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Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ausgabe 21/2025
Aktuelles
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Noch eine Zeitenwende - diesmal transatlantisch

Der Referent Brigadegeneral a.D. Meyer zum Felde

BAD NEUENAHR. Der Vortrag fand am 23. April 2025 um 19.30 Uhr im Hotel zum Weinberg in Bad Neuenahr statt. Als Referent konnte Brigadegeneral a.D. Meyer zum Felde gewonnen werden. Er gilt als ausgewiesener Kenner der politischen und militärpolitischen Lage der NATO, war er doch seit 1989 im nationalen und internationalen Rahmen in verschiedenen Verwendungen mit sicherheitspolitischen und strategischen Aufgaben betraut.

Der Referent begann seine Ausführungen mit einem Rückblick auf die Gründung der NATO und deren Entwicklung im Zeitraum 1949 bis 1989. Es waren die Jahre des „Kalten Krieges“ zwischen den westlichen Staaten mit der militärischen Komponente NATO und den östlichen Staaten mit dem Warschauer Pakt als militärischer Faktor.

Mit dem Zerfall der Sowjetunion, der Auflösung des Warschauer Paktes und der eigenständigen Entwicklung der Staaten des ehemaligen Ostblocks, entstand eine völlig neue Weltlage. Sie war gekennzeichnet durch Partnerschaften, Kooperation und Krisenmanagement in und um Europa. Die Bundeswehr wurde auf den Einsatz im Rahmen internationaler Krisen reduziert und so umgebaut, dass sie mehr ein bewaffnetes technisches Hilfswerk mit Selbstschutzfähigkeit war. Die Landes- und Bündnisverteidigung trat völlig in den Hintergrund.

Die Aggression Russlands gegen die Ukraine mit der Besetzung der Krim hätte eigentlich für die NATO, Europa und Deutschland ein Alarmsignal sein müssen, aber die Rückbesinnung auf die Kollektive Bündnisverteidigung als Kernfunktion ging nur zäh voran. Insbesondere in Deutschland hoffte man noch auf ein diplomatisches Einvernehmen mit Putin. Erst die Drohungen Trumps während seiner ersten Amtszeit im Sommer 2018, den NATO-Vertrag zu kündigen und die Unterstützung der Amerikaner für Europa auf den Prüfstand zu stellen, weckten einige europäische Politiker auf. Mit dem Beginn des russischen Invasionskrieges gegen die Ukraine am 24. Februar 2022, musste auch der letzte Gutgläubige erkennen, dass die Zeit für einen ewigen Frieden in Europa zu Ende ist.

Der BG ging dann auf die aktuellen Entwicklungen seit der erneuten Amtsübernahme durch Trump ein. Er betonte: Die Weltordnung ist im Wandel begriffen. Mit den revisionistischen Plänen Putins und den Aussagen Trumps zur NATO und seiner aggressiven Handelspolitik muss sich Europa auf seine Stärken besinnen und seine Zukunft in die eigenen Hände nehmen. Die Administration Trumps sieht Europa als „Trittbrettfahrer, Schmarotzer und Klotz am Bein“ an. Deutlicher kann man einen ehemaligen Verbündeten kaum abqualifizieren.

Meyer zum Felde zeigte dann auf, welche Alternativen Europa verbleiben: 1. Gemeinsame Abschreckung und Verteidigung im Rahmen der NATO komplementär zur EU. 2. Koalition der Willigen unter Abstützung auf verbliebene Fähigkeiten. 3. Bilaterale Appeasement-Politik mit Russland zulasten Ostmitteleuropas. 4. Unterwerfung unter ein von Russland und China dominiertes Eurasien.