Dehoga-Landeschef Gereon Haumann (2.v.l.) im Gespräch mit Hoteliers und Gastronomen.
AHRWEILER. TW. Wie wird sich der Tourismus an der Ahr und damit die Situation der Gastgeber mit und nach dem Wiederaufbau entwickeln? Fragen, die beim Neujahrsempfang des Kreisverbands des Deutschen Hotel und Gaststättenverbandes (DEHOGA) im Ahrweiler Hotel Zum Stern eigentlich nur eine Antwort erhielten: es werden mehr Gäste kommen, dem Gewerbe stehen „Goldene Zeiten“ bevor, denn es entsteht derzeit Deutschlands modernste Tourismusdestination. Dennoch stellte der Kreisvorsitzende Günther Uhl die bange Frage, was denn wäre, blieben trotz hoher Investitionen die Besucher künftig aus. Uhl hatte erst vor wenigen Wochen einen umfangreichen Fragen- und Forderungskatalog entwickelt und großflächig verteilt. Dies auch vor dem Hintergrund, dass der zweite Winter nach der Flut für viele Menschen im Ahrtal schlimmer sei, als der erste Winter. Man dürfe aktuell nicht krankwerden oder gar durchdrehen, so der Neuenahrer Hotelier, der die Menschen auf unbestimmt Zeit durch die Auswirkungen der Katastrophe derart gefordert sieht, dass ihnen alles abverlangt werde. Und so bat Uhl die zum Neujahrsempfang anwesenden Vertreter aus Gaststättengewerbe und Politik um ihre Einschätzung der touristischen Perspektiven.
Hier fand er vor allem im DEHOGA-Landesvorsitzenden Gereon Haumann einen Mitstreiter, der nun endlich eine Gedankenwende weg von der Schwarzmalerei hin zur positiven Einstellung forderte. Haumann schrieb der Politik ins Aufgabenheft, liefern zu müssen, so wie es Bundeskanzlerin Angela Merkel, ihr Nachfolger Olaf Scholz, Bundespräsident Walter Steinmeier oder die rheinland-pfälzische Ministerpräsidenten Malu Dreyer nach der Katastrophe zugesagt hätten. „Gastwirtschaft besteht zu 50 Prozent aus Psychologie und darum sollten wir fortan nur noch positiv übers Ahrtal sprechen“, so Haumann. Seine Botschaft: „Im Ahrtal geht wieder was, es wird das Tal der Zukunft mit einmalig schönen Betrieben und genialer Ausstattung.“ Das Ahrtal werde die guten Zahlen von 2019 ganz schnell übertreffen, zumal es aktuell bekannter denn je sei. Die, die nach der Flut als erste mithalfen und anpackten, müssten als künftige Stammgäste gewonnen werden.
Auch Kreisstadt-Bürgermeister Guido Orthen blickt positiv in die Zukunft, zumal in vielen Bereich schon wieder eine touristische Infrastruktur geschaffen worden sei. „Die Bedeutung des Tourismus ist für Bad Neuenahr-Ahrweiler und die Verbandsgemeinde Altenahr klar“, so Orthen. Alles gehe aber nur gemeinsam, brachte der Bürgermeister auch die Weinwirtschaft und den Einzelhandel ins Spiel. Und er verwies auf den großen touristischen Beitrag der Kliniken in Bad Neuenahr, die 40 Prozent der Übernachtungen ausmachen und alle wieder an den Start gehen. MdL Horst Gies aus Ahrweiler sieht ebenfalls den Zusammenhalt aller im Ahrtal als entscheidend für die Zukunft an. Er freute sich, dass in den gastronomischen Betrieben schon viel passiert sei, fand aber auch Kritik an der schleppenden Auszahlung von Hilfsgeldern: „Nach 17 Monaten ist eine Milliarde von 14 Milliarden des Topfes ausgegeben, das ist noch nicht der große Wurf, es hapert überall an Personal“, so der CDU-Politiker. Gies sieht auch bei den Geldern, die das Land Rheinland-Pfalz gerade in seinem Doppelhaushalt für den Fördertopf zum Wiederaufbau beschlossen hat, noch Luft nach oben.