Katja Hermann (l.) und Merle Kurth (r.) krönten Annabell Stodden und Laura Nietgen.
Die amtierenden Ortsweinköniginnen des Ahrtals mit dem Ahrwein-Vorsitzenden Lukas Sermann (l.).
Ein Tänzchen zum Auftakt, im Laufe des Pfingstwochendendes füllte sich die Tanzfläche noch oft.
AHRWEILER. Sie sagen selbst von sich, beste Freundinnen zu sein. Am Freitag vor Pfingsten aber mussten die aktuelle Recher Weinkönigin Annabell Stodden und die Dernauer Weinregentin Laura Nietgen gegeneinander antreten. Beide hatten sich für die Wahl zur Ahrweinkönigin beworben, als einzige Kandidatinnen unter den acht Ortsweinköniginnen des Ahrtals. Um 19:21 Uhr am Abend verkündete Lukas Sermann, der neue Vorsitzende des Ahrwein e.V., dann vor hunderten von Festbesuchern auf dem Ahrweiler Marktplatz das Ergebnis: die neue Ahrweinkönigin heißt Annabell Stodden. Großer Jubel brandete auf, ungläubig blickte lediglich die soeben genannte neue Weinmajestät in die Runde.
„Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet“, so die ersten Worte der neuen Repräsentantin des Ahrweins. Dies auch, weil ihre Vorgängerin Katja Hermann vor Jahresfrist ebenfalls als Recher Weinkönigin im Wettstreit um das Amt der Ahrweinkönigin angetreten war und gewonnen hatte. Jetzt steckte diese ihr zum zweiten Mal das Krönchen ins Haar. Alle acht Ortsweinköniginnen waren dabei, den ganzen Tag hatten sie schon zusammen verbracht. Am Abend stellte sich jede von ihnen mit einem Stück Wissen über Tal und Wein unter der Moderation von Theresa Appel dem Publikum vor. „Das war eine emotionale Achterbahnfahrt für mich“, berichtete Annabell Stodden später in ihrer kurzen Antrittsrede, der die Proklamation und einige Glückwünsche vorausgegangen waren.
Es war der vorläufige Höhepunkt eines Tages, der einige Nerven kostete. Denn am Nachmittag musste sich jede der beiden Kandidatinnen einer Jury aus 38 Personen stellen: Winzer waren dabei, Kommunalpolitiker, Journalisten oder ehemalige Weinköniginnen nahmen jede der beiden Kandidatinnen rund eine Stunde lang in die Mangel. Fünf Monate lang hatten beide sich auf diesen Tag vorbereitet. Vom International Wine Institute in Ahrweiler hatte Raphael Kaupel für die fundierte Ausbildung im kompletten Wissen rund um Wein und Sekt gesorgt. Annabell Stoddens Dank galt aber auch Paul Gieler. Das Urgestein des Ahrwein-Wissens habe den Kandidatinnen jede noch so kleine Frage beantworten können und sie dabei ernst genommen.
Das „Pauken“ hat sich für beide Kandidatinnen gelohnt, ihnen ein fundiertes Wissen gegeben. Entsprechend knapp war der Ausgang der Wahl, das bestätigten mehrere Juroren, nicht nur Lukas Sermann und die neue Ahrweinkönigin. Auch für den Altenahrer Verbandsbürgermeister Dominik Gieler war nach eigenen Worten bis zur Verkündung überhaupt nicht klar, wer denn das Amt erhalten würde. Zu stark hatten sich beide präsentiert. Das Gelernte war dabei das eine, fünf Fachfragen konnten sie locker beantworten. Aus einem Pool mit Fragen jedes einzelnen Jurymitglieds wurden willkürlich fünf weitere Fragen gezogen. Es ging um Wurzelwerk, Frostschäden, alkoholfreien Wein oder Ideen für neue Attraktionen. Und um internationale Verständigung. So mussten beide einem Briten in dessen Muttersprache erklären, wie denn aus roten Trauben ein heller Wein entstehen kann. Dazu gab es eine Blindverkostung sowie ein Interview mit Weinjournalistin Claudia Horn. So etwas lässt sich nicht aus Büchern lernen. Am Ende fiel die knappe Entscheidung für Annabell Stodden. Laura Nietgen wird dazu die Krone der Ahrweinprinzessin tragen, die ihr Vorgängerin Merle Kurth aufs Haupt steckte.
Eine erste Amtshandlung gab es für die neue Ahrweinkönigin auch schon. Um genau 19:38 Uhr eröffnete Annabell Stodden offiziell den Weinmarkt der Ahr. Insgesamt neun Weingüter und Winzergenossenschaften präsentierten von Freitagnachmittag an einen bunten Mix ihrer Produktpalette. Der war so bunt, wie auch das Publikum, dass von Party-Gängern bis zu Fachpublikum reichte. Ob samtige Spätburgunder, frische Blanc de Noir, spritzige Weiß- oder Grauburgunder oder fruchtige Frühburgunder, die an der Ahr eine Spezialität sind, es blieben keine Wünsche offen. Moderat gestalteten sich auch die Preise. An den meisten Ständen gab es den günstigsten Wein schon für 18 Euro pro Flasche. Das galt auch für den einfachen Spätburgunder. Wer etwas besonderes ins Glas wollte, musste tiefer in die Tasche greifen. Das Angebot war da, selten aber mussten mehr als 30 Euro für eine Flasche entrichtet werden. Dazu gab es jeden der gut 100 angebotenen Weine oder Sekte auch im Glas. Das musste der Kunde zwar auch in diesem Jahr kaufen, nach dem Weinmarktbesuch konnte er es aber in einen Chip umwandeln, den er beim nächsten Weinevent in diesem Jahr wieder in ein Glas umwandelt.