Mit der geplanten Abschaffung des Muttertierschutzes könnte ein Rotwildkalb ab November verwaist sein.
Dr. Gitta Greif-Werner ist eine der rund 20.000 rheinland-pfälzischen Jägerinnen und Jäger, die den Gesetzesentwurf in der aktuellen Form nicht akzeptiert.
KREIS AHRWEILER / MAINZ. AFi. Das Landesjagdgesetz von Rheinland-Pfalz soll nach nunmehr elfjähriger Bestandskraft evaluiert werden. Unter anderem „... weil es aufgrund von Klimafolgeschäden in den Wäldern einer Anpassung des Jagdmanagements bedarf.“, so die Einleitung. Statt einer Anpassung wurde laut der Auffassung der rheinland-pfälzischen Jägerinnen und Jäger ein komplett neues Gesetz vorgelegt. Für sie ein Schlag ins Gesicht, gegen den sie protestieren. Auch im Kreis Ahrweiler. Dr. Gitta Greif-Werner, Vertreterin der Hegegemeinschaften, beschreibt den Jagdgesetzentwurf als einen „noch nie da gewesenen Vernichtungsfeldzug gegen Wildtiere“.
Besonders alarmierend sind die Verstöße gegen elementare Grundsätze des Tierschutzes. Schalenwild soll ab November keinen Muttertierschutz mehr erhalten – Muffel- und Damwild der Ausrottung preisgegeben werden.
„Will der Gesetzgeber nun Wald-Wild-Schäden verhindern? Wenn er ein Jagdkonzept vorstellt, mit dem das Wild weiter beunruhigt wird, weiter in die Wälder, weiter in die Dunkelheit hineingedrängt wird, bleibt diesem doch nichts anderes übrig, als im Wald und nicht auf den Wildwiesen zu äsen. Damit erreicht man das Gegenteil!“, so Greif-Werner.
Das bewährte Reviersystem soll aufgegeben werden. Jeder könnte auf seiner Parzelle jagen oder diese gesondert verpachten. Eine geordnete Bejagung, die zielgerichtet gerade auch Wildschäden in Feld und Wald verringert, wäre dann kaum noch möglich. Mit dem Ergebnis, dass nicht nur die öffentliche Ruhe gestört werden würde: Das Wild wird scheuer, es gibt durch die hohe Bejagung weniger Wild. In dem Chaos unterbleiben Investitionen in den Lebensraum wilder Tiere. Der Pachtwert sinkt, viele Jagden werden unverpachtbar. Der Wildschaden bleibt bei den Jagdgenossen hängen. Gerade im Kreis Ahrweiler, wo hohe Einnahmen aus Jagdpacht, Jagdsteuer und weiterer Investitionen der Jägerinnen und Jäger erzielt werden, würde so der ländliche Raum geschwächt.
„Das sind nur wenige kritische Punkte des über 50 Seiten umfassenden Gesetzesentwurfs. Es gibt schon jetzt, gerade hier im Kreis Ahrweiler, wunderschöne Wälder mit naturnahem Mischwald und allen Altersgenerationen – das muss das Ziel sein. Eingleisige Lösungsansätze, nach denen alles wiederkäuendes Schalenwild eliminiert werden soll, wird den Klimawandel nicht verhindern. Respekt vor den Tieren, Biodiversität und Engagement vor Ort sind gefragt. Dies alles macht der Entwurf gerade kaputt,“ so Dr. Gitta Greif-Werner abschießend.