Nicht nur die Zerstörungen im Kurpark mit seinen Liegenschaften beendeten das originäre Geschäft der Marketinggesellschaft über Nacht.
KREISSTADT. TW. Erst kam 2020 die Corona-Pandemie, ein gutes Jahr später riss die Flutkatastrophe im Ahrtal nicht nur 134 Menschen in den Tod, sondern zerstörte auch große Teile der Infrastruktur und damit der Geschäftsgrundlage der Ahrtal und Bad Neuenahr-Ahrweiler Marketing GmbH (ABMG). Jetzt liegt deren Jahresabschluss für das Jahr 2021 zur Verabschiedung durch die städtischen Gremien vor. Trotz eines Jahresfehlbetrags von knapp 56.000 Euro bei einer Bilanzsumme von knapp 902.000 Euro und dem damit einhergehenden vollkommenen Aufbrauchen der bis zum Jahr 2019 angesparten Rücklagen sprach Geschäftsführer Christian Senk von einem wirtschaftlich guten Jahr. Wiederspruch gab es im Haupt- und Finanzausschuss in der Vorberatung nicht. Ganz im Gegenteil: einstimmig empfahl das Gremium dem Stadtrat, den geprüften und mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehenen Jahresabschluss zum 31. Dezember 2021 festzustellen und zu genehmigen, den Jahresfehlbetrag auf neue Rechnung vortragen und der Geschäftsführung für das Wirtschaftsjahr 2021 Entlastung zu erteilen.
Dabei war das achte Geschäftsjahr der ABMG das bisher schwierigste seit ihrem Bestehen, betonte Senk. Kaum war der Neustart nach Corona und einem halben Jahr im Lockdown angelaufen, beendete die Flut das originäre Geschäft der hundertprozentigen Tochter der Stadt jäh. Hotels, Pensionen, der Kurpark mit seiner kleinen Bühne, andere Kulturstätten – alles war zerstört oder zumindest schwer beschädigt. Für die ABMG bedeutete dies, entsprechend zu reagieren. Touristen gab es keine mehr, es galt vielmehr, der Bevölkerung in den betroffenen Bereichen Hoffnung und Hilfe zu geben. So wurden in den Wintermonaten für die Bevölkerung Räume der Begegnung und Treffpunkte zum Austausch und damit Orte der Ablenkung im Alltag geschaffen. In den seitens der Stadt installierten Wintertreffs wurden Programme für jedes Alter geschaffen. Dem mit den Pop-up-Malls beschäftigten Citymanagement griff die ABMG durch die Umsetzung der #wiederbunt-Kampagne unter die Arme.
Das Unternehmen leistete organisatorische Unterstützung von Hilfsaktionen, koordinierte freiwillige Helfer und initiierte die „Klangwelle für das Ahrtal“ als Benefizveranstaltung auf dem Gelände des Post Towers in Bonn mit rund 30.000 Besuchern. Insgesamt kam dadurch ein Erlös von 200.000 Euro zusammen, der in die örtliche Kulturarbeit investiert werden konnte.
Immerhin stieg durch den angepassten Geschäftsbetrieb der Umsatzerlöse gegenüber dem Corona-Jahr 2020 um zwölf Prozent auf 826.000 Euro. Der Materialaufwand lag leicht über dem Vorjahresniveau, die Personalaufwendungen leicht darunter. Allerdings brachten die sogenannten „sonstigen betrieblichen Aufwendungen und Abschreibungen“ deutliche Kosten zutage, so dass die Stadt ihren Jahreszuschuss um 150.000 auf 1,1 Millionen Euro erhöhen musste. Am Ende entstand dennoch ein Minus von 56.000 Euro. Da die ABMG-Geschäftsführung auch in den kommenden Jahren des Aufbaus mit Verlusten rechnet, wünscht sie sich den Beibehalt des städtischen Zuschussbetrags aus 2021, also 1,1 Millionen Euro.
„Durchgewunken“ in Richtung Stadt wurde der Jahresabschluss der Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler mbH (AuEG). Die ebenfalls hundertprozentige Tochter der Kreisstadt wurde zur Unterstützung der Verwaltung beim Aufbau der kommunalen Infrastruktur Ende 2021 gegründete und weist für ihr Gründungsjahr einen wenig aussagekräftigen Verlust von knapp 75.000 Euro aus.