Titel Logo
Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ausgabe 36/2023
Aktuelles
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Angelsportler an der Ahr haben derzeit wenig Freude

Lachsaussatz in der Ahr, über Erfolg oder Mißerfolg läßt sich noch nichts sagen.

Mit der Flut hat sich viel verändert – Vereine beklagen vor allem fehlende Kommunikation

AHRWEILER. TW. Wie die Jäger sich um Wald und Tiere kümmern, so kümmern sich die Angler um die Gewässer, im Ahrtal um die Ahr und ihre Nebenflüsse. Allerdings haben sie derzeit an ihrem Hobby wenig Spaß, denn seit der Flutkatastrophe ist es vorbei mit dem geordneten Fischereileben. René Laußer vom Angelsportverein aus Mayschoß kann eine ganze Liste von Unzulänglichkeiten aufzählen, die ihm und seinen Angelfreunden das Hobby derzeit schwer machen. Alles voran beklagt Laußer die mangelnde Kommunikation unter allen, die sich im und am Fluss betätigen. Zum Beispiel würden im laufenden Prozess der Gewässerwiederherstellung und des Wiederaufbaus immer wieder Baumaßnahmen ausgeführt, über die die Fischereipächter nicht informiert seien. Der Vorwurf richtet sich durch die Bank an alle, die am oder im Gewässer arbeiten.

So werde der Angelsportverein beispielsweise seiner Aufgabe gerecht, immer wieder für neuen Fischbesatz in der Ahr zu sorgen. „Aber dann wird hin und wieder eine meist illegale Furt angelegt oder es wird in die Ahr gefahren, ohne dass wir es wissen. So habe der Verein erst im Juli mehr als 1.500 Euro für Pflichtbesatz nahe Rech investiert. Kaum waren die Fische ausgesetzt, begann der Abriss der Nepomukbrücke, nachdem monatelang über einen solchen gestritten wurde. Da war der Besatz mehr oder weniger umsonst gewesen. „Zudem liegt immer noch ohne Ende Müll in der Ahr“, so Laußer. Was der Angelsportler ebenfalls bemängelt: es fehlt seit der Flutkatastrophe eine große Anzahl von Bäumen am Ahrufer, die für Schatten sorgen. „An manchen Stellen ist die Ahr um fünf Grad wärmer als vor der Flut. Und das ist zu viel für Fische, wie die Bachforelle“, sagt der Angler.

Überhaupt habe sich die Population im Wasser sehr verändert: „Es gibt fast keine Eschen mehr, dabei war die Ahr immer ein Eschengewässer.“ Schuld daran seien sehr viele gefräßige Kormorane. Jeder Fischeinsatz sei für die Vögel wie ein frisch gedeckter Tisch. Jäger zu finden, die die Kormorane bejagen, sei so gut nicht möglich, ohnehin habe der Verein nur eine von Oktober bis Februar beschränkte Abschusserlaubnis.

Was sich in Massen in der Ahr tummele, seien Kleinfische und Allesfresser wie Döbel oder Barben. Und leider auch der amerikanische Signalkrebs. Dabei war die Hoffnung groß gewesen, dass dieser mit der Flutkatastrophe verschwunden sei. Ist er aber nicht. Der Krebs vertreibt die heimischen Krebsarten. Weil er so gut wie keine Freßfeinde hat, wächst die Population immer stärker. Neu im Fluss sind zudem andere Fischarten. Kois, Karpfenarten oder Barsche seien mit dem Hochwasser am 14./15. Juli 2021 aus zahlreichen Teichen an der Oberahr in die Ahr geschwemmt worden. Auch das bringe Probleme mit sich. Die Summe der Unwägbarkeiten führe aktuell dazu, dass der Angelsportverein Mayschoß trotz großer Nachfrage kaum mehr Tagesscheine verkaufe, denn die Angler würden in aller Regel leer ausgehen. Einnahmequellen des Vereins versiegen also, die Ausgaben bleiben, zumal auch die Pacht an die Verbandsgemeinde wieder in voller Höhe entrichtet werden muss.

Weiter flussabwärts in Sinzig gibt es ähnliche Probleme, aber nicht in solch großer Dimension, wie das bei den Mayschosser Anglern der Fall ist. Beim Angelsportverein Sinzig ruhte der Betrieb nach der Flutkatastrophe zunächst. „Wir haben erst in diesem Jahr wieder angefangen“, sagte der neue Vorsitzende Frank Ruhs. Große Probleme mit Baustellen in der Ahr und am Ufer hat der Verein schon deshalb nicht, weil das Fischereigebiet im Mündungsbereich der Ahr und damit in einem Naturschutzgebiet liegt. Das war selbst nach der Flut zwar stark frequentiert, aber nicht übermäßig befahren. Müll wurde dort sogar mittels Hubschraubereinsatz entsorgt. „Weg ist noch nicht alles, gerade bei Niedrigwasser findet sich noch einiges an Unrat in den Ahrauen“, hofft der Verein noch auf Reinigungsaktionen, wird aber auch selbst tätig. Mit der Flut wurde der Besatz des Sinziger Vereins nahezu komplett vernichtet, mit dem Neuanfang wollen die Angler sich nun auch neu ausrichten und nachhaltiger wirtschaften. Auch sie beobachteten Veränderungen, auch schon vor der Flutkatastrophe. So habe der Bestand an Eschen in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich abgenommen.

In Sinzig will der Angelsportverein nun vermehrt Jungfische aussetzen. Dass passt nicht jedem Vereinsmitglied, rund 20 Prozent der Angelsportler haben den ASV Sinzig daher verlassen. Der Rest geht den neuen Weg mit, auch wenn der ein oder andere Angler noch ein wenig zwiegespalten sei. Aber die nachhaltige Bewirtschaftung werde sogar vom Land Rheinland-Pfalz subventioniert, machte Frank Ruhs deutlich. Unterstützung erwarte der Verein aber auch von der Stadt Sinzig als Verpächter des bewirtschafteten Gewässerabschnitts. Der ASV hofft zumindest auf einen Pachterlass für das Jahr nach der Flutkatastrophe, in dem das Vereinsleben weitestgehend ruhte.