So soll es auf dem Vornberger-Gelände einmal aussehen.
BAD NEUENAHR. TW. Der Stadtrat von Bad Neuenahr-Ahrweiler hat den nächsten Schritt auf dem Weg zu Wohnungen und Gewerbeflächen auf dem einstigen Vornberger-Geländer an der Bad Neuenahrer Hauptstraße getätigt und den Bebauungsplanentwurf für die hinteren Bauten, die die Bezeichnung „Haus 2“ und „Haus 3“ tragen, einstimmig bei einer Enthaltung beschlossen. Dabei gab es gehörige Änderungen gegenüber den im Jahr 2023 im Rat vorgelegten Planungen des Investors, der Grafschafter 4L GmbH. Demnach hat sich der geplante Bereich für Einzelhandelsgeschäfte drastisch verkleinert. Waren zuletzt 4.000 Quadratmeter für mehrere Geschäfte geplant, so sind dies aktuell nur noch 2.850 Quadratmeter. Insgesamt sieht das Projekt mit seinen drei Bauteilen aktuell Gewerbeflächen von 4.329 Quadratmetern und Wohnflächen von 8.126 Quadratmetern vor. Insbesondere der angestrebte Branchenmix mit zahlreichen kleineren Ladenlokalen lässt sich nur schwer verwirklichen, zumal zum Schutz der Kernstadt zahlreiche Branchen, wir Schnittblumen, Schreibwaren, Schuhe und Lederwaren, Glas und Keramik, Haushaltswaren, Spiel- und Bastelwaren, Uhren und Schmuck oder Orthopädische Artikel für das Gelände ausgeschlossen wurden.
Auch Discounter Aldi, der eine Fläche von 1.100 Quadratmetern mit einem Markt belegen wollte, wird nicht kommen, sagte Architekt Jörg Golly im Rahmen der jüngsten Stadtratssitzung. Das Unternehmen bleibt an seinem bisherigen Standort an der Bad Neuenahrer Heerstraße. Golly sprach nun bei den möglichen künftigen Anbietern von Discounter Netto, Drogeriemarkt dm und Non-Food-Markt Action.
Die neuen Planungen bieten der Stadt und dem Investor die Möglichkeit, das Planungsgebiet als sogenanntes „Urbanes Gebiet“ ausweisen zu lassen und nicht als Sondergebiet. Der Vorteil hierbei: es bedarf keiner Änderung der Flächennutzungsplan, der aktuell gültige Flächennutzungsplan greift bei einem Urbanen Gebiet.
An Wohnraum entstehen sollen nach der aktuellen Planung in Haus 1, dass direkt an der Hauptstraße liegt und sich derzeit bereits im Bau befindet, 16 Zwei-, neun Drei- und vier Vier-Zimmer-Wohnungen. Dieser Bauteil wird viergeschossig werden, alle 29 Wohnungen sollen als Eigentumswohnungen vermarktet werden. Ein Geschoss weniger haben die beiden anderen Häuser. Hier sieht die Planung 19 Appartements mit einem Zimmer vor, dazu 29 Zwei-, 24 Drei- und 14 Vier-Zimmer-Wohnungen. In einem städtebaulichen Vertrag, mit dessen Ausgestaltung der Stadtrat die Verwaltung nun beauftragte, soll unter anderem geregelt werden, dass bei mindestens der Hälfte der Wohnungen der Verkauf oder die Vermietung entsprechend den Richtlinien der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler erfolgen soll. Zudem wird der Investor der Stadt einen Kitazuschuss zahlen, da es auf dem Gelände keinen eigenen Kindergarten geben wird. Über einen solchen war zu Beginn der Planungen mit dem Investor gesprochen worden. Ebenfalls wichtig: das Projekt wird als KFW 55 Effizienzhaus im Gewerbebereich sowie im Wohnbereich entwickelt und kann auf entsprechende Bundesförderung hoffen. Dafür werden die Dachflächen entsprechend extensiv begrünt oder mit Photovoltaikanlagen bestückt werden. Angeschlossen wird die Anlage aber auch ans Fernwärmenetz der Ahrtalwerke. Teile der Mieterparkplätze und Teile der Parkplätze der Eigentumswohnungen werden im Rahmen der technischen Möglichkeiten für Ladesysteme für E-Autos vorgerichtet. Insgesamt sollen auf dem Gelände 271 Parkplätze für PKWs entstehen, 179 davon in mehreren Tiefgaragen. Zudem sind 200 Fahrradparkplätze geplant, davon ebenfalls 120 in den Tiefgaragen.
In den Fraktionen des Stadtrats herrschte bei den aktuellen Beratungen vor allen Dingen Zufriedenheit darüber, dass der Investor trotz aller Schwierigkeiten an dem Projekt der kompletten Neunutzung des Vornberger-Geländes festhält, wenn auch in leicht verkleinertem Umfang. Birgit Stupp (Bündnis 90/Die Grünen) bekräftigte, das Gesamtkonzept mit seinen zahlreichen Maßnahmen hinsichtlich der Nutzung erneuerbaren Energien sei für Neubauten im städtischen Raum hiesiger Klimazone unabdingbar. Zu hoffen ist, dass der geplante Mix der Wohnungsgrößen alle Bedarfe abdeckt“, so Stupp, die lediglich die Kostenübernahme für weitere KiTa- Plätze als löblich bezeichnete, dies werde jedoch zu keiner Verbesserung des Fachkräftemangels in den KiTas der Stadt führen. Ihre Anregung: eine Elterninitiative für die Kinderbetreuung, ein attraktiver Spielplatz mit Trinkbrunnen und Verschattung und ein Generationentreffpunkt, um das Quartier mit Leben zu füllen.
Für die Freie Wähler Gemeinschaft (FWG) sprach Klaus Beu von einer gegenüber den vorherigen Entwürfen offeneren Planung. Die Ausweisung als Urbanes Gebiet ermögliche dem Investor mehr Flexibilität bei der Einzelhandelsnutzung und der bestehende Einzelhandel in Bad Neuenahr werden durch die Festlegungen im Städtebaulichen Vertrag nicht gefährdet. „Wir begrüßen sowohl den geplanten Wohnungsmix, als auch die im Städtebaulichen Vertrag verankerte Regelung, dass mindestens 50 Prozent der Wohnungen entsprechend den Richtlinien der Stadt verkauft oder vermietet werden“, so Beu.