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Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ausgabe 31/2022
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Riesige Weinparty über Bad Neuenahr

Immer gut gefüllt war die große Tanzfläche.

Gemütlich auf Strohballen sitzend wurde bis in die Nacht gefeiert.

Jubiläums-Burgunderfest lockte mindestens 4.000 Weinliebhaber an – Fehlende Gästebetten verhindern eine noch größere Gästezahl

BAD NEUENAHR. TW. Zwei Jahre musste man bei den drei Burgunderweingütern Lingen, Burggarten und Sonnenberg warten, dann konnte das Jubiläum als riesige Sause über die Bühne gehen. Gemeint ist das 25. Burgunderfest in den Weinbergen über der Kreisstadt, mit dem die drei Winzerfamilien der Kurstadt vor mehr als einem Vierteljahrhundert ein eigenes Weinfest gaben, dass im Reigen der traditionellen Weinevents an der Ahr aus der Rolle fällt und dass als eines der schönsten Feste rund um den Rebensaft an der Ahr gilt. Auf eine große Jubiläums-Sonderausgabe der Feiern hatte man bewusst verzichtet. „Ein Feuerwerk verbietet sich bei der Trockenheit von selbst und eine Lasershow muss irgendwo abgebildet werden. Das haben wir gelassen, weil die Menschen mit dem Angebot auch so sehr zufrieden sind“, betonte Michaela Wolff vom Weingut Sonnenberg.

Eigentlich war es wie immer, und doch haben Corona und die Flutkatastrophe so viel verändert, was der weinselige Gast nicht immer und unbedingt merkte. Denn am Grundgerüst des Festes hat sich nicht viel getan. Die meisten Besucher trafen um die Mittagszeit oder etwas später ein, viele von ihnen kamen mit der Ahrtalbahn. Am Bad Neuenahrer Bahnhof gab es die erste Möglichkeit, noch am Tag ein Fest-Arrangement zu erwerben. Enthalten waren neben einem Weinglas drei Gutscheine für Wein und das Bahnticket für die Weiterfahrt nach Ahrweiler. Hier startete die Weintour über den Rotweinwanderweg. Gleich an der Urbanuskapelle wartete die erste Station, bei Musik von Mark & Monty gab es vor allem helle Weine ins Glas. Das sollte sich bei bestem Sommerwetter auch im weiteren Verlauf des Tages nicht mehr ändern. Unterhalb des Lantershofener Sportplatzes war dann der nächste Haltepunkt, es gab Nachschub ins Glas und auch etwas zu essen. Allmählich führte der in Gänze rund sechs Kilometer lange Wanderweg in die Weinberglagen Schieferlay und Sonnenberg nördlich der Kurstadt. Eine letzte Verpflegungsstation sorgte für ein weiteres Anheben der Stimmung, bis man irgendwo in den Höhen zwischen Bergstraße und Schwertstal die große Festwiese erreicht hatte, auf der am Nachmittag der Tanz über den Weinbergen startete. „Wir haben in diesem Jahr weit weniger Arrangements verkauft, als in früheren Jahren“, hatte Michaela Wolff schon früh am Abend ausgemacht. Einen Grund hierfür gab es auch, denn es waren nach Ansicht der Mitorganisatorin vor allem die Übernachtungsgäste, die die Wandertickets erwarben. Mangels ausreichender Bettenkapazitäten blieben diese in diesem Jahr aber aus. Man habe in früheren Zeiten „das Tal vollgemacht“, so Wolff. Das Burgunderfest dürfte demnach eine vierstellige Übernachtungszahl bewirkt haben. Das unterstreicht die Wichtigkeit der Veranstaltung für die Region.

Weniger Wanderer konnten die drei Weingüter aber nicht vermelden. Wie ein langer Lindwurm zog sich die Schar der Festbesucher über den Rotweinwanderweg. Natürlich gab es auch Quereinsteiger und solche, die die Festwiese direkt ansteuerten. „Es ist ein Kommen und Gehen, ein auf und ab“, so Wolff. Die genaue Zahl derer, die letztendlich zu diesem 25. Bad Neuenahrer Weinfest gekommen waren, ließ sich nur schätzen. Es dürften am Ende gut 4.000 gewesen sein, vermutet Wolff. Sie hatte mit dem Orgateam im Vorfeld noch ganz andere Probleme zu lösen gehabt, hatte doch der Hauptcaterer der Festwiese sein Engagement nur eine Woche vor dem Fest gekündigt. Jetzt war Improvisation angesagt. Man fand Ersatz und bestückte die Weinstände auf der Festwiese zudem mit Unmengen an Brezeln und anderem Laugengebäck. Auch das dürften die meisten Festbesucher nicht bemerkt haben, zumal von den überwiegend als Tagesgästen angereisten Besuchern viele zum ersten Mal beim Burgunderfest waren. Es war ein sehr junges Publikum in diesem Jahr. Und es waren viele Menschen dabei, die das Ahrtal vor Jahresfrist als Helfer nach der Flutkatastrophe kennen und schätzten lernten. „Ich habe damals in Bad Neuenahr-Ahrweiler mitgeholfen, Schlamm geschippt und in Eimerketten gestanden. Es war damals die Zeit des Festes und man berichtete uns von diesem außergewöhnlichen Weinfest. Das wollte ich mir jetzt anschauen und finde es sensationell“, so der 22-jährige Justin aus der Nähe von Bergheim, der seine Clique zur Tour an die Ahr bewegen konnte.

Die jungen Leute hatten es sich auf der abschüssigen Wiese gemütlich gemacht, eine kleine Burg aus Strohballen errichtet und ließen sich trockenen 2021er Weißburgunder schmecken. Für eine Flasche mussten sie 18 Euro auf den Tresen legen. Das sei nicht zu teuer, sagten sie. Zumal auch die Unterhaltung stimmte. Hier blieb alles beim Alten, die Bigband der Prinzengarde aus Mechernich sorgte für eine immer volle Tanzfläche. Und die war riesig. Oldies, Kölsche Tön, aktuelle Hits, alles hatte die Band drauf. Und natürlich Skandalsong „Layla“, wenn der Ballermann-Hit erklang, sangen die Menschen besonders lauf mit. „Damit hat hier keiner ein Problem, ganz im Gegenteil“, sagte auch Justin und nahm noch einen Schluck aus dem Burgunderglas.