Bild Nummer 4: Die Muttergottesstatue
Bild Nummer 3: Der Anbau in der Ahrhutstraße. Im ersten Stock befand sich früher ein Gefängnis
Der Heimatverein Alt Ahrweiler e.V. möchte in einer losen Folge die Gebäude des Ahrweiler Marktes, ihre Geschichte und deren architektonische Besonderheiten würdigen. Natürlich sind vereinzelte Bewertungen subjektiver Natur des Autors.
Markt Nr. 3, Teil 2
Vorbemerkung: Da ich in diesem Haus meine Kindheit und frühe Jugendzeit verbringen durfte, sei es mir erlaubt, hier ausnahmsweise zum Teil in der „Ich-Form“ zu schreiben.
Fortsetzung
Das Erdgeschoss ist durchgehend in Bruchstein gehalten. Unter dem vorderen Teil des Hauses verläuft unterirdisch der sogenannte „Teich“. Unter dem hinteren Teil, zu dem man im Gastraum über eine Stufe gelangt, befindet sich ein zweischiffiger Gewölbekeller
Im Heimatbuch der Stadt Ahrweiler von Jakob Rausch findet sich auf Seite 128 folgender Eintrag: „Als geschlossene Gerichtsräume wurden u.a. die heutige „Marktschenke“ (Heinen) gebraucht...“
Diesen Vermerk kann ich aus meiner Erinnerung heraus bestätigen:
In der Ahrhutstraße hat das Haus einen Fachwerkanbau (Bild Nr. 3) der bis zum Umbau Mitte der 1960er im ersten Obergeschoss einen Raum beherbergte, der niemals ein Wohnraum gewesen sein kann. An den Wänden befanden sich an den Balken schwere Eisenringe. Da niemand auf die Idee kommen würde, im Obergeschoss Vieh zu halten, kann es sich bei diesem Raum nur um ein kurzzeitiges Gefängnis gehandelt haben. Dies wird auch noch dadurch erhärtet, dass dieser Raum durch eine sehr massive Holztür mit Beschlägen und drei Riegeln, von außen abzusperren war. Das vordere Zimmer zum Markt hin hat für damalige Wohnverhältnisse eine besondere Größe. In diesem Zimmer waren zu meiner Kinderzeit ein Doppelschlafzimmer, zwei große Kleiderschränke, ein großer Schuhschrank und eine große Heißmangel untergebracht. Außerdem konnte in den kältesten Tagen mein Bett auch noch bequem untergebracht werden. Es handelte sich wahrscheinlich um den kleinen Gerichtssaal.
An der rechten Seite des Gebäudes hängt eine Barockfigur (Bild Nr. 4). Diese stellt die Muttergottes mit dem Jesuskind dar, das in der linken Hand die Weltkugel und in der Rechten früher eine Rose trug. Unter den Füßen des Jesuskindes sind die Köpfe von drei Engelsputten zu sehen. Die Muttergottes steht auf einer Mondsichel und zertritt eine Schlange. Der Sockel der Statue zeigt einen guten Barockstil. Ursprünglich befand sich über der Madonna, wie bei Markt Nr. 4 (Marktbrunnen), eine vergoldete Muschel. Durch die Erschütterungen beim Bombenangriff am 29. Januar 1945 löste sich die Statue und fiel auf die Straße. Gott sei Dank hatte sie keine größeren Schäden. So ist sie auch heute noch eine Zierde des Hauses bzw. des Marktplatzes.
Die heutigen Besitzer, Familie Coels, haben das Haus vor ein paar Jahren fachgerecht renoviert, ihm wieder schöne Sprossenfenster zurückgegeben und es dem modernen Wohnkomfort angepasst - und damit der Ahrweiler Altstadt ein prägendes Haus erhalten.
Was man Ende der 1960er Jahre allerdings mit dem Haus, das Teil des Ensembles Markt Nr. 1 - 3 war, vor hatte, davon in der nächsten Folge mehr...