Thomas Weimer, Leiter des Verbindungsbüros Wiederaufbau Ahrtal, Daniel und Dirk Hempen (v.l.).
AHRWEILER. In den Zimmern im Erdgeschoss sind die Fliesenleger zugange, im Restaurant werden die letzten Fensterbänke gesetzt, am Dach sind noch Ausbesserungen zu machen - und dennoch: Es liegt nicht an den Handwerkern allein, dass wieder Leben ins Hotel Rodderhof in der Oberhutstraße eingekehrt ist. Das Vier-Sterne-Hotel, mit 56 Zimmern das größte hinter den historischen Stadtmauern, hat wieder geöffnet. Übers Wochenende freuten sich der neue Geschäftsführer Daniel Hempen und Vater Dirk, der seinem Sohn den Betrieb übergeben hat, über 70 Gäste in ihrem Hotel. Über Flut, Aufbau und Zukunft des Ahrtals sprachen sie jetzt mit der Wiederaufbaubeauftragten der Landesregierung, Staatssekretärin Nicole Steingaß, und ihrem Mann vor Ort, dem Leiter des Verbindungsbüros Wiederaufbau, Thomas Weimer.
Es war gegen 6 Uhr am 15. Juli 2021, der Nacht nach der Naturkatastrophe, als sich Daniel und Dirk Hempen vom unter Wasser stehenden Privathaus in Ahrweiler zum Hotel vorkämpften, erzählen sie Steingaß und Weimer. Die Oberhut war noch ein Fließgewässer, im weitläufigen Innenhof des Hotels stand das Wasser wie ein See. 30 Gäste hatten die Nacht hier mit dem Hotelpersonal verbracht. Die Gäste in den Zimmern im Erdgeschoss hatten sich in die zweite Etage gerettet. Wo sie jetzt aus den Fenstern schauend auf den Rückgang des Flutwassers warteten. „Die Leute waren alle gefasst, über Tag sind sie dann ruhig abgereist.
Und für Daniel und Dirk Hempen begann mit der Stunde null auch der Neuaufbau. „Aber wo fängst du an?“, beschreibt Daniel Hempen die ersten Gedanken über das heillose Chaos und die Verwüstung an jenem Donnerstag. Die erste Hilfe kam aus dem Sauerland und aus Köln. Verwandte und Freunde der Hempens kamen mit Radlader, Pumpen, Schaufeln und Besen. Und immer mehr Helfer, angelockt von den sozialen Medien, schlossen sich dem Aufräumkommando an. „Ohne sie, hätten wir das alles nicht geschafft“, erzählen Dirk und Daniel Hempen der Staatssekretärin.
Und während das Schlammschippen, das Entrümpeln noch im Gange war, kümmerten sich die Hempens schon um den nächsten Schritt. Den eigentlichen Wiederaufbau stemmten sie mit Profis. Handwerksbetriebe sind seither dabei 16 Zimmer im Erdgeschoss und das Restaurant zu sanieren, eine neue Küche einzubauen, Tagungsräume und Konferenzsaal zu sanieren. Und auch Weinkeller und Wellnessbereich im Untergeschoss der historischen Gebäudeanlage müssen noch saniert werden. Der Gesamtschaden an Inventar und Gebäude beläuft sich auf mehr als vier Millionen Euro. Und auch bei den Hempens lief wie bei vielen Betrieben und Privathaushalten nicht alles rund. Der erste Generalsanierer wurde schnell wieder gekündigt, mit dem zweiten läuft es jetzt gut. Und auch die schleppende Auszahlung von Versicherungsleistungen hat die Hempens beschäftigt.
Auf die Frage von Steingaß, ob es den Moment gab, aufzugeben, hat Dirk Hempen mit einem Lächeln auf dem Gesicht eine klare Antwort. „Nie, meine Frau und ich haben einen Nachfolger, wir machen das für die nächste Generation“, und schaut dabei zu seinem Sohn Daniel.
Und der ist optimistisch, dass das Ahrtal die Katastrophe meistert. „Wir haben nicht nur saniert, wir haben die Chance genutzt, um uns noch besser auf dem Markt zu präsentieren.“ So wurde unter anderem modernste Technik für den Tagungsbereich installiert. Was die touristische Zukunft des Ahrtals angeht muss aus Sicht der Hempens auch in Zukunft der Schwerpunkt auf Wandern und Radfahren liegen.
Bestärkt in ihrem Optimismus werden sie auch von der positiven Resonanz von Stammkunden und Ahrweiler Bevölkerung. „Ich habe in den vergangene Tagen oft den Satz gehört: Toll, dass ihr wieder geöffnet habt“, erzählt Dirk Hempen. Und ergänzt: „Jeder kann seinen Beitrag zum Wiederaufbau leisten. Und wenn es nur Fensterputzen ist in den Gebäuden, die noch nicht wiederaufgebaut sind.“
Die zuversichtliche Haltung beeindruckt auch Staatssekretärin Steingaß. „Die Hempens stehen nicht nur, wie so viele im Tal, für den unerschütterlichen Blick nach vorne. Am Hotel Rodderhof lässt sich auch für jeden sichtbar ablesen, dass der Wiederaufbau Fortschritte macht, die Menschen Erfolge erzielen und Unternehmen wieder auf die Beine kommen. All die Mühen zahlen sich aus und das Ahrtal wird Tag für Tag wieder lebenswerter“, so die Wiederaufbaubeauftragte.