer, Stefan Wiersch und Christian Knichel.
Um den Berufsalltag zu erleichtern, referierte Sebastian Karkus über den aktuellen Stand bei der EDV-gestützten HACCP-Dokumentation der LuxQM-App. Berichte, Gesetze, Verordnungen, Schulungsunterlagen: Die Bürokratie wird stets aufwändiger. Die HACCP-Dokumentation, deren Einrichtung für jedes Lebensmittelunternehmen verpflichtend ist, ist ein Kontrollsystem, das hygienische Risiken checkt und gegenüber der Lebensmittelüberwachungsbehörde nachgewiesen werden muss. Um hier nicht in Zettelwirtschaft zu ersticken, wird ein automatisiertes System entwickelt, das das Aufschreiben überflüssig macht und per weniger Klicks einfach bedient werden kann.
Viele weitere Entwicklungen und Ideen kamen bei den Fleischermeistern auf den Tisch. So etwa der vielfache Wunsch, ein Fach rund um Ernährung/ Kochen/ Backen wieder in den Schulen zu etablieren.
Geschäftsführer Alexander Zeitler verwies auf den „Landesehrenpreis für Lebensmittel“, der in diesem Jahr erstmalig auch in RLP vergeben werden soll. Mit ihm werden die hohe Produktqualität von Lebensmitteln ausgezeichnet sowie eine besonders engagierte Betriebsführung.
Dagmar Groß-Mauer betonte noch einmal den besonderen Zusammenhalt, den die Innungen des Landesverbandes in Folge der katastrophalen Ahrflut bewiesen haben. Ein solches Miteinander wünscht sie sich nun auch für die neue Amtsperiode - damit die großen Herausforderungen der Zukunft erfolgreich gemeistert werden können.