Diese Fahrzeuge waren in den 1970er Jahren auf den Straßen zu sehen: Renault, Audi, VW.
Die Tin Lizzy von 1910 hat 113 Jahre auf dem Buckel.
Diese „Schluckspechte“ heißen auch „Freunde des Tankwarts.“
Exklusives Cabrio-Gefühl im Jaguar.
BAD NEUENAHR. TW. In der Sonne blinkender Chrome, dazu war das leise Surren des Achtzylinders mit riesigem Hubraum aus einer Zeit, als Benzin noch wenige Pfennige kostete, zu hören. Etwas weiter knatterte eine Tin Lizzy, das Ford T-Model von 1910 hat stolze 113 Jahre auf dem Buckel und war am Sonntag ältester Gast im Bad Neuenahrer Kurpark, wo es ein Stelldichein von Old- und Youngtimern, Automobilen aus dem letzten Jahrhundert also, gab. Zum zweiten Mal in diesem Jahr hatte der Ahr Automobil Club Bad Neuenahr (AAC) zum Automobil-Picknick eingeladen. Hinkommen, Benzingespräche führen, Autos präsentieren, abreisen – das stand für die zahlreichen stolzen Besitzer der automobilen Köstlichkeiten am Sonntag auf dem entspannten Programm. „So um die 180 Fahrzeuge werden es schon sein“, vermuteten der AAC-Vorsitzende Hermann-Josef Doll und Erwin Großgarten schon um die Mittagszeit. Und immer noch fuhren Old- und Youngtimer durch den Hintereingang in den Kurpark, um sich fotogerecht zu positionieren. Mittendrin wuselte der Vorsitzende von Oldtimer zu Oldtimer, denn es galt, Pappe unter die ganz alten Schätzchen zu legen, um austropfendes Öl aufzufangen. In den frühen Baujahren des letzten Jahrhunderts nahm man es mit dem Umweltschutz noch nicht so ganz genau. Und Dichtungen hatten nicht unbedingt die Qualität heutiger Tage.
Ihre Besitzer strahlten derweil mit den Fahrzeugen um die Wette, zumal die Auffahrt der vielen historischen Fahrzeuge auch zahlreiche interessierte Menschen in den Park lockte. Schnell kamen diese mit den Fahrzeugbesitzern ins Gespräch, erkundigten sich über das Oldtimer-Hobby, über Kosten und Aufwand oder aber, wie viel Liter denn so ein amerikanischer Schlitten aus den 1960er Jahren auf 100 Kilometern schluckt. Bei den Antworten mussten die Besucher oftmals selber schlucken.
Schritt für Schritt versucht der AAC, wieder zurück nach Bad Neuenahr zu kommen. Bevor die Flutkatastrophe vieles zerstörte und von vor der Corona-Pandemie fanden mit „Oldtimer im Park“ und der „Ahr-Rotwein-Klassik“ zwei weit über die Grenzen des Ahrkreises bekannte Oldtimer-Veranstaltungen rund um den Neuenahrer Kurpark statt. Jetzt reicht es immerhin schon wieder für das Automobil-Picknick mit seinen knapp 200 Fahrzeugen. Die Großveranstaltungen sind umgezogen, in den Stöffelpark im Westerwaldort Enspel unweit von Bad Marienberg. Hier hat der AAC eine temporäre Bleibe gefunden. „Und jede Menge neue Mitglieder, wir haben jetzt eine kleine Westerwald-Fraktion“ freut sich Hermann-Josef Doll.
Nach Bad Neuenahr möchte der AAC aber schon zurück. Nur wann? „Es geht alles sehr langsam hier. Zudem steht die Baustelle der neuen Konzerthalle vor der Tür, dann ist es für eine Veranstaltung wie „Oldtimer im Park“ mit rund 1.000 Auto definitiv zu klein. Die müsste sich über ganz Bad Neuenahr ziehen, aber das scheint im Moment noch unmöglich“, so Doll und Großgarten unisono.
Fürs kommende Jahr ist also zunächst wieder ein Automobil-Picknick im Kurpark geplant. Denn der Verein will auch seine Mitglieder vor Ort halten. Manch einer von ihnen hat seinen Oldtimer in den Fluten der Katastrophe von 2021 verloren. Doll schätzt, dass die Wassermassen rund 60 alte Autos der Mitglieder vernichteten. Sein altes Feuerwehrfahrzeug war zur Hälfte geflutet, Doll hat es restauriert. „Aber du merkst immer wieder, dass der Motor nicht zieht, oder etwas anderes klemmt. Der Schlamm sitzt einfach in allen Poren und ist nur schwer zu entfernen“, klagt der Vorsitzende sein Leid. Viele Betroffene haben nach der Flut auf den Wiederaufbau ihrer Fahrzeuge verzichtet, einige haben neue Oldtimer gekauft.
Das kommende Jahr ist nicht nur ein weiteres Provisorien-Jahr des AAC, sondern auch das Jahr des 100-jährigen Bestehens. Schon jetzt ist klar: die beiden Großveranstaltungen finden am Fronleichnamswochenende im Westerwald statt. In Bad Neuenahr soll es dann im August 2024 einen Festakt geben. Bis dahin reicht es für kleine Oldtimer-Veranstaltungen, aber auch für Motorsport, wie den Youngster-Slalom-Cup auf der Bengener Heide. Der ist in diesem Jahr für den 30. September geplant.