Landschaftsarchitekt Martin Schmitz informierte zum Thema "Masterplan."
AHRWEILER. TW. Über die Ideen zur Gestaltung der Ahruferbereiche im Bereich der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler informierte die Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft (AuEG) der Kreisstadt. Diese ist bemüht, die Bevölkerung in regelmäßigen Vortrags- und Diskussionsabenden bei der Wiederherstellung der kommunalen Bereiche mitzunehmen. Rund 40 Gäste waren zu diesem dritten Vortrag der Veranstaltungsreihe in neu angemietete Räumlichkeiten der AuEG in der Ahrweiler Schülzchenstraße gekommen.
Hier konnte AuEG-Geschäftsführer Hermann-Josef Pelgrim den Landschaftsarchitekten Martin Schmitz begrüßen, dessen Berliner Büro in erster Linie für den Masterplan verantwortlich ist. In der Gesellschaft wird der Plan intern als „Grünplan“ tituliert, beschreibt die Landschaft beidseits der Ahr, während ein „Blauplan“ sich mit dem Fluss selbst und dessen Eingrenzung in einen maximalen Überschwemmungsbereich eines hundertjährigen Hochwasserereignisses (HQ100) beschäftigt.
Das Atelier Loidl, so der Name des Berliner Landschaftsarchitekturbüros, ist hochdekoriert und bundesweit unterwegs, Schmitz zeigte Referenzobjekte, die den Planungen für die Ahr nahekommen. Da steht die Umgestaltung der Bodenseeinsel Lindau für die Frage: „Wie kann ein Park in einen bestehenden Stadtkörper eingepflegt werden.“ In der Hamburger Hafencity gestaltete das Büro den Baakenpark auf einer künstlich angelegten Insel. Hier ging darum, wie man ein Gemeinschaftsgefühl entstehen lassen kann. In Siegen wurde schließlich eine über der Sieg errichtete Parkplatte abgerissen und der Uferbereich neu gestaltet. „Wie können wir urbane Qualitäten in die Zukunft denken?“, war hier die Fragestellung?
Der Masterplan geht nun davon aus, dass die Ahr als Stadtfluss Teil des urbanen Lebens sein wird. Bei allen Überlegungen heißt die Devise aber auch: „Weniger ist mehr.“ Daher sei eine Aufteilung in populäre Orte, in Retentionsflächen oder ökologisch vorrangige Gebiete sinnvoll. Und darum ist der gesamte Plan von der Bunten Kuh bis Lohrsdorf auch unter vier große Überschriften gesetzt, die sich in Themenfeldern widerspiegeln. Erster und wichtigster Schwerpunkt ist der Hochwasserschutz. Es geht hierbei in erster Linie darum, den Durchfluss der Ahr und die Retentionsräume zu maximieren. Klar ist dabei aber auch, dass große Rückhalteflächen für das Wasser nicht erst in Bad Neuenahr-Ahrweiler entstehen dürfen. Diese müssen überwiegend an der Oberahr und auch an der Mittelahr entstehen, soll ein wirksamer Schutz auch für die Kreisstadt entstehen. Auf Höhe von Bad Neuenahr-Ahrweiler sind in erster Linie Retentionsflächen bei Ahrweiler auf Höhe des Gebiets „Auf Ergen“, gegenüber dem Kalvarienberg geplant, zudem am Ende des Aktionsgebietes in den Lohrsdorfer Auen, wo diese in erster Linie Schutz für die weiteren Unterlieger, also Bad Bodendorf und Sinzig bieten können. Dazu gibt es Überlegungen, Parkanlagen in ihrer Gänze tiefer zu legen, um diese im Bedarfsfall fluten zu können. Für einzelnen Mühlenteiche gibt es Überlegungen, deren Speisung durch die Ahr im Hochwasserfall zu unterbrechen, berichtete Hermann-Josef Pelgrim auf Nachfrage.
Die zweite große Überschrift lautet „Wege.“ Hier geht es darum, ein qualitätsvolles Wegenetz entlang der Ahr zu knüpfen. Hier sieht der Masterplan von Radfahrern und Fußgängern gleichsam nutzbare Wege beidseits der Ahr vor, wobei sich der Weg südlich des Flusses als der etwas gemütlichere Weg zeigen soll, nördlich der Ahr geht es dagegen schneller. Ein weiterer Punkt: „Programme.“ Was soll für wen an der Ahr geboten werden? Es gilt, Freiräume zur Ahr hin auszurichten und neue Angebote zu schaffen. Grundsätzlich sollen die Uferbereiche für Menschen jeden Alters zugänglich, nutzbar und vor allem interessant sein, Barrierefreiheit ist ein Muss. Entstehen sollen daher Bereiche für Sport und Spiel, urbane Räume, aber auch natürlich gestaltete Flächen. Weg vom englischen Rasen, hin zur pflegeleichten Blumen- und Kräuterwiese. Rasen muss nur dort sein, wo sich die Menschen zum Picknick niederlassen oder Spiele spielen wollen. Und schließlich steht die Ökologie als vierter Schwerpunkt. Es geht darum, klimaökologische Strukturen für die Zukunft zu denken. Wo macht das Sinn und wo ist der Weg für die Menschen zur Ahr so kurz, dass sie diesen auch nutzen, um das Ufer in ihre Beschäftigung einfließen zu lassen. In Walporzheim und Lohrsdorf fließt der Fluss weiter weg vom Ortskern, als in Ahrweiler und Bad Neuenahr. In den Innenstädten soll die Ahr daher stärker ins Leben eingezogen werden. Nahe des Ahrtors bietet sich ein Zugang zur Ahr an, hier soll bis hin zum Schwimmbad eine Art Bürgerpark entstehen, in Bad Neuenahr eine Art Gartenparklandschaft.
Bleibt die spannende Frage: wer zahlt die Umsetzung der Ideen überhaupt bis zu welchem Grad? Aktuell spricht das Wiederaufbaugesetz lediglich von einem Eins-zu-eins-Wiederaufbau. „In Sachen Finanzierung sind noch viele Diskussionsrunden über Qualität und Ausmaß zu führen“, gibt auch Hermann-Josef Pelgrim zu und drückt den Status Quo so aus: „Die Idee der Pilotregion ist in den Köpfen der Administration nicht mehr so stark vertreten.“