Eine schicke Skizze, aber daraus wird erst einmal nichts.
BACHEM. TW. Begeisterung machte sich noch im März des Jahres 2021 im Stadtrat von Bad Neuenahr-Ahrweiler breit. Damals herrschte Einstimmigkeit über das größte Mietwohnungsbauprojekt seit Jahrzehnten in der Kreisstadt. 130 Wohnungen waren geplant, dann kam die Flutkatastrophe. Seither ist nicht mehr viel passiert und das wird auch noch einige Zeit so bleiben, denn im Reigen der an dem Projekt beteiligen Akteure haben sich nach Aussage des Investors die Rahmenbedingungen drastisch verändert.
An der Realisierung des Bauprojekts waren seit 2021 drei Parteien beteiligt: die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler als Verkäufer des 1,2 Hektar großen Grundstücks gleich neben der Erich-Kästner-Realschule plus, die Baloise Lebensversicherung AG als Investor und das Neuwieder Firmengeflecht Plan74 als Generalunternehmer. Plan74 eröffnete in den noch auf dem Gelände befindlichen Gebäuden sogar ein Büro, um dort mietwilligen Menschen das Projekt näherbringen zu können. Noch heute ist die Adresse der „Plan74-Planen und Beraten GmbH“ im Impressum der aus sieben Geschäftsbereichen in ebenso vielen GmbH’s bestehenden Holding zu finden, die ihren Hauptsitz derzeit mit Kottenheim angibt.
Der Stadtrat der Kreisstadt trug seinerzeit den Bebauungsplanentwurf geschlossen mit. Der sah ein Dutzend Mehrfamilienhäuser mit rund 130 Mietwohnungen entstehen, dazu unter anderem auch eine Kindertagesstätte mit drei Gruppen, die den wachsenden Bedarf im Umfeld sowie im Quartier selbst abdecken sollte. Auch Nahversorgungseinrichtungen wie Bäckerei oder Kiosk sollten entstehen. Alle Beteiligten wollten schnell machen und bereits im Sommer 2021 mit dem Bau beginnen, auch vor dem Hintergrund einer Teilpräsentation im Rahmen der seinerzeit noch geplanten Landesgartenschau in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die 130 neuen Wohnungen sollten nur an Menschen vergeben werden, die entweder schon in der Kreisstadt leben oder hier ihren Arbeitsplatz haben.
Es kam ganz anders. Erst wurde die Landesgartenschau verschoben, dann brach im Juli 2021 die Flutkatastrophe über das Ahrtal herein. Auch die Büros der Plan74 wurden Opfer des Wassers. Doch obwohl das Gelände nach der Flut innerhalb des vorläufigen Überschwemmungsgebiets Ahr lag, wurde das Projekt weiterverfolgt.
Zwischenzeitlich aber haben sich die Rahmenbedingungen des Bauprojekts drastisch verändert, wie eine Sprecherin der Baloise betonte. Demnach wurden zwischenzeitlich über die Vermögen verschiedener Unternehmen aus der Unternehmensgruppe des Generalunternehmers Plan74 Insolvenzantragsverfahren eröffnet. „Angesichts der Gesamtsituation haben wir die Zusammenarbeit mit dem Generalunternehmer zum Schutz unserer Versicherten und unserer Stakeholder beendet“, so die Sprecherin.
Im Rathaus der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler gibt man sich unterdessen recht schmallippig: „Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler hat das betreffende Grundstück vor der Flut 2021 an die Baloise verkauft“, empfiehlt eine Stadtsprecherin, weitere Nachfragen direkt an das Versicherungsunternehmen und damit den Investor zu stellen. Dort ist zu erfahren, man sei mit der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler in Gesprächen für weitere Schritte. Derzeit liegt das Gelände brach und verwildert. Ein dort geparkter Kran steht schon lange da, die Büros der Plan74 sind Flutruinen.