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Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ausgabe 23/2025
Wirtschafts-Info
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Zwischen Leben und Abschied

Vor dem Schaufenste des Bestattungshausesr: (v.l.) Rebecca Lindner, Robert Gryla und Anna Knieps.

Die Idee des Bestattungshauses Knieps wird sehr gut angenommen. Die Aktion lädt zum Nachdenken und Mitmachen ein.

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Zwischen Leben und Abschied

Bestattungshaus Knieps lädt zum Nachdenken

BAD NEUENHR-AHRWEILER. An den Schaufenstern des Bestattungshauses Knieps in der Ahrweiler Altenbaustraße 18, auf dem Weg zum Marktplatz, bleibt seit einiger Zeit so mancher Passant stehen. Dort steht etwas geschrieben, das verfängt und sehr berührt: Zwei einfache Satzanfänge, die zum Nachdenken und Vervollständigen anregen und animieren: „Bevor ich sterbe, will ich ...“ bzw. „Das würde ich Dir gerne noch sagen ...“

Beim ersten Blick auf das Schaufenster sieht es wie ein besonderer Nachruf aus. Erst auf den zweiten Blick entfaltet es eine besondere Lebendigkeit: Die Antworten auf die Satzanfänge sind bunt, nachdenklich, voller Sehnsucht, Liebe und Lebensfreude. „…mein Enkelkind im Arm halten und ihr Grüße von meinem verstorbenen Mann ausrichten“, schreibt jemand. „…dass es friedlich auf der Welt zugeht “, ein anderer. Und: „…dass der 1. FC Köln Meister wird“ oder „…irgendetwas entdecken, was in die Geschichte eingeht“. Eine kindliche Schrift hat dies geschrieben: „…Ich liebe dich Opa. Du warst nicht nur der HAMMER, sondern die ganze Werkzeugkiste“

Die Aktion der drei jungen Macher des Bestattungshauses Knieps kommt an, will aber mehr sein als eine besondere und innovative Werbeaktion und auch mehr als ein besonderes gestaltetes Schaufenster.

Die Aktion soll ein Impuls sein. Ein Gesprächsangebot. Eine Einladung, sich mit dem auseinanderzusetzen, was im Alltag gerne verdrängt wird: dem Tod – und dem Leben davor.

„Wir wollen das Thema Sterben aus der Tabuzone holen“, erklären Anna Knieps und Rebecca Lindner vom Bestattungshaus. „Nicht morbid, sondern menschlich. Wer über das Ende nachdenkt, sieht oft klarer, was ihm wirklich wichtig ist“, meint Robert Gryla. Und ganz offensichtlich findet diese Perspektive sehr großen Anklang.

Ob jung ob alt, ob Besucher oder Einheimischer – die Beteiligung ist groß. Menschen bleiben stehen, lesen, oder schreiben. Mancher trägt seine Gedanken still in sich weiter, andere fotografieren ihre Worte, um sie zu teilen.

Noch bis Mitte Juni bleibt die Möglichkeit, sich an der Aktion zu beteiligen. Die beiden Fenster werden regelmäßig neu gestaltet, damit Platz für weitere Gedanken bleibt – für Wünsche, Fragen, Versäumnisse, Versprechen. Das Bestattungshaus Knieps schafft damit einen Ort des öffentlichen Erinnerns und Vorausdenkens – mitten im Alltag, mitten im Leben.

Und es soll nicht bei dieser Aktion bleiben: Die Impulsgeber kündigen bereits weitere kreative Projekte an, die sich mit Tod, Trauer und Erinnerung auseinandersetzen – offen, liebevoll und mit einem tiefen Verständnis dafür, wie viel Leben im Abschied steckt.

In einer Gesellschaft, die den Tod oft verdrängt, setzt das Bestattungshaus Knieps ein bemerkenswertes Zeichen. Und zeigt: Manchmal reichen zwei angefangene Sätze, um das Wesentliche ins Licht zu rücken.