Viel Arbeit liegt vor dem Vorstand der Ahrweiler Karnevalsgesellschaft um ihren Vorsitzenden Udo Willerscheid (l.)
AHRWEILER. TW. Session Nummer eins nach Corona-Pandemie und Flutkatastrophe sollte die Menschen wieder in die Säle und auf die Straßen locken, um Karneval zu feiern. Der Schuss ging heftig nach hinten los, denn die hohen Erwartungen wurden keineswegs erfüllt. Bei der Ahrweiler Karnevals-Gesellschaft (AKG) war nun Wunden lecken angesagt. Die Mitgliederversammlung stärkte dem Vorstand aber auch den Rücken.
Eine solche wirtschaftliche Entwicklung habe er bereits während der Session erwartet, sagte der AKG-Vorsitzende Udo Willerscheid der Mitgliederversammlung im Hotel Zum Stern. Denn in der Rotweinmetropole fahren die Narren einen klaren Kurs: Neben den eigenen Kräften werden zu den Veranstaltungen Spitzenkräfte des Kölner Karnevals verpflichtet. Zur Finanzierung sind ausverkaufte Veranstaltungen Pflicht. Und die gab es noch nicht. „Zur Herrensitzung hätten wir locker noch 150 bis 200 verkaufen können“, nannte Willerscheid das prägnanteste Beispiel. Nach Corona und der Flutkatastrophe seien die Menschen auch in der aktuellen weltpolitischen Lage vielfach noch nicht so weit. Die Generation der Besucher ab 65 Jahre sei fast komplett weggebrochen, betonte der Vorsitzende.
Aber es waren nicht nur die Veranstaltungen, die für das Minus sorgten. Auch die Flutnachbearbeitung kostete. So war vieles vom Inventar der AKG weggeschwommen und musste neu gekauft werden, unter anderem jede Menge Funkenkostüme. Das sind einmalige oder langfristige Anschaffungen, Förderanträge hierfür würden erst noch gestellt. Bürger und Geschäftswelt wurden ebenfalls nicht zur Unterstützung des Karnevals gebeten. Die AKG erstellte kein anzeigenfinanziertes Programmheft und macht keine Haussammlung, sogenanntes „Kötten.“ Der Verein konnte sich dieses schwierige Jahr leisten, weil nach der Flut viele Spenden aus der ganzen Republik geflossen waren. Besonders das Traditionscorps der Kölner „Altstädter“ tat ich hier hervor.
Die weitere Entwicklung wird der Vorstand genau beobachten: „Wir haben für jede Veranstaltung eine Arbeitsgruppe gebildet“, so Geschäftsführerin Sarah Jakobs. Ob es eine eigene Proklamationsveranstaltung geben wird, ist offen. „Vielleicht verbinden wir die Proklamation mit der Prunksitzung“, so Udo Willerscheid. Auch die Verkürzung einzelner Sitzungen um eine halbe Stunde ist eine Möglichkeit, Kosten zu sparen. „Wir können auf jeden Fall in Ahrweiler nicht hingehen, und 40 Euro für eine Flasche Wein nehmen“, weiß der Vorsitzende auch. Schon Eintrittspreise jenseits der 30 Euro würden kritisch beäugt.
Ihren eingeschlagenen Weg aber will die AKG behalten, erst recht, nachdem die Mitgliederversammlung dem Vorstand nach Bekanntwerden der Zahlen demonstrativ den Rücken stärkte. Dazu gehört auch die stetige Verjüngung des Vorstands, die auch bei der jüngsten Sitzung ihre Fortsetzung fand. Bei den zur Wahl anstehenden Posten wiedergewählt wurden Michael Groß (stellvertretender Vorsitzender), Konstantin Wenzel (stellvertretender Geschäftsführer), Volkmar Grimm (stellvertretender Schatzmeister), Carlotta Müller (Pressesprecherin), Irena Klees (Literatin), Carolin Groß (stellvertretende Sitzungspräsidentin), Elena Platz und Ines Hoffmann (Beisitzerin). Neu in Beisitzerämter gewählt wurden Clara Pollig und Sina Hoffmeyer.
Begonnen hatte die Versammlung mit einem umfassenden Jahresrückblick, den die neue Chronistin Ingrid Derra präsentierte. Schatzmeisterin Theresa Steffes erläuterte den Kassen- und Vermögensbericht. Reinhold Beiling bescheinigte als Kassenprüfer die ordnungsgemäße Kassenführung, nach der der Vorstand einstimmig entlastet wurde.