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Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ausgabe 23/2023
Aktuelles
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„Völlig losgelöste“ Stimmung tausender Besucher

Hier gab es helle Weine ins Glas.

Barmusik am Nachmittag mit "Barlala."

Sie strahlten mit der Sonne um die Wette.

Sogar dem Vierbeiner gefällt der Weinmarkt.

Die imaginäre Tanzfläche bei der RPR1-tanzt-Party war voll.

Schon tagsüber herrschte reger Betrieb auf dem Ahrweiler Marktplatz.

Tagsüber Weinkenner, abends Partyvolk? So war es beim Weinmarkt 2023 nicht

AHRTAL. TW. Die Sonne strahlte an allen Tagen des Pfingstwochenendes von Himmel herab, fast schon laue Abende waren die Folge. Und auf dem Ahrweiler Marktplatz strahlte es aus den Gesichtern von massenhaft fröhlichen Menschen. Der Weinmarkt der Ahr war auf jeden Fall ein Volltreffer, zumal für jeden Besucher etwas geboten wurde. Und Besucher gab es reichlich, vor allen Dingen an den Abenden.

Bester Dinge waren schon am Eröffnungstag, dem Freitag, die Fanclubs der beiden Kandidatinnen für die Ämter von Ahrweinkönigin und Ahrweinprinzessin. Deren erste Aktion war natürlich der Startschuss für den Weinmarkt, den ersten nach dreijähriger Corona- und Ahrtalflut-Zwangspause. Kurz nach 20 Uhr, die Kronen saßen bei Majestät Katja Hermann und ihrer Prinzessin Merle Kurth noch nicht allzu lange auf den Köpfen, war der 2023er Weinmarkt dann offiziell eröffnet und die neuen Ahrweinbotschafterinnen konnten sich mit den weiteren Regentinnen der Weinbauortschaften des Ahrtals in die Menge stürzen und zur Musik der Frankfurter Word-up-Band feiern. Deren Verpflichtung für den Auftaktabend zeigte indes: in diesem Jahr wird einiges anders, moderner, aber auch weiterhin abwechslungsreich.

Auf besagtem Marktplatz tauchten Königin und Prinzessin am Samstagmittag erneut auf, dieses Mal in erster offizieller Mission. Autogrammstunde war angesagt und auch so manch kleines Mädchen ließ sich ein signiertes Bild überreichen. Das Ziel war klar: selber irgendwann einmal die Krone einer Weinmajestät tragen. Die, die schon Wein genießen durften, hatten allerhand Fragen zu roten und weißen Tropfen, Qualitätsstufen und Alkoholgehalten, da waren sie bei dem gerade erst von einer Fachjury befragten Majestätinnen-Duo an der richtigen Adresse.

Für den zweiten Abend hatte der Ahrwein e.V. einmal mehr vieles verändert. Jetzt stand keine Band mehr auf der Bühne, sondern ein Discjockey. In Zusammenarbeit mit dem rheinland-pfälzischen Sender RPR1 bat der Speyerer „DJ Robsessed“ zur 80er- und 90er-Jahre-Party. Schnell wurde die imaginäre Tanzfläche immer größer, reichte von der Bühne in der Ecke des Marktplatzes bis hin zum Weinbrunnen. Ein perfekt gestelltes Beschallungssystem sorgte dafür, dass die Lautstärke überall gleich war und nur so weit aufgedreht, dass Gespräche jederzeit möglich waren. Die Lightshow auf der Bühne aber lockte vor eben diese. Und bei den Gassenhauern der beiden verrückten Jahrzehnte sang der ganze Markt lautstark mit, allen voran, wenn die Neue Deutsche Welle angesagt war. „Völlig losgelöst von der Erde“ schallte es am Abend durch die ganze Ahrweiler Altstadt. „Die Stadt lebt wieder“ freute sich Felix Brüggert von den „Jungwinzern The Next Generation“, einem von acht Anbietern der edlen Tropfen, die in der Flasche überwiegend ab 18 Euro erhältlich waren. In den Gläsern der Gäste schimmerten zur Oldie-Party nicht nur hellen Weine. Die in den Jahren vor Pandemie und Flutkatastrophe oftmals bei Weinevents festgestellte Besucherteilung aus Wein interessiertem Publikum tagsüber und Partyvolk am Abend war nur bedingt festzustellen, zumindest meinte Brüggen: „Auch unsere Rotweine werden super angenommen.“ Je später der Abend wurde, desto mehr ließen sich die Gäste Spät- und Frühburgunder eingießen. Die Abkühlung in der Luft tat ihr übriges, um von hellen auf dunkle Weine umzuschwenken. Diese mussten auch gar nicht so sehr temperiert werden. Beim Weingut Lingen sorgte ein Wärmeschrank dafür, dass die Rotweine nur 15 Grad Celsius aufwiesen. Für Peter Lingen war das die absolut richtige Temperatur für Rotwein beim Weinmarkt. Entsprechend gut war auch der Umsatz.

Was Lingen mindestens genauso positiv fand, war die Umsetzung der Idee des „Probenpasses.“ Für 19,80 Euro gab es ein Glas und die Möglichkeit, an den acht Weinständen aus jeweils ein Glas aus einer Auswahl von drei Weinen zu testen. „Bei uns sind das ein Spätburgunder, ein Frühburgunder und ein Riesling. Aber so ganz genau sehen wir es nicht. Wenn ein Gast keinen trockenen Wein mag, gießen wir gerne auch einen anderen Wein ein“, so Peter Lingen.

Wie es sich für einen Weinmarkt gehört, wurden an vielen Ständen nicht nur die Schnelldreher angeboten. So manch edler Tropfen war ebenfalls im Angebot und wurde gerne verkostet, wenn auch eher im Glas als gleich in der ganzen Flasche. Beim Weingut Kriechel etwa gab es den 2020er Kräuterberg Goldkapsel Spätburgunder trocken für acht Euro im Glas, die Flasche für 48 Euro. Und die Winzergenossenschaft Mayschoß/Altenahr wartete mit einem trockenen Spätburgunder „Alte Lay“ für 33 Euro die Flasche auf. „Da fragen die Gäste auch nach, nicht nur tagsüber. Ich bin erstaunt, wieviel Rotwein an den Abenden nachgefragt wurden, auch bei der Oldie-Party am Samstag“, freute sich Ines Hoffmann über den Wandel des Publikums.

Viele der Gäste waren zum ersten Mal beim Ahrweiler Weinmarkt, das wurde aus den Gesprächen mit den Winzern deutlich. Peter Diewald, der Erste Beigeordnete der Kreisstadt, hatte es bei der Proklamationsfeier am Freitagabend so ausgedrückt: „Das Ahrtal ist jetzt im ganzen Land bekannt, nun müssen wir zusehen, dass wir auch unsere positiven Seiten darstellen.“