Vorsitzender Christian Lindner begrüßte rund 100 Gäste bei der Mitgliederversammlung des Ahrtal-Tourismus e.V.
BAD NEUENAHR. TW. Voll war es bei der Mitgliederversammlung des Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V. in der Kleinen Bühne des Bad Neuenahrer Kurparks. So voll, dass etliche Stühle nachgestellt werden mussten. Viele der 268 Mitglieder waren gekommen, um sich auf eine holprige nahe Zukunft mit der Aussicht auf eine Top-Tourismusdestination „Ahrtal“ einstimmen zu lassen. Dabei gaben knapp drei Jahre nach der Flutkatastrophe im Ahrtal sowohl der Vorsitzende Christian Lindner, wie auch die Geschäftsführer Christian Senk, Andreas Lambeck und Jan Ritter den Gastgebern vor allem eine Parole mit auf den Weg: Durchhalten! Und auch Guido Orthen, der Bürgermeister von Bad Neuenahr-Ahrweiler, machte deutlich, dass die Menschen im Tal noch so manche Kröte zu schlucken haben werden. Grund genug, neben den Regularien einer solchen Versammlung die Information der Mitglieder und die Kommunikation untereinander in den Vordergrund zu stellen und das Innenmarketing als wichtigen Faktor für die nächsten Jahre zu betonen. Denn der Stellenwert des Tourismus nicht nur als Wirtschaftsfaktor darf durchaus jedem im Tal nähergebracht und kommuniziert werden. Ohne Tourismus weniger Einnahmen, weniger Arbeitsplätze, weniger Geld für kommunale Projekte, die nicht ausschließlich dem Gast zur Freude dienen. Bürgerinfrastruktur und Touristeninfrastruktur meinen oft genug das gleiche.
Orthen blickte in die nahe Zukunft: die Ahr-Therme bleibt, wo sie ist, hofft er auf einen Sanierungsbeginn Ende 2025. Das Gebäude werde wohl das gleiche bleiben, aber weitere Anbauten soll es geben und in neue Angebote soll investiert werden. Schon in diesem Sommer ist der Spatenstich für den Neubau der Kurparkliegenschaften mit Konzertsaal, Haus des Gastes und Bibliothek geplant. Ein Lichtblick. Katastrophal sei hingegen die aktuelle Parkplatzsituation, was sich erst gegen Jahresende ändern werden. Dann kann das neue Parkhaus in Bad Neuenahr genutzt werden. Auf die Marktgarage in Ahrweiler müssen die Nutzer noch rund ein Jahr warten, Orthen stellte weitere Provisorien für die Rotweinstadt in Aussicht.
Schwierig ist es auch für die Hotellerie, trotzt immerhin wieder 300.000 Übernachtungen in 2023, 40.000 mehr als ein Jahr zuvor. Dankbar ist das Stadtoberhaupt, dass das Flaggschiff „Steigenberger“ mit 400 Betten im Juni 2024 neu und modern wieder an den Start geht. Für die großen Häuser Dorint-Hotel und das „SETA“ begleite die Stadt Lösungsansätze. Die Verwaltung sei mit den Eigentümern in Gesprächen, so der Bürgermeister. Dankbar ist Orthen auch für das Bekenntnis aller Klinikbetriebe zum Standort Bad Neuenahr-Ahrweiler. Den „Gesundheitsstandort“ gelte es in der Zukunft auszubauen. Und des Bürgermeisters Dank galt allen, die sich gleich nach der Flut auf den Weg gemacht und das Tourismuskonzept erstellt hätten, dass die Thermen und eine Hängeseilbrücke als Projekte mit höchster Priorität herausstellt.
Durchaus angetan mit Blick von außen zeigten sich der neue Geschäftsführer Andreas Lambeck von dem, was in Kreisstadt und Ahrtal passiere. Lambeck betonte die Wichtigkeit des gemeinsamen Auftritts. „Ich bin erstaunt von den Bauruinen, aber auch den kleinen Pflänzchen, die wieder wachsen. Und überall entstehen neue Leuchttürme“, hatte er nach einem Besuch an der Mittelahr festgestellt, die von der Flut am stärksten betroffen und noch immer stark gezeichnet ist. Sein Plädoyer deshalb: „Wir haben nichts davon, wenn sich nur die Kreisstadt positiv entwickelt. Wenn uns das Tal dahinter runterfällt, hat auch die Stadt ein Problem“, so der Touristiker. Gerade die Weinberg-Kulturlandschaft schaffe ein hohes Maß an Faszination. Lambecks Vision: „Ich wäre stolz, wenn wir in zehn Jahren den Quantensprung geschafft hätten, in einem Umfeld mit 20 Millionen Menschen die führende Tourismusdestination zu sein.“
Dass es kein leichter Weg wird, machten verantwortliche Vertreter des Aufbaus für Schiene, Straße, Radweg oder kommunale Infrastruktur deutlich. Erst die Bahn, dann die Straße, anders gehe es nicht. Und da gelte weiterhin das Ziel der Fertigstellung der Ahrtalbahn im Dezember 2025. „Wir sind noch im Zeitplan“ bekräftigte Christian Sauer. Sauer machte aber auch deutlich, dass zur Tourismus-Hochsaison im Herbst die heiße Phase im Bahn-Wiederaufbau starte. Erst nach dem Aufbau der Bahn werde die Straße folgen und viele Teil- und Vollsperrungen mit sich bringen, musste auch Stefan Schmitt, der Leiter des Wiederaufbaubüros des Landesbetriebs Mobilität (LBM) kundtun. Daher werde an der Mittelahr auch der Radweg nicht zur Saison 2026 in Gänze zur Verfügung stehen. Den Plan einer Umfahrung über die Höhen der Grafschaft musste der LBM aufgeben, da private Grundstückseigentümer einer Nutzung ihrer Flächen nicht zustimmten.