Sie stellten die neue Genossenschaft vor: (v.l.) Ole Seidel, Markus Becker und Markus Bollig.
AHRWEILER. TW. Baustellen sind sein Ding. Digitalisierung auch und Effizienz erst recht. Der Heimersheimer Ingenieur Markus Becker ist im Tiefbau beheimatet. Einem unterschätzen Metier, liegen doch unter der Erde und besonders unter der Straßendecke die neuen Bodenschätze der Kommunen: Rohre, Kanäle, Leitungen. All das, was Kommune und Versorger benötigen, damit im Haus der Strom aus der Steckdose kommt, das Wasser aus dem Hahn fliest und Fäkalien und Abwasser auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Nur: wie sieht es unter der Oberfläche aus. Das ist für Bauleiter und Baggerfahrer oftmals ein Buch mit sieben Siegeln, erst die Baggerschaufel bringt alle Wahrheiten zum Vorschein. Klar gibt es Pläne. Oftmals heutzutage sogar digitale Pläne. Aber wer hat diese, wo sind sie zu finden? Vor dem ersten Baggerstich ist erst einmal Sucherei angesagt. „Das ist doch oft genug nicht nötig“, sagt Becker, der mal bei einer Baustelle vor dem Bad Neuenahrer Quellenhof auf Reste der alten Neuenahrer Straßenbahn stieß. Zugeschüttet und darüber neu gebaut. Niemand hatte ihn darauf hingewiesen, kein Plan sagte etwas über diesen zu erwartenden Fund aus. Beckers Team hat das Ganze dokumentiert, doch wie kommt der nächste, der an dieser Stelle unter die Oberfläche muss, an die wichtige Information, die die Baustellenplanung doch massiv beeinflussen kann?
Die Lösung: Pläne und Fotos, überhaupt alles Relevante zu Objekten aller Art sollen künftig in eine Datenbank fließen und für Planer, Bauleiter und auch für den Baggerfahrer möglichst einfach abrufbar sein. Alle, die irgendwo tätig sind oder waren, sollen die notwendigen Dokumentationen erstellen und in die Datenbank einstellen. Bevor sie sich an ein Projekt machen, kann dann alles abgerufen werden, was möglicherweise helfen kann, einen Bauprozess zu beschleunigen und damit Kosten und Ressourcen zu sparen. Alles soll niederschwellig funktionieren. Wer sensible Daten zu seinem Projekt nicht preisgeben kann, darf oder möchte, kann zumindest seine Metadaten hinterlegen, damit spätere Planer sehen, welches Unternehmen in ihrem Bereich schon einmal tätig waren und es zu einem Kontakt außerhalb der offenen Daten kommen kann. Das geht so weit, dass Planungsschritte obsolet werden können. „Inframeta“ heißt die neue Organisation, die in Ahrweiler gegründet wurde. Das Konstrukt ist als Genossenschaft angelegt. Wer Daten abrufen möchte, muss dafür zahlen. So will die Inframeta spätestens ab dem dritten Geschäftsjahr schwarze Zahlen schreiben, für die Genossen gibt es dann entsprechende Dividenden. „Nur so schaffen wir es, die Vorteile der Digitalisierung auch für den Tiefbau zu nutzen“, so Becker. Seine Vision: „Es soll kein Loch mehr aufgerissen werden, ohne dass es vorher einen Blick auf unsere digitale Landkarte mit den möglichen Informationen gegeben hat.“
Die formale Genossenschaftsgründung mit der Vorstellung und Besprechung der Satzung, der Wahl des dreiköpfig besetzten Aufsichtsrats sowie die Bestellung des Vorstands durch den neu gewählten Aufsichtsrat, wurden von den Gründungsmitgliedern jeweils einstimmig durchgewunken. Zu Vorstandsmitgliedern wählte die Versammlung Diplom-Ingenieur (TH) Markus Becker und Wirtschaftsprüfer Gregor Henn. In den Aufsichtsrat wählte die Versammlung Diplom-Ingenieur Jan Deuster, Diplom-Kaufmann Markus Bollig und Bauingenieur Thomas Walkemeyer.