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Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ausgabe 24/2023
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Zu schwere Fahne förderte den Königswunsch

Sie können es: Die Ahrhöde Jonge haben den Preis für die besten Paraden erhalten.

Ehrung des Vorstands von 1973, wobei der aktuelle König Benedikt Appel (Mitte links) auch seinem Vater Jürgen (MItte rechts) eine Ehrennadel ansteckte.

Anekdoten, Ehrungen und Paraden: Ahrweilers Junggesellen-Schützen feierten den ganzen Samstag

AHRWEILER. TW. Der größte Part des Ahrweiler Schützenfestes ist vorüber, nun steht noch das Aloisiusfest am 23./24. Juni aus. Am vergangenen Samstag war der Festtag für die Junggesellen-Schützen, die natürlich nicht alleine feierten. Wer dabei sein wollte, musste durchhalten können, denn die Feiern zogen sich den ganzen Tag über hin. Offizieller Auftakt war ein Hochamt in der Laurentiuskirche. Nicht nur die immer noch lädierte Kirche erinnerte die Besucher noch an die Folgen der Flutkatastrophe, auch eine zum Hochamt stattfindende Weihe der Fahne der Junggesellen tat dies. Denn die Fahne war auch ein Opfer der Flut geworden und hatte schwere Beschädigungen erlitten. Aufwändig war sie repariert und gereinigt worden, um von Pastor Jörg Meyrer nun den erneuten kirchlichen Segen zu erhalten, berichtete der Vorsitzende und Hauptmann der St. Laurentius Junggesellen-Schützen, Raphael Mausberg, zum Beginn des Festkommerses. Für ihn sei es das letzte Hauptmannsjahr, so Mausberg, der sich freute, dass zuletzt viele Ahrweiler Jungs den Weg in die Gesellschaft, aber auch zu den jüngsten Schützen gefunden haben.

Vom Rednerpult aus gab es viel Zuspruch für die Arbeit der Junggesellen. Pastor Jörg Meyrer sprach den Hauptmann direkt an und berichtete von dessen Königsansinnen bei den Aloisiusjungen vor Jahren. Damals sei er noch nicht getauft gewesen und der Pastor meinte: „Dass lasset uns beten, dass er kein König wird.“ Dass es anders kam, bezeichnete Meyrer im Nachhinein als göttliche Fügung und großes Glück für Ahrweilers Schützen. Und das Taufsakrament habe Mausberg mittlerweile auch erhalten.

Der Erste Beigeordnete der Kreisstadt, Peter Diewald, sieht die Ahrweiler Junggesellen aktuell als eine Gesellschaft auf hohem Niveau, die in der letzten Dekade ein sehr gutes Bild abgebe. Dies sei nach Diewalds Worten auch der Arbeit des Hauptmanns zu verdanken. Der Beigeordnete blickt noch einmal eine Woche zurück auf das Königsvogelschießen, auf die emotionalen Momente nach Einzug des neuen Königs Benedikt Appel durch das Ahrtor in die Altstadt und auf gönnerhafte Einstellung des unterlegenen Mitbewerbers Justin Büsch gegenüber dem neuen König. Diewald dankte aber auch dafür, dass der Kontakt zwischen Alt und Jung in Ahrweiler so reibungslos vonstattengehe und dass die „Alten“ durch eben diese Kontakte reich beschenkt würden. Die große Präsenz „Ehemaliger“ bei den Junggesellen unterstrich das.

Für den Kreisbeigeordneten Friedhelm Münch war die Teilnahme am Schützenfest eine Premiere. Er sah nach eigenen Worten, eine „Gesellschaft, die funktioniert.“ In Ahrweiler seien sich alle gut gesonnen, genau daran fehle es in anderen Bereichen der Gesellschaft immer wieder. Ähnlich äußerte sich Bürgerschützenkönig Jürgen Schmitz. Zwar komme die heutige Gesellschaft an den neuen und vor allem den sozialen Medien nicht mehr vor, und auch nicht an der durch diese Medien beeinflussten Meinungsbildungen und Popularitäten. Es beruhige ich aber, dass das Schützenfest weiter traditionell daherkomme und dass es die jungen Männer nicht uncool fänden, mit Holzgewehren durch die Straßen zu ziehen und zu Stechschrittparaden anzutreten. Hinter letzteren verbirgt sich immer ein Wettbewerb. Die Paraden an Fronleichnam und am Schützenfestsamstag werden von einer Jury streng beäugt. Am besten präsentiert haben sich in diesem Jahr die Junggesellen aus der Ahrhut mit ihrem Zugführer Alex Groß.

Obligatorisch beim Festkommers sind die Ehrungen früherer Vorstände, gern gehört sind deren Anekdoten aus früherer Zeit. Jürgen Appel, der 50 Jahre vor seinem Sohn den Vogel erlegte und König im Jahr 1973 war, hatte viel zu erzählen. Sein Königswunsch war erst auf dem Weg zur Schießanlage gereift. Als damaliger Fähnrich war ihm nämlich die Fahne zu schwer. Und geschossen wurde wesentlich länger, als heute, erst um 22:30 Uhr sei der König in die Stadt eingezogen. Weil dieser dann zu so später Stunde nicht mehr in der Niederhut präsentiert wurde, gab es dort sogar einen Aufruf, auf die Schützenfestbeflaggung zu verzichten, was für einiges Schmunzeln im Festzelt sorgte. Grußworte sprachen zudem Vertreter der Aloisiusjugend und der Junggesellen-Schützen aus Lantershofen. Und auch die Weinköniginnen aus Ahrweiler, Bachem und Walporzheim sowie Karnevalsprinzessin Ingrid I. gratulierten der neuen Majestät.

Nach den ausgiebigen Feiern am Samstagmorgen zog die Junggesellen-Schützen-Gesellschaft bei hochsommerlichen Temperaturen am Abend noch einmal in der Stadt auf, auf dem Marktplatz traten die einzelnen Züge, wie schon am Fronleichnamstag, zu Stechschrittparaden an. Mit dem Schützenball im Festzelt endeten am Abend die Ahrweiler Schützenfesttage auch für die Junggesellen-Schützen pünktlich um Mitternacht. Auch das ist eine Tradition.