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Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ausgabe 25/2025
Aktuelles
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Dieter Zimmermann und Niklas Eudenbach sind Könige

Trotz früherem Beginn endete der Historische Trinkzug erst am frühen Montagmorgen

AHRWEILER. TW. Dieter Zimmermann und Niklas Eudenbach heißten die neuen Schützenkönige in Ahrweiler. Zimmermann trägt nun drei Jahre lang die Königsinsignien der Ahrweiler St. Sebastianus Bürgerschützengesellschaft. Niklas Eudenbach wird in den kommenden zwölf Monaten oberster Repräsentant der St. Laurentius Junggesellen-Schützen-Gesellschaft sein.

So früh wie selten fielen die beiden Holzvögel in der Ahrweiler Quarzkaul im Tal hinter dem Kalvarienberg. Es galt, den Königsvogel bis aufs Letzte zu zerlegen, Flügel, Kopf, Schwanz und schließlich den Rumpf von der Stange zu holen. Wer das letzte Stück herunterschießt, ist Schützenkönig. Das gelang bereits um 15:45 Uhr Dieter Zimmermann. Krachend versetzte der 52. Schuss dem Holzvogel der Bürgerschützen den Garaus. Unter tosendem Beifall wurde Zimmermann auf den Schultern der Offiziere Gregor Sebastian und Udo Willerscheid ins Festzelt getragen und von Hauptmann Jürgen Knieps proklamiert. Der gebürtige Ahrweiler ist 64 Jahre alt und war erst im Frühjahr nach 46-jähriger Tätigkeit in der Kreissparkasse Ahrweiler, davon 23 Jahre als deren Direktor, in den Ruhestand gegangen. Der Bürgerschützengesellschaft gehört Zimmermann seit dem Jahr 2002 an, ist sein 2016 deren Schatzmeister und Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes sowie des Verwaltungsrates. Von seinem Vorgänger Jürgen Schmitz erhielt er Ketten und Zepter. Zimmermann war einziger Kandidat für die Position des Bürgerschützenkönigs gewesen, sein Name fiel schon Wochen vor dem Dreifaltigkeitssonntag immer wieder.

Mit Nico Brenner, Niklas Eudenbach, Moritz Kelter und Lars Terporten rangen gleich vier Kandidaten um die Königswürde bei den Junggesellen-Schützen. Hier war neben der Schießkunst auch das Glück gefragt, zum richtigen Zeitpunkt am Gewehr zu stehen. Das war Niklas Eudenbach hold, der um 16:26 mit dem 58. Schuss das letzte Holzstück des Vogels von der Stange schoss. Nun war auch er neuer Schützenkönig, wurde wie zuvor Dieter Zimmermann unter viel Applaus ins Festzelt getragen und dort zur neuen Majestät proklamiert. Hauptmann Niklas Sebastian bat den scheidenden Schützenkönig Justin Büch, die Insignien der Königswürde zu übergeben, ehe eine große Schar von Gratulanten der neuen Majestät die Aufwartung machte. Was folgte, waren wohl die schönsten Minuten einer frisch gekürten Majestät, nämlich der Einzug durchs Ahrtor in die Ahrweiler Altstadt. Zu den Klängen des Chorals „Tochter Zion“ warteten hinter dem Tor Tausende von Menschen, um dem neuen König einen gebührenden Empfang zu bereiten. Den gab es zunächst für Bürgerschützenkönig Dieter Zimmermann, der strahlend durchs Tor schritt und Unmengen von Glückwünschen und Umarmungen entgegennehmen durfte. Eine knappe Stunde später wiederholte sich das Spektakel dann erneut. Dieses Mal kamen die Züge der Junggesellen-Schützen am Ahrtor an, durch das sich dann bei gleicher Melodie König Niklas Eudenbach den Weg durch die riesige Gratulantenschar bahnen durfte. Auch für den 27-jährigen gelernten Bauschlosser, der mit seiner Familie das Weinhaus Altenwegshof bewirtschaftet, war es ein besonders Moment, zumal er Mitglied des Junggesellenvereins Ahrhöde Jonge ist und ihm somit ein Einzug in die Stadt durch „sein Tor“ beschert wurde.

Am Abend folgte der Historische Trinkzug. Die ganze Nacht zum Montag hindurch zogen gut 600 Bürger- und Junggesellenschützen durch die Ahrweiler Altstadt, um an rund 120 Ausschankständen, genannt „Altärchen“, von Bürgern, Geschäftsleuten und Menschen des öffentlichen Lebens mit einem Ehrentrunk in Form eines Schluckes Wein beköstigt zu werden. Am Ahrweiler Ahrtor, wo die Hutengemeinschaft der Ahrhut letzter Anlaufpunkt einer langen Nacht war, war es schon lange hell, ehe die letzten Schützen dort ihren Ehrentrunk abholten.

Bis dahin hatte sich der Zug wie eine feucht-fröhliche Partymasse, musikalisch dank mehrerer Blasorchester auf Trab gehalten, durch die Stadt geschlängelt. Natürlich immer schön geordnet und erstmals in Fünferrotten an den Altärchen vortretend. Dabei wurde die Niederhutstraße zum Epizentrum der Feiernden Schützen, denen zahlreiche Schaulustige bei ihrem Treiben zuschauten. Die dortige Großbaustelle war den Schützen egal, sogar Bürgermeister Guido Orthen kredenzte mit Burgundia Laura Graf auf dem Katharinenplatz und damit mitten zwischen Baggern und Absperrbaken. Viereinhalb Stunden brauchten die Schützen im Schnitt vom ersten Altärchen der Kreissparkasse, dass diese mitten im verriegelten Niedertor platziert hatte, bis zum Alten Rathaus, wo das Kölner Traditionscorps der Altstädter auf Einladung der Ahrweiler Narren ausschenkte.

Den Historischen Trinkzug gibt es nur alle drei Jahre. Dabei stellen die Bürgerschützen und die Junggesellen-Schützen der Bevölkerung ihre neuen Schützenkönige vor. Als Dank gibt es von der Bevölkerung vor deren Häusern oder Geschäften einen Ehrentrunk in Form einen Schlucks Wein. Heißt: auf Ausschenkende und Empfangende warten in dieser Nacht rund 120 Schluck Wein.

Auf die Minute zur geplanten Startzeit des Historischen Trinkzug mit seinen Wurzeln im 15. Jahrhundert rückten die Schützen an. Hauptmann Jürgen Knieps und Tambourmajor Thomas Holzberger an der Spitze waren die ersten Schlucke Rotwein des Abends vorbehalten, nachdem Knieps das Antreten von 425 Bürgerschützen zum Trinkzug gemeldet hatte. Denen folgten noch einmal rund 200 Junggesellen Schützen. Sie alle traten bei den Altärchen vor, grüßten artig, ließen sich einschenken und plauderten kurz mit den Gastgebern über die kleinen und großen Themen der Zeit, wie immer noch über den Wiederaufbau.

Gegen 23 Uhr hatte der erste Stand allen gut 600 Schützen Wein eingeschenkt und konnte schließen. Dahinter aber ging es kaum voran. In der Niederhut stand Altärchen neben Altärchen. Erst danach ging es schneller, zum Pastor, durch Altenbau- und Oberhutstraße und dann zum Finale in die Ahrhutstraße. Die zog sich für manchen Schützen dann aber hin, so dass die letzten Tropfen erst weit nach sechs Uhr in der Früh eingeschenkt wurden.