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Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ausgabe 16/2025
Aktuelles
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Erinnerungen an Flutschäden und Wiederaufbau

Stefan Schmitt (r.) erklärte Wirtschaftministerin Daniela Schmitt (l.) und Landrätin Cornelia Weigand die neuen Infotafeln.

LBM stellt zunächst drei Infotafeln im Flutgebiet auf und blickt auf das bisher Geleistete

AHRTAL. In den Flutgebieten an der Ahr und ihren Zuläufen sind im Juli 2021 unglaubliche Schäden entstanden. Jetzt läuft der Wiederaufbau auf der vermeintlich größten Baustelle Deutschlands. Von dem, was die riesigen Wassermassen vor knapp vier Jahren an materieller Zerstörung hinterlassen haben, ist zwar noch einiges zu sehen, aber vor allem infrastrukturelle Dinge sind in großen Teilen schon wieder in Ordnung gebracht. Immerhin zwölf Milliarden Euro seien im Wiederaufbau bereits verbaut worden, sagte Landrätin Cornelia Weigand bei der Enthüllung von Infotafeln nahe Altenahr. Der Leiter des Wiederaufbaubüros des für Straßen und Radwege zuständigen Landesbetriebs Mobilität (LBM), Stefan Schmitt, hatte die Idee, mittels solcher Infotafeln den Betrachter an die Katastrophe und den anschließenden Wiederaufbau der Infrastruktur zu erinnern. Wenn in einigen Jahren Straßen, Schienen, Radwege und Flusslauf wiederhergestellt sind, sollen die Tafeln Bewohnern und Besuchern des Tals das Geschehene vor Augen führen. Auch die rheinland-pfälzische Infrastrukturministerin Daniela Schmitt war nach Altenahr gekommen, um der Enthüllung der ersten Infotafeln beizuwohnen.

Bei den Infotafeln handelt es sich um dreieckige Gebilde mit jeweils drei Schautafeln. Die Tafeln unweit der Ostseite des Altenahrer Straßentunnels an der Einfahrt zur ehemaligen Feuerwehrunterkunft gehen wie die weiteren Tafeln auch nicht auf das Leid der Menschen, auf die 135 Toten und die Hunderte von Verletzten ein. Auch die privaten Schäden oder die zigtausend zerstörten Fahrzeuge sind nicht erwähnt. Die Infotafeln, die Teil der Erinnerungskultur werden sollen, haben die Zerstörung und die Wiederherstellung der Infrastruktur in Wort und Bild zum Inhalt. Dabei zeigt eine der Tafeln in Altenahr als Luftbild den wiederaufgebauten Bereich zwischen Tunnelausgang und den beiden Brücken, die Ahrtalbahn und Radweg führten und noch im Wiederaufbau sind. An dieser Stelle war die Straße komplett weggerissen, der Tunnel führte in einen mehr als zehn Meter tiefen Krater. Im Text auf den Tafeln wird auf die Zerstörungen, auf die von der Außenwelt tagelang abgeschnittenen Ortschaften, die ersten Maßnahmen zur Wiederherstellung der Befahrbarkeit für Retter und den folgenden finalen Wiederaufbau eingegangen. Details zu dem gezeigten Teilstück mitsamt Bildern der Zerstörung und der Fertigstellung mit einer Auflistung der Maßnahmen und der kompletten Zerstörungen an Landes- und Bundesstraßen im Flutgebiet komplettieren die zweite Tafel. Die der Bundesstraße zugewandte Tafel enthält in erster Linie den Hinweis auf die gezeigten Infos zum Wiederaufbau. Ein QR-Code führt beim Scannen zur Homepage des Projektbüros Wiederaufbau Ahrtal, auf der detaillierte Infos zu den großen Projekten des Aufbaus im Tal hinterlegt sind.

Bislang sind drei der Informationstafeln mit jeweils drei Einzeltafeln aufgestellt worden. Neben den Infotafeln rund 150 Meter östlich des Straßentunnels der B267 an der Einfahrt zur ehemaligen Altenahrer Feuerwehr steht ein weiteres Tafelbauwerk unter der Brücke der Bundesstraße B9 in Sinzig. Hier war am Morgen des 15. Juli das Teilstück mit der Fahrbahn in Richtung Koblenz eingesackt. Der zweite Brückenteil mit der Fahrbahn Richtung Bonn wurde ebenso wie die benachbarte Eisenbahnbrücke der linksrheinischen Eisenbahnstrecke von Wassermassen und Treibgut verschont. Das dritte Tafelbauwerk steht nicht an der Ahr, sondern unweit des Sahrbachs bei Binzenbach. Hier treffen die Landesstraße L76 und L77 aufeinander. Der Sahrbach hatte unter anderem die L76 in Richtung Kreuzberg auf einer Länge von sechs Kilometern komplett zerstört, im weiteren Verlauf waren Brücken zerstört und die Straße unterbrochen. Dass hier Ortschaften komplett von der Außenwelt abgeschnitten waren, war tagelang nicht bemerkt worden.

Wirtschafts- und Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP) sieht es als wichtig an, dass ins Bewusstsein gerückt wird, vor welchen gigantischen Aufgaben man stehe, aber auch mit welcher Kraftanstrengung schon welche Meilensteine erreicht wurden. Den Wiederaufbau der Straße am Tunnel sieht die Ministerin als einen solchen Meilenstein, an den mittels der Tafeln erinnert werden sollte. „Ich beobachte, dass es Leute gibt, die sich hier einen Blick verschaffen wollen, was auf der größten Baustelle Europas passiert und wie es voranschreitet,“ so Schmitt. Sie betonte, das Ahrtal werde stets im Fokus der Landesregierung stehen. Landrätin Cornelia Weigand (parteilos) mahnte unterdessen die Anpassung der Menschen an den Klimawandel an, der sich im Ahrtal so schrecklich ausgewirkt habe.