Fröhliche Weingeister.
"Chefin" Petra Lanzerath war vor 40 Jahren Weinkönigin.
Der Nachwuchs Walporzheims schenkte rotes Lebenselixier aus.
Älteste Jubilarin im Zug war Anne Grimmiger, Weinkönigin von 1960.
Drei "joode Ruude."
Freunde der Weinregentinnen.
Die Besucher am Wegesrand wurden gut versorgt.
Bacchus Martin Wershoven kam dieses Mal "tiefergelegt" daher.
Außer Dienst: die Weinköniginnen von 2019.
Standesgemäß kutschiert wurde die Walporzheimer Weinkönigin Alyssa (M.) mit ihren Prinzessinnen Anne und Nina.
Ohne den Nachwuchs geht es in Zukunft nicht.
Beim Abschlußkonzert der Klüngelköpp gab es für die Weinmajestäten einen Logenplatz.
WALPORZHEIM. TW. Auch die Weinfeste an der Ahr bedürfen nach Corona-Ausfällen und der Flutkatastrophe vom Juli 2021 eines allmählichen Neu- und Wiederaufbaus. Am vergangenen Wochenende galt dies für das Ländliche Weinfest in Walporzheim. Wo einst vier Tage lang gefeiert wurde, waren es nun noch drei Tage. Getanzt wurde nicht vor zwei Bühnen, sondern vor einer, die auf dem Dorfplatz stand. Hier spielte sich auch das ganze Treiben von Freitag bis Sonntag ab. Dabei war mit dem Auftakttag der Hochsommer mitsamt seiner Hitze verflogen. Erträgliche Temperaturen zogen auf, Regen fiel nicht. „Bestes Wetter für einen schönen Rotwein“, so einer der anbietenden Winzer, deren Produkten das Wetter entgegenkam. Wo andernorts seit vielen Jahren vor allem warmes Wetter dafür sorgt, dass helle Weine, wie der Blanc de Noir die Renner im Glas sind, hatten in Walporzheim Spät- und Frühburgunder große Chancen, über die Tresen auf dem Festplatz gereicht zu werden.
Dazu bot der veranstaltende Verein Weindorf Walporzheim mit Petra Lanzerath an der Spitze ein ausgewogenes Programm für jeden Geschmack und jedes Alter. Das Publikum dankte es den Gastgebern, an allen drei Tagen herrschte am Tor zum romantischen Ahrtal Hochbetrieb. Das begann schon am Freitag, als die Moderatoren Eva Lanzerath und Dieter Franke zur offiziellen Eröffnung baten. Dabei endete für Weinkönigin Kathrin Harz und ihre Prinzessinnen Shanice Boes und Sina Hoffmeyer die wohl längste Amtszeit, die Walporzheimer Weinmajestäten jemals erleben durften. Sie hatten die Krone im Jahr 2019 erhalten. Nun gab Kathrin Harz den Kopfschmuck an Alyssa Alfter weiter. An ihrer Seite hat die 27-jährige Umweltmanagementbeauftragte mit Nina Steinborn und Anne Etten ebenfalls zwei Prinzessinnen. Zu den ersten Gratulanten gehörten die Kreisbeigeordnete Christina Steinhausen, die kreisstädtische Beigeordnete Ute Reuland und Walporzheims Ortsvorsteher Gregor Sebastian. Zum Reigen der Weinköniginnen des Ahrtals, der ebenfalls gratulierte, gesellten sich in diesem Jahr Bacchus, Weinkönigin und Winzer aus Erpel, die als Geschenk für das Repräsentanten-Trio neue Festgläser mitgebracht hatten. Die Walporzheimer Kelche waren nämlich in der Flutnacht fortgetrieben worden, wie so manch anderes Teil aus dem Bestand der Vereine ebenfalls.
Nicht mehr vorhanden waren auch die Festwagen für den Winzerfestumzug. Den aber wollte man den Gästen und dem Regentrio keinesfalls vorenthalten. Am Sonntag zeigte der Ort daher bei einem Festumzug in kleiner Ausgabe seine ganze Flexibilität. Unterwegs durch den mit vielen Besuchern prall gefüllten Ort zogen jede Menge Fußgruppen, darunter die Nachwuchswinzer aus Grundschule und Kindergarten. Die Dorfjugend machte klar, dass „abhauen“ nach der Flut keine Lösung ist, ist doch der „ruude Ahrwing“ das richtige Lebenselixier. Die Dance Friends kamen als tanzende Weingeister daher, die Weinmanufaktur Mayschoß-Walporzheim schickte ihre strammen Mönche ins Rennen und der ganze Zug wurde mit den engsten Fans der Weinmajestäten zu deren Freundeskreis.
Aus einer Fülle von Cabrios sorgten winkende Weinköniginnen aus anderen Orten der Ahr ebenso für gute Laune, wie all die, die ein Königsjubiläum in Walporzheim feiern durften. Unter anderem grüßten Anita Grimmiger, die vor 60 Jahren den Rebensaft des Ortes repräsentieren durfte und Goldjubilarin Marlene Hennemann. Petra Lanzerath erzählte aus Jubilarin des Jahres 1982, wie das Weinfest früher war. Schon am Samstag hatten die Jubilarinnen der vergangenen drei Jahre einen großen Auftritt, als die von der ehemaligen Deutschen Weinkönigin Eva Lanzerath auf der Bühne am Festplatz der Öffentlichkeit noch einmal präsentiert wurden. Nun kam mit dem Umzug ein weiterer Höhepunkt hinzu. Etwas ganz Besonderes einfallen ließ sich der Verein Weindorf Walporzheim für Bacchus Martin Wershoven. Der machte es sich statt auf einem unbequemen Weinfass in einem VW Buggy gemütlich. Dort waren allerdings weitaus weniger Platz und Übersicht als auf dem großen Fass. Aber das ist nun einmal fortgeschwommen. Standesgemäß kutschiert wurden Weinkönigin Alyssa und ihre Prinzessinnen Anne und Nina. Für sie ging es in einer Kutsche durch das feiernde Volk, dass besonders aus den Fußgruppen heraus immer wieder mit Walporzheimer Weinen verwöhnt wurde. Zwei Mal schlängelte sich der weinselige Lindwurm durch den kleinen Weinort, danach ging es auf dem Festplatz dank DJ Fosco nahtlos über zu einer großen Weinfestparty, an deren Ende die kölsche Band „Klüngelköpp“ noch einmal vielen hundert Partygästen auch ohne Abschlussfeuerwerk die „Stääne“ vom Himmel holten.
Überhaupt war ein buntes Musikspektrum beim Ländlichen Weinfest zu erleben. Das breitete sich buchstäblich von der Schwäbischen Fasnet, die die „Lombakabell“ aus Großengstingen an die Ahr brachte, bis zum „Kölsche Fastelowend“ mit der Mundart-Band „Klüngelköpp“ aus. An den Abenden kümmerten sich „Rio 5“ darum, dass aus dem Festplatz eine große Tanzfläche wurde. Die Proklamation bereicherten der Spielmannszug Ahrweiler und die Chorgemeinschaft Ahrweiler-Walporzheim musikalisch. In Trompeter und Hörner bliesen die Calmbacher Musikanten und die Musikfreunde Lantershofen. DJ Fosco heizte bei Sonnenschein ein, nachdem Kapellen aus Lantershofen und Ahrweiler den Winzerfestzug begleitet hatten.