So früh wie selten begann der Historische Trinkzug, der letzte Wein wurde dennoch erst am frühen Montagmorgen eingeschenkt.
AHRWEILER. TW. Die Ahrweiler Schützen feierten die „Nacht der Nächte“, also den Historischen Trinkzug in der Nacht nach dem Dreifaltigkeitssonntag, so wie es immer nach der Proklamierung eines neuen Bürgerschützenkönigs der Fall ist. Die ganze Nacht hindurch zogen gut 600 Bürger- und Junggesellenschützen durch die Ahrweiler Altstadt, um an rund 120 Ausschankständen, genannt „Altärchen“, von Bürgern, Geschäftsleuten und Menschen des öffentlichen Lebens mit einem Ehrentrunk in Form eines Schluckes Wein beköstigt zu werden. Am Ahrweiler Ahrtor, wo die Hutengemeinschaft der Ahrhut letzter Anlaufpunkt einer langen Nacht war, war es schon lange hell, ehe die letzten Schützen dort ihren Ehrentrunk abholten.
Bis dahin hatte sich der Zug wie eine feucht-fröhliche Partymasse, musikalisch dank mehrerer Blasorchester auf Trab gehalten, durch die Stadt geschlängelt. Natürlich immer schön geordnet und erstmals in Fünferrotten an den Altärchen vortretend. Dabei war die Niederhutstraße beinahe ungewollt zum Epizentrum der Feiernden Schützen, denen zahlreiche Schaulustige bei ihrem Treiben zuschauten, geworden. Dort sollte eigentlich die Großbaustelle des Wiederaufbaus des Straßenkörpers schnell passiert werden. Aber die Baustelle war den Schützen egal, sogar Bürgermeister Guido Orthen kredenzte mit Burgundia Laura Graf auf dem Katharinenplatz und damit mitten zwischen Baggern und Absperrbaken. Viereinhalb Stunden brauchten die Schützen im Schnitt vom ersten Altärchen der Kreissparkasse, dass diese mitten im verriegelten Niedertor platziert hatte, bis zum Alten Rathaus, wo das Kölner Traditionscorps der Altstädter auf Einladung der Ahrweiler Narren ausschenkte.
Auf die Minute zur geplanten Startzeit des Historischen Trinkzug mit seinen Wurzeln im 15. Jahrhundert rückten die Schützen an. Hauptmann Jürgen Knieps und Tambourmajor Thomas Holzberger an der Spitze waren die ersten Schlucke Rotwein des Abends vorbehalten, nachdem Knieps das Antreten von 425 Bürgerschützen zum Trinkzug gemeldet hatte. Denen folgten noch einmal rund 200 Junggesellen Schützen. Sie alle traten bei den Altärchen vor, grüßten artig, ließen sich einschenken und plauderten kurz mit den Gastgebern über die kleinen und großen Themen der Zeit, wie immer noch über den Wiederaufbau.
Gegen 23 Uhr hatte der erste Stand allen gut 600 Schützen Wein eingeschenkt und konnte schließen. Dahinter aber ging es kaum voran. In der Niederhut stand Altärchen neben Altärchen. Erst danach ging es schneller, zum Pastor, durch Altenbau- und Oberhutstraße und dann zum Finale in die Ahrhutstraße. Die zog sich für manchen Schützen dann aber hin, so dass die letzten Tropfen erst nach sieben Uhr in der Früh eingeschenkt wurden.