Titel Logo
Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ausgabe 36/2022
Wirtschafts-Info
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Pop-up-Malls in der Kreisstadt sind Geschichte

Für die Pop-up-Malls, wie hier in Bad Neuenahr, steht der Rückbau an.

Stadt und Handel blicken überwiegend zufrieden auf die Provisorien zurück

KREISSTADT. TW. Zehn Monate lang standen Händlern und Kunden in Ahrweiler und Bad Neuenahr provisorische Geschäfte in Form von „Pop-up-Malls“ zur Verfügung. Um die Umsetzung nach der Flutkatastrophe hatte sich die Stadtverwaltung in Person von City-Manager Kevin Hengsberg sehr bemüht. Jetzt sind die Malls Geschichte, Zelte und Container auf dem sogenannten Moses-Parkplatz und an der Ahrweiler Stadtmauer verschwinden, die rund 50 Mieter sind längst ausgezogen. Hengsberg und Händler aus den Malls ziehen ein überwiegend positives Fazit, auch wenn es für viele noch ein längerer Weg ist, bis sie wieder in ihr originäres Ladenlokal zurückkönnen. Insofern wäre es für den ein oder anderen auch wichtig gewesen, über den 31. August hinaus noch ein Angebot über den reinen online-Handel, den die meisten der Gewerbetreibenden eh nicht anbieten, zu haben.

Das die Zeit der Pop-up-Malls mit dem August endet, war von Beginn der Aktion an kommuniziert worden, zumal einige der Zelte bereits vorab Mietverträge für den September haben. Dennoch hatte die Verwaltung eine Abfrage unter den Mietern gestartet. Hier seien nur wenige Fälle aufgetaucht, in denen der Bedarf nach weiteren provisorischen Lösungen formuliert wurde. „Wir gehen folglich davon aus, dass die meisten Mieter zeitnah ihren Betrieb am gewohnten oder neuen Standort in Bad Neuenahr-Ahrweiler aufnehmen können. Viele Einzelhändler haben auch von Anfang eine eigene provisorische Lösung gesucht“, so Stadtsprecher Michael Rennenberg. Wolfgang Huste, der mit seinem Antiquariat ein Ladenlokal in der Pop-up-Mall in Ahrweiler bezogen hatte, wäre dort gerne noch vier Wochen länger geblieben, auch wenn er nach eigenen Worten in der Mall wirtschaftlich keinen Erfolg hatte. „Aber jetzt laufen die entscheidenden Wochen für die Händler“, sagt Huste und meint damit, dass viele erst in einigen Wochen wieder öffnen werden.

Das Problem hat Alexander Petkovski nicht, er konnte schon im Frühjahr zurück in sein Geschäft „Brettspielheld“ in der Niederhutstraße, musste aber das für ihn eminent wichtige Weihnachtsgeschäft 2021 in der Mall mitnehmen. „Das war zufriedenstellend“ sagt Petkovski. Wobei es ihm und vermutlich auch den meisten anderen Mietern eher darum ging, zu zeigen: „Wir sind noch da und es geht weiter.“ Das sei mit den Malls gelungen. Auch in Ahrweiler, obwohl sich der Inhaber des Spielegeschäfts ein wenig mehr Öffentlichkeitsarbeit gewünscht hätte: „Gerade in der Werbung in Radiospots oder Social Media wurde in erster Linie für die Mall in Bad Neuenahr Werbung gemacht, Ahrweiler wurde da irgendwie vergessen“, moniert er.

In die größere Mall in Bad Neuenahr war Hugo Heinzen mit seiner Plattenkiste eingezogen. Direkt nach der Flut hatte er zunächst eine abgelegene Garage bezogen und dort kaum Kunden anlocken können. „In der Mall haben wir vor allen in den ersten vier bis fünf Monaten gute Umsätze machen können, das flachte dann im Frühjahr und Sommer 2022 ein wenig ab. Aber hier hatte ich Platz zum Arbeiten und es war trocken“, so Heinzen, dem ganz andere Aspekte wichtig waren: „Es gab wieder einen Anlaufpunkt für die Bevölkerung. Zudem haben sich Kontakte unter den Einzelhandelskollegen gebildet, wie sie früher in Bad Neuenahr nicht stattfanden. Da sind richtige Freundschaften entstanden.“

Gute Umsätze hatte Wolfgang Huste derweil in Ahrweiler nicht zu verzeichnen. Immerhin habe er für sein Antiquariat und Auktionshaus gute Ankäufe tätigen können. Ansonsten habe man die Kosten als Werbungskosten deklarieren und abschreiben können. Derweil blickt man bei der Stadtverwaltung positiv auf die Aktion, auch wenn diese Kosten im siebenstelligen Bereich produzierte, welche nicht durch die Mieteinnahmen gedeckt werden konnten. „Eine abschließende Finanzierung ist aktuell noch in Klärung“, so Michael Rennenberg. Aber auch das hatte sich von Beginn an abgezeichnet. Viel wichtiger war es, nachdem die Flutkatastrophe nahezu alle Ladenlokale im Altstadtbereich von Ahrweiler sowie in der Innenstadt Bad Neuenahr zerstört hatte, Übergangslösungen für die Bevölkerung, aber auch die innerstädtische Wirtschaft zu schaffen. „Ziel war es, Orte der Begegnung und Kommunikation zu schaffen, wo man sich über das Erlebte austauschen konnte und Erfahrungen mit anderen teilen konnte, um die belastende Situation infolge des Ereignisses gemeinschaftlich begreifen und verarbeiten zu können. Elementare Orte des öffentlichen Lebens, der Kommunikation und insbesondere der Versorgung fehlten im sozialen Alltag der Einwohnerinnen und Einwohner in Bad Neuenahr-Ahrweiler“, so der Stadtsprecher.

In den Zelten und Containern wurden mehr als 50 Gewerbeeinheiten und Standplätze geschaffen, die rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft verfügbar waren. Alle verfügbaren Einheiten konnten vermietet werden. Weitere gastronomische Stellflächen haben das Angebot insbesondere in Ahrweiler erweitert. „Wir konnten feststellen, dass insbesondere in der Vorweihnachtszeit die Mallstandorte rege besucht wurden. Mit zunehmender Projektlaufzeit konnten immer mehr Gewerbetreibende an ihre alten oder neuen Standorte in den Innenstadtbereichen zurückkehren. Die dadurch freien Flächen in der Mall konnten teilweise neu vergeben und genutzt werden. Sowohl das Erdgeschoss in Bad Neuenahr als auch der überwiegende Teil der Ahrweiler Flächen wurden durchgehend genutzt“, so Rennenberg. Weitere Provisorien sind seitens der Stadt nun nicht mehr angedacht.

Die Vermittlung von Gewerbeimmobilien, insbesondere für Einzelhandel, Dienstleistungen, Lagerhallen, Büroflächen und Handwerksbetriebe, werde in den nächsten Monaten und auch Jahren in Bad Neuenahr-Ahrweiler voraussichtlich an Bedeutung gewinnen, vermutet man im Rathaus, wo neue Wege beschritten werden. Die städtische Wirtschaftsförderung und das Citymanagement sehen in der aktuellen Lage die Chance den Vermittlungsprozess zu digitalisieren und sowohl Angebot, als auch Nachfrage für alle Interessenten online sichtbar zu machen.

Vor diesem Hintergrund ist die neue Webseite des online „Gewerbeimmobilien-Hub Bad Neuenahr-Ahrweiler“ gestartet. Die Seite ist unter www.bad-neuenahr-ahrweiler.de/hub zu erreichen.