Salutschützen der Bürgerschützengesellschaft im Einsatz auf dem Marktplatz.
Zahlreiche Ehrungen verdienter Mitglieder beim Festkommers.
AHRWEILER. TW. Für viele Menschen in Ahrweiler ist es der wichtigste Tag im Jahresverlauf: Fronleichnam. Sowohl kirchliches, wie weltliches Hochfest in der Rotweinmetropole. An diesem Tag gehört die Stadt der Kirche und den Aktiven aller drei Ahrweiler Schützengesellschaften. Und er lockt eine Vielzahl von Besuchern in die Altstadt. Am Ende sind auch die Schützen selbst tief bewegt von ihren Traditionen. Von den rund 1.000 Mitgliedern aller drei Schützengesellschaften dürften sich rund 700 an diesem Tag auf den Weg gemacht haben, um bei den Aktivitäten dabei zu sein.
Los ging es schon in aller Frühe mit der Reveille, erste Böllersalven wurden verschossen, Bürger-, Junggesellen- und Aloisiusschützen kamen nach und nach zusammen, es begann für die Schützen ein langer Festtag. Nach dem Festgottesdienst am Morgen in der immer noch von der Flutkatastrophe gekennzeichneten Laurentiuskirche begleitete die Schar der Gläubigen mitsamt den Schützen die Prozession mit dem Allerheiligsten von Stadttor zu Stadttor. Hier waren Altäre aufgestellt, es gab den kirchlichen Segen. Überall in den Straßen hatten die Menschen vor ihren Häusern kleine Altärchen mit Heiligenfiguren, Kerzen und buntem Blumenschmuck aufgestellt. Krönender Abschluss war der Schlusssegen, erneut in St. Laurentius.
Beinahe fließend gingen die Feiern vom kirchlichen auf den weltlichen Part über. Auf dem Marktplatz im Schatten der mächtigen Kirche stand traditionelles Zeremoniell an. Wieder fielen laute Böllerschüsse, die Tagestouristen in den umliegenden Cafe´s zuckten zusammen. Die Schützengesellschaften bildeten eine große Front, die drei Majestäten der Gesellschaften, Jürgen Schmitz (Bürgerschützen), Benedikt Appel (Junggesellen-Schützen) und Philipp Metzger (Aloisiusjugend) schritten diese ab, es folgten die Stechschritt-Parade von fünf angetretenen Junggesellenzügen. Eine Jury bewertete das Auftreten der Züge, am heutigen Samstagabend wird zum Abschluss des Schützenballs im Festzelt am Ahrtor der Sieger gekürt.
Während die Junggesellen am Nachmittag nach Walporzheim weiterzogen, um auch dort ihre neue Majestät vorzustellen, trafen sich die St. Sebastianus Bürgerschützen zum Kommers. Nach der musikalischen Eröffnung durch den Spielmannszug der Aloisiusjugend ließ Bürgerschützen-Hauptmann Jürgen Knieps den Hut rundgehen, um für den Jahresausflug der Aloisiusjugend zu ins Phantasialand sammeln, waren dort die Preise doch jüngst förmlich explodiert.
Vom Rednerpult aus führte Bürgerkönig Jürgen Schmitz die Schützen in eine Zeitreise. Was geschah in Ahrweiler und der Welt vor 50 und vor 25 Jahren? Interessant: in Zeiten von Ölkrise und Sonntagsfahrverbot im Jahr 1973 hatten die Bürgerschützen 284 Mitglieder, heute sind es mehr als 700. Sein Fazit nach Betrachtung früherer Zeiten: „Nicht nur die heutige Zeit ist geprägt von Katastrophen, Krisen und Klimakrisen, Kriegen und Unruhen. Der Mensch hat allerdings ein Talent dafür, die aktuelle Situation als nie da gewesen zu interpretieren und schlechte Nachrichten damit noch mehr in den Fokus zu rücken.“ Da feiere man besser Schützenfest in Ahrweiler, das lenke ab.
Schützenpräses Jörg Meyrer ging auf das Wir-Gefühl der Schützen und im Allgemeinen ein, auf das bröckelnde „Wir“ im Ahrtal und das noch viel stärker gefährdete „Wir“ in der Kirche. Immerhin funktioniere es im kleinen Kreis, womit Meyrer die Schützenfamilie meinte.
Bürgermeister Guido Orthen nutzt das Podium, um Aktuelles zum Thema Wiederaufbau zu verkünden und bemerkte, dass es immerhin bereits 130 Wieder- und Neueröffnungen in Ahrweiler gegeben habe. Die Sanierung der Stadtmauer stehe an, dazu die Schaffung einer südlichen Altstadtumgehung über Gebiet der Ehrenwall’schen Klinik. Die neue Ahrweiler Feuerwache sieht das Stadtoberhaupt 2026 bezugsfertig, die neue Sportanlage in Bachem soll bereits im kommenden Jahr stehen. Erstmals bei den Schützen war der Kreisbeigeordnete Friedhelm Münch als Vertreter von Landrätin Cornelia Weigand. „Das Brauchtum in Ahrweiler ist einmalig. Hier wird etwas erhalten, auf das der Kreis und die Gesellschaft stolz sein können, etwas, das bewegt und ergreift“, war Münch noch voll der Eindrücke des Tages und resümierte: „Da geht einem das Herz auf.“
Am späteren Nachmittag präsentierten sich die Schützen dann noch zu einem Umzug durch die Ahrweiler Altstadt, ehe sie sich in ihre Quartiere zurückzogen. Ein langer Tag ging zu Ende und ein weiterer stand bevor. Denn am Freitag gingen die Feiern weiter. Am Nachmittag zogen die Züge einmal mehr auf, nach Salutschüssen zeigten die Bürger dann auf dem Markt, dass sie in puncto Stechschrittparaden den Junggesellen immer noch in nichts nachstehen. Am Abend folgte dann zum Ausklang der Schützenball im Ahrweiler Bürgerzentrum.
Ehrungen und Neuaufnahmen
Die St. Sebastianus Bürgerschützen in Ahrweiler haben mehr als 700 Mitglieder, viele davon seit langen Jahren. Eine Jubiläumsmedaille und eine Urkunde gab es am Donnerstag für langjährige Mitglieder. Aufgerufen wurden Ingo Franke, Gerd Reuter und Günther Jacobs aus dem Oberleutnantsglied, sie sind ebenso wie Heinz-Peter Bier und Christoph Flohe aus dem Hauptmannsglied seit 25 Jahren Mitglied der Gesellschaft. Aus dem Fähnrichsglied gehören Achim Assenmacher, Marcus Knieps, Herbert Medler, Karl Rosenstein und Fähnrich Udo Willerscheid zu den diesjährigen Silberjubilaren, ebenso wie Josef Moog aus dem Unterleutnantsglied und Dr. Velten Kappesser, Dr. Damian Schubert und Manfred von Berg aus dem Königsglied. Für 40-jährige Mitgliedschaft im Elitecorps wurde Jürgen Appel geehrt. Jochen Ulrich erhielt eine Urkunde für die 25-jährige Wiederkehr seines Königsschusses.
Neu aufgenommen wurden Thomas Kram, Thorsten Rech, Sebastian Durben und Denis Emmering in das Oberleutnantsglied, Nils Assenmacher und Matthias Kelter in das Fähnrichsglied, Uwe Hecht in das Elitecorps und Dr. Stefan Rätz und Dr. Wolfgang Jarre in das Königsglied der Bürgerschützen.