Peter Diewald freut sich über die Spende von Angelika Castelli.
BAD NEUENAHR. TW. Eine Bogenbrücke spannt sich am Bad Neuenahrer Schwanenteich über die Ahr, die ordentlich Wasser führt. Die Bäume dahinter verlieren allmählich ihr braunes Herbstlaub, einer ist schon ziemlich kahl und erwartet den Winter. Es ist eine beruhigende Herbstlandschaft, eine Naturszene ohne Menschen und Tiere, die Angelika Castelli im Jahr 2019 aus ihrem Blickwinkel am Ufer des Flusses auf die Leinwand brachte. Jetzt hat sie dieses Bild der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler geschenkt. Es soll ein kleiner Ersatz sein für all das, was an Kunstwerken in der Flutnacht des 14./15. Juli 2021 verloren ging. Damals ruhten viele Exponate der kreisstädtischen Kunstsammlung in einem Magazin unter der Ahrweiler Marktgarage und waren den stinkenden Fluten ausgeliefert. Immer noch ist nicht klar, was alles für immer verloren gegangen ist und was vielleicht noch gerettet werden kann. In der ganzen Republik sind Exponate in Labors und an Hochschulen verteilt, beschäftigen sich Experten damit, zu retten, was die Flut übriggelassen hat. „Da waren einmal 2.800 Exponate gelistet, darunter aber auch Konvolute mit einer Listungsnummer für mehrere Teile“, sagt die für Kunst und Kultur zuständige Mitarbeiterin bei der Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler, Heike Wernz-Kaiser.
Wernz-Kaiser freute sich ebenso über das Geschenk wie der Erste Beigeordnete Peter Diewald, dem die Künstlerin das Gemälde überreichte. Die Idee zu dieser Spende sei ihr gekommen, als einer Betrachterin des Bildes bei einer Ausstellung in Ahrweiler im vergangenen Jahr Tränen der Rührung in die Augen geschossen seien. Da habe sie den ideellen Wert erkannt, den dieses und andere Bauwerke aus der frühen Zeit des Heilbades für die Menschen gehabt habe. Entstanden war die Schwanenteichbrücke im Jahr 1907, das große Hochwasser des Jahres 1910 hatte sie überstanden. Die Brücke entstand seinerzeit vor der baugleichen Maria-Hilf-Brücke, deren zerstörte Fragmente seit der Flutnacht im Kurpark liegen. Von der Schwanenteichbrücke blieb nach der zerstörerischen Julinacht nichts mehr übrig. In den 114 Jahren ihres Bestehens war die Schwanenteichbrücke nicht nur eine Fußgänger-Verbindung zwischen den Anfang des 20. Jahrhunderts geschaffenen Parkanlage in Bad Neuenahr. Sie war auch für Maler und Fotografen immer wieder ein gern genutztes Motiv. Unzählige Brautpaare ließen sich auf der Brücke ablichten.
Für Angelika Castelli hat die Schenkung gerade dieses Bildes auch einen sinnbildlichen Charakter. Als sie vom „Brücken bauen“ zwischen den Menschen und der Pflege der Dialoge untereinander sprach, fühlte sich Peter Diewald auch an die immateriellen Dialoge unmittelbar nach der Flutkatastrophe erinnert, als zehntausende von Menschen aus aller Welt ins Ahrtal strömten, um den Betroffenen vor Ort zu Helfen und zur Seite zu stehen. Der Erste Beigeordnete freute sich über ein farbintensives und sehr schwungvolles Gemälde. „Es ist ein gutes Stück für die Sammlung der Stadt“, machte er klar. Das Gemälde wird nun erst einmal einen Platz im Obergeschoss des Rathauses erhalten. Hier sind aktuell einige Werke zu sehen, die der städtischen Kunstsammlung nach deren großen Verlusten im Sommer 2021 geschenkt wurden.